Vorschau 51. Tirreno-Adriatico

Kräftemessen der Giro-Favoriten auf gewohnt hartem Parcours

Von Felix Mattis aus Lido di Camaiore

Foto zu dem Text "Kräftemessen der Giro-Favoriten auf gewohnt hartem Parcours"
Tirreno-Adriatico 2015, Finale der 3. Etappe | Foto: Cor Vos

08.03.2016  |  (rsn) - Mit gewohnt schwerem Parcours und leider ebenso gewohnt schlechtem Wetter erwartet das "Rennen der zwei Meere", Tirreno-Adriatico, das Peloton in Italien. Zwischen Startort Lido di Camaiore am Tyrrhenischen Meer und Zielort San Benedetto del Tronto an der Adria geht es ständig auf und ab - selbst die Flachetappen kommen nicht ohne Hügel im Finale aus.

Kein Wunder, dass sich in erster Linie Bergfahrer bei der 51. Auflage der Fernfahrt tummeln, die dem verschneiten Paris-Nizza trotz toskanischen Regenwetters zumindest ein paar Grad auf dem Thermometer voraus hat. Auffällig ist, dass in diesem Jahr vor allem diejenigen am Start stehen, die den Giro d'Italia der Tour de France als Saisonziel vorgezogen haben: Vincenzo Nibali (Astana) und Alejandro Valverde (Movistar) sowie Rigoberto Uran (Cannondale) sind die Top-Favoriten.

Die Strecke: Nach dem Prolog im Vorjahr startet Tirreno-Adriatico auch 2016 in Lido di Camaiore direkt an der Strandpromenade. Allerdings beginnt die Fernfahrt zwischen den zwei Meeren diesmal wieder wie in den Jahren zuvor mit einem Mannschaftszeitfahren, das mit 22,7 Kilometer das längste der letzten 20 Jahre bei Tirreno-Adriatico ist. Auch am zweiten Tag führt das Rennen durch Lido di Camaiore, verlässt den Bade-Ort dann aber gen Süden, wo nach 207 Kilometern in Pomarance ein bereits recht schwieriges Etappenfinale wartet: 60 Kilometer vor dem Ziel wartet der zehn Kilometer lange Anstieg von Pian di Forno, und auch auf den letzten zehn Kilometern geht es 7.000 Meter bergan, bevor die letzten drei Kilometer wellig zum Ziel führen und die letzten 200 Meter steil ansteigen.

Tag drei behält die erste von zwei Chancen für die Sprinter bereit, wenn die 3. Etappe nach 176 Kilometern in Montalto di Castro endet, wo die letzten 500 Meter mit 3,5 Prozent ansteigen. Etappe 4 wartet mit vier Bergwertungen niederer Kategorie, wobei der Montefalco (5,5 km, 4,1%) erst 15 Kilometer vor dem Ziel überquert wird.

Die Vorentscheidung über den Gesamtsieg dürfte auf der 5. Etappe mit der Bergankunft am Monte San Vicino (10 km, 7,8%) bei Matelica fallen, bevor die mit 210 Kilometern längste Etappe des Rennens am sechsten Tag von Castelraimondo nach Cepagatti wieder den Sprintern gehören dürfte. Das Etappenfinale ist dort auf den letzten 50 Kilometern leicht wellig, sollte aber einen Massensprint nicht verhindern. Den Abschluss macht das seit 2011 jährlich ausgetragene und somit fast schon traditionelle Einzelzeitfahren in San Benedetto del Tronto auf einem zehn Kilometer langen Wendepunktkurs direkt am Meer.

