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20.05.2021 | (rsn) - Die 11. Etappe des Giro d‘Italia zeigte, dass es nicht unbedingt Hochgebirge benötigt, um das Klassement einer Grand Tour durcheinanderzuwirbeln. Auf den 162 Kilometern von Perugia nach Montalcino reichten vier Schotter-Sektoren mit insgesamt 35 Kilometern Länge, um keinen Stein auf dem anderen zu lassen. Hinter dem auch auf den Strade Bianche überragenden Egan Bernal (Ineos Grenadiers), der seine Führung ausbauen konnte, wurden die Top Ten sortiert.
Zu den Gewinnern des Tages gehörten aber auch Aleksandr Vlasov (Astana - Premier Tech), Damiano Caruso (Bahrain Victorious), Hugh Carthy (EF Education - Nippo), Simon Yates (BikeExchange) und Emanuel Buchmann (Bora - hansgrohe), die allesamt im Klassement vorrückten und nun die Plätze zwei bis sechs belegen. Der 25-jährige Vlasov, dessen Teamchef Alexander Winokurow vor dem Giro-Start das Podium als Ziel ausgegeben hatte, liegt dabei voll im Plan und rückte in Montalcino sogar auf den zweiten Rang vor, weil Remco Evenepoel (Deceuninck - Quick-Step) nach einem schlechten Tag auf den siebten Platz abstürzte
Allerdings musste auch Vlasov einen kritischen Moment überstehen, als er nämlich auf dem ersten Sektor den Anschluss verlor, dabei aber auf seine Mannschaft bauen konnte, die ihn wieder in die Favoritengruppe zurückbringen konnte. Im Finale musste der Astana-Kapitän bei Buchmanns und Bernals Angriffen passen, konnte den Schaden aber begrenzen. “Im letzten Anstieg habe ich versucht, Bernals Angriff zu folgen, aber es war nicht einfach. Alles in allem bin ich mit meiner Leistung zufrieden, weil ich weiß, dass das Team und ich unser Bestes gegeben haben. Ich bin froh, dass ich diese Etappe ohne Probleme überstanden habe“, sagte Vlasov, der nun mit 45 Sekunden Rückstand auf Bernal dessen nächster Verfolger ist.
Caruso imponiert als Bahrain-Ersatzkapitän Nummer 2
Weitere 27 Sekunden dahinter folgt mit Damiano Caruso eine der Überraschungen dieses Giro. Der 33-jährige Italiener sticht als Joker bei Bahrain Victorious nach dem Ausfall von Mikel Landa und dem bisher enttäuschenden Auftritt von Pello Bilbao und verbesserte sich vom sieben auf den dritten Rang. “Ich bin super glücklich, denn heute war eine Schlüsseletappe in diesem Giro“, sagte Caruso nach seiner starken Schotterfahrt. Allerdings erging es dem Giro-Achten von 2015 wie den anderen Klassementfahrern, als Buchmann und Bernal antraten: Auch Caruso verlor den Anschluss.
Seinen Zeitverlust gegenüber dem Duo nahm er allerdings nicht allzu tragisch: “Ich habe mich im Finale gut gefühlt, obwohl ich dem Rosa Trikot nicht folgen konnte, als er (Bernal) angriff. Aber ich denke, es war trotzdem ein gutes Rennen von mir.“
Sein Landsmann Giulio Ciccone (Trek - Segafredo) erging es dagegen deutlich weniger gut. Der Gewinner des Giro-Bergtrikots von 2019 büßte 1:47 Minuten auf Bernal ein und fiel im Gesamtklassement vom vierten auf den achten Platz zurück. "Es war ein schlechter Tag und das kann leider während einer Grand Tour passieren, besonders wenn man nach dem Ruhetag wieder mit einer so herausfordernden Etappe startet. Meine Beine waren nicht so brillant wie in den letzten Tagen", sagte Ciccone in Montalcino, wo er als Neunzehnter die Ziellinie überquerte.
Daniel Martin auf dem ersten Schotter-Sektor "zu entspannt"
Der 26-jährige Kletterspezialist setzt nun auf die anstehenden Hochgebirgsetappen, auf denen er seine gute Form unter Beweis stellen will. “Ich muss diese Seite umblättern und mein Selbstvertrauen für die kommenden Etappen behalten“, sagte Ciccone. Der Zeitverlust war für Trek - Segafredo auch deshalb bitter, weil Teamkollege Vincenzo Nibali auf den Strade Bianche ebenfalls nicht mit den Besten mithalten konnte. Der zweimalige Giro-Sieger weist nun bereits 4:11 Minuten auf das Rosa Trikot auf und ist wohl auch raus im Kampf um das Podium, wogegen Ciccone noch alle Chancen darauf haben dürfte.
Angesichts von mittlerweile 7:06 Minuten Rückstand auf das Maglia Rosa lässt sich das von Daniel Martin (Israel Start-Up Nation) nicht mehr behaupten. Der 34-jährige Ire, vor der Etappe noch aussichtsreicher Achter, büßte zehn Positionen ein und gab nach dem Rennen zu, dass ihn die frühen Attacken auf dem ersten Schotter-Sektor überrascht hätten.
“Eigentlich war ich etwas zu entspannt. Jeder kämpfte um seine Position. Ich bekam ein paar Stupser ab und verlor für einen Moment die Konzentration“, kommentierte Martin seinen für einen Routinier überraschenden Fehler. Danach versuchten seine Helfer vergeblich, ihn wieder in die Favoritengruppe zu bringen. So wird Martin nun wohl versuchen, sich mit Etappenjagden schadlos zu halten.