Interview mit dem neuen Deutschen Meister

Meisen: “Hoffe, das Trikot bei größeren Rennen zeigen zu können“

Von Christoph Adamietz

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Das Podium der Deutschen Meisterschaften 2020 | Foto: Cor Vos

25.08.2020  |  (rsn) - Marcel Meisen (Alpecin - Fenix) ist am Sonntag auf dem Sachsenring erstmals in seiner Karriere Deutscher Straßenmeister geworden. Im Interview mit radsport-news.com sprach der Stolberger über seinen Coup, wie er Favorit Pascal Ackermann schlug und wann er sein Meistertrikot erstmals im Rennen tragen wird.

Marcel Meisen, herzlichen Glückwunsch zum Meistertitel auf der Straße. Wie haben Sie gefeiert?
Marcel Meisen: Gefeiert wurde nicht viel. Es gab noch eine lange Heimreise für mich und nach einem so schweren Rennen und der langen Rückfahrt ist man ein bisschen kaputt, wenn man zu Hause ankommt. Ich war natürlich nicht ganz früh im Bett, habe mir alle Nachrichten noch mal angeguckt und entsprechend kurz war die Nacht. Und am gestrigen Tag war ich auch nicht ganz so fit. Heute ist wieder alles besser.

Sie sagten im ersten Interview nach dem Rennen, dass Sie sich vor dem Start schon das Podium zugetraut hatten. Wann im Rennendachten Sie an den ganz großen Coup?
Meisen: Ich wusste, dass ich schnell bin, vor allem berghoch im Sprint. Das Podium habe ich mir zugetraut, aber man musste natürlich den Rennverlauf abwarten. Die Strecke war nicht einfach, aber auch nicht super schwer. Es hätte sich durchaus auch eine Gruppe bilden können oder alles hätte auseinander fallen können. Aber ich dachte schon, dass Bora – hansgrohe auf den Sprint fährt und wusste, wenn ich gut platziert bin, dann kann ich aufs Podium fahren. Wenn man auf einen solchen Sprint zufährt, da will man einfach nur das Beste rausholen, an mehr habe ich nicht gedacht – also ob ich gewinnen kann oder nicht. Ich wollte den bestmöglichen Sprint fahren und dann schauen, was dabei heraus kommt. 

Gab es für den Sprint Absprachen zwischen Ihnen und Ihrem Teamkollegen Alex Krieger, der Dritter wurde?
Meisen: Vor dem Rennen gab es keine Absprache. Als auf den letzten zehn Runden klar war, dass es zum Sprint kommen würde, haben wir uns kurz besprochen und abgemacht, dass, wenn wir unten in der Senke beide gut platziert sind, uns dann gegebenenfalls noch mal kurz Kommandos geben. Aber ich habe mich gut gefühlt und wollte auf jeden Fall meine Karte spielen. Respekt hatte ich vor der Senke unten, weil da bei der breiten Straße von hinten überrollt wird und dann eingebaut wird. Aber ich saß perfekt bei Pascal am Rad und konnte mich dort behaupten. Ich war so gut drauf, dass ich es sogar gut verkraftet habe, mal kurz im Wind zu fahren und auch die kurze Welle vorm Ziel war kein Problem. 

Was gab letztlich den Ausschlag im Sprint gegen Ackermann?
Meisen: Pascal ist ein reiner Sprinter, bei einem flachen Sprint ist es für mich praktisch unmöglich, ihn zu schlagen. Aber vor allem die ansteigende Zielgerade, die fast 150 Steigungen während des Rennens plus Regen machte es für jeden schwer. Ich verkrafte sowas sehr gut. Es war genau mein Wetter und die wellige Strecke lag mir auch sehr gut. Dadurch war der Sprint der anderen nicht mehr so kraftvoll wie er bei mir war, das hat den Ausschlag gegeben. 

Im Cross haben Sie ja schon zahlreiche nationale Titel gewonnen, was bedeutet Ihnen im Vergleich dazu nun der Straßentitel?
Meisen: Das ist etwas sehr besonders, dieser Titel hat viel mehr Ansehen, weil die Konkurrenz da in Deutschland viel größer ist als im Cross. Es ist natürlich eine super Sache und man merkt es auch am allgemeinen Interesse, dass der Straßensport deutlich über dem Cross steht. Was aber nicht heißt, dass ich nicht auch sehr stolz auf die Cross-Titel bin. Es ist aber schön, jetzt in beiden Disziplinen ganz oben zu stehen. 

Was ging Ihnen beim Überqueren der Ziellinie als erstes durch den Kopf?
Meisen: Ehrlich gesagt nicht viel. Man ist erst mal sehr froh in dem Moment und das kommt erst ein bisschen später, dass man in dem schönen Trikot jetzt Straßenrennen fahren kann. 

Ändert dieser Titel nun etwas an Ihrer Karriereplanung? Oder bleibt es bei der bisherigen Kombination aus Straße und Gelände?
Meisen: Ich denke, es wird sich erst einmal nichts ändern. Aber ich hoffe, dass ich vielleicht noch das eine oder andere größere Rennen fahren kann, um das Trikot zu zeigen. Der Plan ist aber weiterhin, im Winter Cross zu fahren. Das wird sich jetzt durch ein Rennen nicht ändern. Ich denke, die Kombination ist auf jeden Fall möglich, was man bei guten Straßenfahrern immer mehr sieht. 

Wann werden Sie Ihren ersten Einsatz im Meistertrikot haben?
Meisen: Mein erster Einsatz wird ab Samstag bei der Ungarn-Rundfahrt sein.

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