Die Favoriten: "Das Favoritenschildchen würde ich Vincenzo Nibali umhängen", sagte Tejay Van Garderen (BMC) am Dienstagnachmittag in Lido di Camaiore, doch der Italiener von Astana wehrte sich gegen diese Alleinstellung: "Die Leistungsdichte ist hier, wie immer, sehr hoch." Tatsächlich treffen Nibali und van Garderen auf mehrere ebenbürtige Rundfahr-Asse wie Uran, Valverde, Thibaut Pinot (FDJ) oder auch den jungen Kolumbianer Esteban Chaves (Orica-GreenEdge), der bislang erst drei Eintagesrennen in seinen Beinen hat und entsprechend selbst nicht genau einschätzen kann, wie stark er ist.

In der zweiten Reihe der Klassementfahrer stehen außerdem Roman Kreuziger (Tinkoff), Jean-Christophe Peraud (Ag2r), Andrey Amador (Movistar), Joaquim Rodriguez und Jürgen Van den Broeck (beide Katusha) sowie Ex-Weltmeister Michal Kwiatkowski, der Tscheche Leopold König (beide Sky) und Bauke Mollema (Trek-Segafredo) aus der Niederlande.

Auf den zwei Sprinter-Etappen hoffen die Veranstalter auf ein Duell der beiden Bahn-Weltmeister Fernando Gaviria (Etixx-Quick-Step) und Mark Cavendish (Dimension Data), die auf eine ganze Reihe bergfesterer Sprinter wie Weltmeister Peter Sagan (Tinkoff), Het-Nieuwsblad-Sieger Greg Van Avermaet (BMC) und den im Februar überragenden Edvald Boasson Hagen (Dimension Data) treffen.

Aus deutschsprachiger Sicht: Giant-Alpecin und Bora-Argon 18 stehen in Lido di Camaiore am Start. Doch während Giant-Alpecin mit Sprint-Hoffnung Nikias Arndt lediglich einen deutschsprachigen Fahrer nominiert hat, reist der ProContinental-Rennstall aus Raubling mit einer ganzen Armada an: Der Österreicher Patrick Konrad sowie die Deutschen Emanuel Buchmann, Dominik Nerz und Paul Voss werden hauptsächlich auf die schwereren Etappen schielen, während in Rüdiger Seligs Fokus wohl vor allem auf Sam Bennett und dessen Sprints gerichtet sein dürften.

Tony Martin und der Luxemburger Bob Jungels gehören zum sehr breit aufgestellten und für jede Etappe gewappneten Aufgebot von Etixx-Quick-Step und dürften beide mit allen Freiheiten ausgestattet sein, um auf Etappenjagd zu gehen. Hinzu kommen der frisch gebackene Omnium-Vize-Weltmeister Roger Kluge (IAM) und Movistar-Youngster Jasha Sütterlin aus Deutschland, der Luxemburger Jean-Pierre Drucker (BMC) sowie die Schweizer Steve Morabito, Sebastien Reichenbach (beide FDJ), Mathias Frank, Reto Hollenstein (beide IAM) und der zuletzt bestens aufgelegte Fabian Cancellara (Trek-Segafredo). Besonders interessant wird, wie sich der Österreicher Marco Haller schlägt. Er startet für Katusha ohne Sprint-Kapitän Alexander Kristoff und wird versuchen, die Gunst der Stunde zu nutzen um selbst Ergebnisse einzufahren.

Die Teams: Ag2r La Mondiale, Androni Giocattoli - Sidermec, Astana, Bardiani CSF, BMC, Bora-Argon 18, Caja Rural, Cannondale, CCC Sprandi Polkowice, Dimension Data, Etixx-Quick-Step, FDJ, IAM, Lampre-Merida, Lotto-Soudal, Movistar, Orica-GreenEdge, Giant-Alpecin, Katusha, LottoNL-Jumbo, Sky, Tinkoff, Trek-Segafredo

