Tour de Suisse: Caruso nach 1. Bergankunft in Gelb

Warbasse fährt zum ersten Profisieg und bricht in Tränen aus

Von Lorenz Rombach

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Kann es kaum fassen: Larry Warbasse (Aqua Blue Sport) holt in Villars-sur-Ollon seinen ersten Profi-Sieg| Foto: Cor Vos

13.06.2017  |  (rsn) – Larry Warbasse (Aqua Blue Sport) hat sich auf der 4. Etappe nach Villars-sur-Ollon die erste Bergankunft der 81. Tour de Suisse gesichert und seinem irischen Rennstall damit den ersten Sieg der Team-Geschichte beschert. Neuer Gesamtführender ist der Italiener Damiano Caruso (BMC), der 40 Sekunden hinter dem US-Amerikaner Etappenzweiter wurde und in der Gesamtwertung Michael Matthews (Sunweb) an der Spitze ablöste. Neuer Gesamtzweiter ist der Niederländer Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) vor dem zweiten Italiener Domenico Pozzovivo (Ag2r).

“Das ist der erste Sieg meiner Karriere. Es ist toll. Ich liebe dieses Rennen, liebe die Tour de Suisse und die Schweiz. Ich war zwei Jahre im Team IAM und es ist eines der schönsten Länder der Welt. Es war heute wie ein Heimrennen, ich hatte noch nie so viele Leute an der Straße, die meinen Namen riefen“, sagte der 26-Jährige, der in den Jahren 2015 und 2016 für die Schweizer Mannschaft fuhr.

Hinter Warbasse, der den Etappensieg aus der Ausreißergruppe des Tages heraus einfuhr, lieferten sich die Favoriten einen heißen Schlagabtausch. Am Ende waren Caruso, Kruijswijk und Simon Spilak (Katusha-Alpecin) die Stärksten. Sie kamen gemeinsam 40 Sekunden hinter Warbasse ins Ziel. Dahinter überzeugten auch die beiden Ag2r-Fahrer Pozzovivo und Matthias Frank, die im Finale mehrmals attackierten und am Schluss auf die Ränge fünf und sechs kamen, vier beziehungsweise sieben Sekunden hinter Caruso und Co.

Doch obwohl die Favoriten gleich zu Beginn des 10,5 Kilometer langen Schlussanstieges nach Villars-sur-Ollon Dampf machten, kamen sie nicht mehr ganz an Warbasse heran, der mit rund vier Minuten Vorsprung in den Anstieg gegangen war. "Ich habe gestern jedem gesagt, dass ich sehr hart gearbeitet habe für das - das ganze Jahr", sagte der US-Amerikaner über seinen ersten Profisieg und brach dabei in Tränen aus. "Ich gebe immer 110% und bin einfach so glücklich, dass es sich endlich gelohnt hat.“

Nach 15 der 150 Kilometer von Bern nach Villars-sur-Ollon konnten sich vier Fahrer absetzen, die einen Maximalvorsprung von neun Minuten herausfuhren: Lars Boom (LottoNL-Jumbo), Larry Warbasse (Aqua Blue Sport), Antoine Duschesne (Direct Energie) und Nick van der Lijke (Roompot - Nederlandse Loterij). Am ersten Anstieg des Tages, dem Col des Mosses (1. Kategorie), war es die Bahrain-Merida-Mannschaft, die im Feld das Tempo erhöhte und den Abstand zu den Ausreißern auf fünf Minuten reduzierte.

An der Spitze musste der ehemalige Cross-Weltmeister Boom im oberen Teil des Anstieges die Segel streichen, doch Warbasse, Duchesne und Van der Lijke arbeiteten gut zusammen und retteten gut vier Minuten in den Schlussanstieg. Im Feld sorgten FDJ für Steve Morabito, Trek-Segafredo für Jarlinson Pantano und Bahrain-Merida für Ion Izagirre für das Tempo.

Während an der Spitze schnell klar wurde, dass Warbasse der Stärkste war, übernahm im Feld BMC die Kontrolle. Giro-Etappensieger Tejay Van Garderen schlug einen hohen Rhythmus an und schnell waren einige Mit-Favoriten wie Giro-Sieger Tom Dumoulin (Sunweb), Pantano oder Morabito distanziert. Sieben Kilometer vor dem Ziel attackierte schließlich Caruso und nur Kruijswijk, Spilak, Pozzovivo, Frank und Marc Soler (Movistar) konnten folgen.

Im Gegensatz zu den Favoriten, die sich immer wieder gegenseitig attackierten, allen voran Pozzovivo und Frank, fuhr der 26-jährige Warbasse einen gleichmäßigen Rhythmus und verlor insbesondere auf den letzten drei Kilometern des Anstiegs kaum noch Zeit.

Dahinter attackierte Frank knapp drei Kilometer vor dem Gipfel, wurde jedoch 800 Meter vor dem Ziel wieder gestellt. Während Warbasse an der Spitze ausgelassen seinen ersten Profi-Sieg feierte, übernahm Caruso mit Rang zwei die Gesamtführung und ist damit bereits der dritte Fahrer seiner Mannschaft, der die 81. Schweiz-Rundfahrt anführt. Hinter Frank kam der junge Spanier Soler auf Rang sieben und verlor lediglich 19 Sekunden auf die Caruso-Gruppe.

Vorjahressieger Miguel Angel Lopez (Astana), der nach langer Verletzung erst seinen fünften Renntag der Saison absolvierte, kam weitere acht Sekunden dahinter auf einen guten achten Platz. Der Baske Mikel Nieve (Sky) verlor auf Rang neun bereits 40 Sekunden auf die besten der Favoriten und der dreifache Tour-de-Suisse-Sieger Rui Costa (UAE Team Emirates) fast eine Minute.

Michael Matthews (Sunweb), der im Gelben Trikot in den Tag gestartet war, verteidigte zumindest seine Führung in der Punktewertung, die er nun gleichauf mit Caruso anführt. Führender der Bergwertung ist weiterhin Bahn-Olympiasieger Lasse Norman Hansen (Aqua Blue Sport), der jedoch nur noch einen Punkt vor Van der Lijke liegt. Die Teamwertung führt Ag2r an, das mit Frank auch den besten Schweizer stellt. Der 30-Jährige aus Roggliswil im Kanton Luzern liegt auf Gesamtrang sechs lediglich 33 Sekunden hinter dem Führenden Caruso. Nach einem guten 15. Etappenplatz liegt der junge Österreicher Patrick Konrad als Bester der deutschen Bora-hansgrohe-Mannschaft auf Rang 13 der Gesamtwertung.

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