Was geschah am Freitag wirklich?

Mehr als ein gebrochener Finger: Gilbert droht übles Nachspiel

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Mehr als ein gebrochener Finger: Gilbert droht übles Nachspiel"
Philippe Gilbert (BMC) | Foto: Cor Vos

13.04.2016  |  (rsn) - Jetzt kommt es doppelt hart für Philippe Gilbert: Der Belgier, der am vergangenen Freitag gemeinsam mit seinem BMC-Teamkollegen Loic Vliegen in ein Handgemenge mit einem Autofahrer geraten war und sich dabei seinen Mittelfinger dreifach brach, muss laut Het Nieuwsblad nun selbst eine Strafe befürchten. Gilbert hatte in der Auseinandersetzung mit dem bislang nicht namentlich bekannt gewordenen Mann ein in Belgien verbotenes und als Waffe geltendes Pfefferspray eingesetzt.

"Gemäß des Waffengesetzes können der Besitz und der Gebrauch mit einer Haftstrafe von einem Monat bis fünf Jahren sowie einer Geldstrafe von 100 bis 25.000 Euro belegt werden", heißt es auf der Website der belgischen Zeitung. Allerdings dürfte die Strafe für den Einsatz eines Pfeffersprays am unteren Ende der Skala angesetzt werden. 

Gilbert und Vliegen waren am Freitag zwischen Spa und Theux in Belgien unterwegs und fuhren nebeneinander auf der Straße. Ein Hobbyfahrer schloss sich unterwegs an und fuhr hinter den beiden, als ein Auto zum Überholen ansetzte. Was dann geschah, variiert je nach Erzähler-Perspektive. Doch sowohl Gilbert und Vliegen als auch der Autofahrer haben nach ihren polizeilichen Anhörungen inzwischen öffentlich ihre Versionen der Geschichte erzählt:

Die Version von Gilbert und Vliegen:
Laut den BMC-Profis wurden sie von einem Auto sehr eng überholt, das anschließend langsamer wurde, als die beiden sich lautstark und gestikulierend über den Überholvorgang beschwerten. Der Fahrer wartete auf Gilbert und Vliegen. "Das linke Fenster war offen und ich habe mich an den Fahrer gewendet", so Vliegen.

"Aber der Mann drehte am Lenkrad und zog nach links rüber. Ich musste mich am Auto festhalten, um nicht zu fallen. Daraufhin packte der Fahrer meinen rechten Arm am Ärmel und beschleunigte, wobei er mich auf die linke Fahrspur drängte. Eine Kollision mit einem entgegenkommenden Auto konnte gerade so vermieden werden, weil es scharf gebremst hat. Ich hatte die Angst meines Lebens. Als ich mich losriss, fuhr er davon: Fahrerflucht."

"Per Zufall haben wir das Auto dann im Zentrum von Theux wiedergesehen", erzählte Gilbert weiter. "Wir sind auf den Fahrer zugegangen, der uns allerlei Dinge und Beschimpfungen an den Kopf warf. Dann kam es zum Handgemenge - für mich mit schweren Folgen, denn ich brach mir meinen Finger dreifach. Wir haben mehrere Zeugen." Am Freitag war außerdem berichtet worden, der Autofahrer sei betrunken gewesen.

Die Version des Autofahrers:
Doch dieser widersprach vehement und erklärte: "Los ging es außerhalb des Orts. Drei Radfahrer haben die gesamte Breite der Straße eingenommen. Erst nach ein paar Kilometern kam ich an ihnen vorbei. Als ich hupte, um sie dazu zu bringen, hintereinander zu fahren, wurden mir einige Beleidigungen an den Kopf geworfen. Ich habe gebremst und die Radfahrer sind an meine Seite gefahren. Ich wollte mit ihnen reden und öffnete mein Fenster, aber der Jüngere von ihnen hat versucht mich zu schlagen."

Anschließend sei er mit seinem Beifahrer nach Theux weitergefahren, wo es dann zum zweiten Aufeinandertreffen kam. "Sie haben uns geschlagen und ein Spray benutzt. Ich habe bei der Polizei eine Beschwerde eingereicht. Anders als es in der Pressemitteilung von BMC steht, habe ich nicht geschlagen und war auch nicht betrunken."

Was nun geschieht:
Die belgische Polizei versucht nun, herauszufinden, was tatsächlich geschah. Der Einsatz des verbotenen Pfeffersprays aber scheint bestätigt. "Ich lebe seit acht Jahren nicht mehr in Belgien", erklärte der in Monaco wohnende Gilbert. "In Frankreich wird das Produkt frei verkauft. Ich habe es bei mir, weil ich unglücklicherweise schon mehrfach mit Aggressionen und Gewalt beim Training konfrontiert wurde. Ein Radsportler ist absolut ungeschützt."

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