Die Etappen:
1. Etappe, 9. März: Lido di Camaiore (Mannschaftszeitfahren, 22,7 km)
2. Etappe, 10. März: Camaiore - Pomarance (207 km)
3. Etappe, 11. März: Castelnuovo Val Di Cecina - Montalto Di Castro (176 km)
4. Etappe, 12. März: Montalto Di Castro - Foligno (222 km)
5. Etappe, 13. März: Foligno - Monte San Vicino (Matelica)
6. Etappe, 14. März: Castelraimondo - Cepagati (210 km)
7. Etappe, 15. März: San Benedetto del Tronto (Einzelzeitfahren, 10,1 km)

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.03.2016Sagan sauer auf Van Avermaet, aber zufrieden mit Platz zwei

(rsn) – Auf dem Schlusspodium des 51. Tirreno-Adriatico wirkte Peter Sagan (Tinkoff) nicht wie der Gesamtzweite, sondern wie der erste Verlierer. Während Greg Van Avermaet (BMC) nach seinem Coup st

15.03.2016Van Avermaet hat im Sekunden-Krimi mit Sagan die Nase vorn

(rsn) – Peter Sagan (Tinkoff) kommt in dieser Saison einfach nicht an Greg Van Avermaet (BMV) vorbei. Nachdem er sich bereits beim Omloop Het Nieuwsblad und auf der gestrigen 6. Etappe des 51. Tirre

15.03.2016Van Avermaet feiert Gesamtsieg, Cancellara gewinnt Zeitfahren

(rsn) – Greg Van Avermaet (BMC) hat in einem Sekunden-Krimi die Gesamtwertung des 51. Tirreno-Adriatico für sich entschieden. Der 31 Jahre alte Belgier setzte sich nach sieben Etappen mit einer Sek

15.03.2016Tony Martin startet um 13.29 Uhr

(rsn) – Svein Tuft (Orica-GreenEdge) wird zum Abschluss des 51. Tirreno-Adriatico das zehn Kilometer lange Einzelzeitfahren in San Benedetto del Tronto eröffnen. Der Kanadier nimmt den brettebenen

15.03.2016Benedetti endlich für seinen Offensivgeist belohnt

(rsn) – Der Kampf um den Gesamtsieg beim 51. Tirreno-Adriatico wird erst im heutigen Einzelzeitfahren in San Benedetto del Tronto entschieden. Das Bergtrikot der Fernfahrt ist allerdings bereits ve

14.03.2016Etixx serviert Van Avermaet den Sieg auf dem Silber-Tablett

(rsn) - Bis 1.000 Meter vor dem Ziel in Cepagatti war alles gut für Etixx - Quick-Step. Doch als Michal Kwiatkowski (Sky) auf dem Schlusskilometer der 6. Etappe bei Tirreno-Adriatico das Tempo anzog

14.03.2016Tirreno: Gebrochene Speiche bringt van Garderen um Podiumschancen

(rsn) – Eine gebrochene Speiche hat Tejay van Garderen alle Chancen auf das Podium bei Tirreno-Adriatico gekostet. Der BMC-Kapitän wurde im Finale der 6. Etappe fünf Kilometer vor dem Ziel bei e

14.03.2016Van Avermaet ringt Sagan nieder und peilt Gesamtsieg an

(rsn) – Nach seinem zweiten Saisonerfolg hat Greg Van Avermaet (BMC) beste Karten im Kampf um den Gesamtsieg des 51. Tirreno-Adriatico. Der 30-jährige Belgier rang auf der 6. Etappe nach 210 Kilome

14.03.2016Van Avermaet schlägt Sagan und erobert das Blaue Trikot

(rsn) – Peter Sagan (Tinkoff) muss weiter auf seinen ersten Saisonsieg warten. Der Weltmeister aus der Slowakei musste sich am Montag auf der 6. Etappe des 51. Tirreno-Adriatico nach 210 Kilometern

14.03.2016Nimmt Nibali heute Rache auf der Windkante?

(rsn) – Vincenzo Nibali und sein Trainer Paolo Slongo haben mit heftiger Kritik auf die Entscheidung der Organisatoren reagiert, die gestrige Königsetappe von Tirreno-Adriatico wegen angekündigten

13.03.2016Kwiatkowski schlägt sich bei Tirreno-Adriatico ganz ordentlich

(rsn) – Wegen einer Erkältung musste Michal Kwiatkowski die diesjährige Austragung der Algarve-Rundfahrt kurzfristig absagen. Stattdessen startete der Straßenweltmeister von 2014 beim italienisch

13.03.2016Nach Absage der Königsetappe droht Nibali mit Giro-Boykott

(rsn) - Die Diskussion der Profis über das am 1. Januar 2016 verabschiedeten "Extreme Weather Protocol" der UCI wechselt wie das Wetter im April. So gehen Vincenzo Nibali und sein Team Astana gerade

Weitere Radsportnachrichten

05.05.2024Pogacar stürmt am Santuario di Oropa ins Rosa Trikot

(rsn) – Marco Pantani triumphierte 1999 in Santuario di Oropa dank einer historischen Aufholjagd, nachdem er am Fuße des Anstiegs einen Defekt hatte. 25 Jahre später tat es ihm Tadej Pogacar (UAE

05.05.2024De Lie in der Bretagne auch durch Plattfuß nicht zu stoppen

(rsn) – Nach Platz zwei im Vorjahr hat sich Arnaud De Lie (Lotto – Dstny) die 41. Ausgabe von Tro Bro Léon (1.Pro) gesichert. Der 22-jährige Belgier entschied in der Bretagne das über 203,6 Kil

05.05.2024Vollering nutzt Rückenwind-Passage zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) die 10. Vuelta Femenina (2.UWT) souverän für sich entschieden. Die 27-jährige Niederländerin schüttelt

05.05.2024Pogacar: ”Die Post wird abgehen”

(rsn) – Der Auftakt zum 107. Giro d’Italia ist atypisch. Einen Tag nach der schweren 1. Etappe, auf der bereits einige Favoriten Federn gelassen haben, steht bereits die erste Bergankunft auf dem

05.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 2. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

05.05.2024Narvaez sorgt für die nächsten rosa Träume in Ecuador

(rsn) – Fünf Jahre ist es her, dass Richard Carapaz das Radsportland Ecuador mit seinem sensationellen Gesamtsieg beim Giro d´Italia in Rosa gehüllt hat. Nun feiern die Nachbarn der Kolumbianer i

05.05.2024Erste Bergankunft im Zeichen von Pantani

(rsn / ProCycling) – Wie bereits der gestrige Auftakt ist auch diese 2. Etappe verhältnismäßig kurz. Im Gegensatz zu den Vorjahren entschied sich der Veranstalter RCS in der ersten Hälfte der Ru

05.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

04.05.2024Zocker Schachmann eröffnet den Giro mit Bravour

(rsn) - Im Ziel in Turin war Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) von den Emotionen überwältigt. Natürlich war er sauer, dass er zum Auftakt des Giro d’Italia so knapp am Rosa Trikot vorbei

04.05.2024Arensman und Bardet müssen schon sehr früh Federn lassen

(rsn) – Riesig waren die Abstände unter den besten Kletterern des Giro d´Italia auf der 1. Etappe rund um Turin nicht. Und doch dürfte das Thema ´Podium in Rom´ für vier Protagonisten nach den

04.05.2024Pogacar verpasst Rosa, setzt aber eine erste Duftmarke

(rsn) – Tadej Pogacar hat mit seinem UAE Team Emirates alles getan, um schon am ersten Tag des 107. Giro d´Italia das Maglia Rosa zu übernehmen. Die Männer in Weiß arbeiteten auf den 140 Kilomet

04.05.2024Highlight-Video der 1. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) hat mit seinem Sieg zum Auftakt des 107. Giro d’Italia das erste Rosa Trikot erobert. Der 27-jährige Ecuadorianer setzte auf der 1. Etappe über 140 Ki

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)