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28.06.2023 | (rsn) – Wenn ein Fahrer des Kalibers von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) Zweiter wird, ist er der erste Verlierer. Der Slowene kann auf nahezu jedem Terrain gewinnen und galt 2022 nach seinen zwei Siegen bei der Tour de France in den beiden vorangegangenen Jahren als Topfavorit auf den Triumph in Paris. Doch Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) war stärker als der 24-Jährige.
Dieses Jahr will sich Pogacar für die Niederlage revanchieren – und im Frühjahr schien er auf dem besten Weg, denn es gelang ihm nahezu alles: Zwölf Mal ließ er alle Konkurrenten an insgesamt 19 Renntagen hinter sich, unter anderem bei der Flandern-Rundfahrt (1.UWT), Paris-Nizza (2.UWT), dem Amstel Gold Race (1.UWT) und dem Flèche Wallonne (1.UWT).
Doch als er bei Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) zum Ardennen-Triple ansetzte, stürzte er folgenschwer. Pogacar brach sich das Handgelenk, musste operiert werden und eine Zeit lang war sogar der Tourstart in Gefahr. Sein Comeback gab der UAE-Profi erst letzte Woche bei den Slowenischen Meisterschaften – und das war außerordentlich erfolgreich. Den Zeitfahrtitel sicherte er sich nach 15,7 schweren Kilometern mit 5:14 Minuten Vorsprung, Gold im Straßenrennen folgte drei Tage später. "Das ist ein schöner Boost für die Tour. Ich kann es kaum erwarten, in diesem Trikot am Start zu stehen", kommentierte Pogacar seine Erfolge.
Dieser Boost war wohl auch nötig, denn zwei Monate Wettkampfpause und zwei nationale Rennen in Slowenien sind keine ideale Vorbereitung auf die Frankreich-Rundfahrt. Trotzdem zeigte sich Pogacar zuversichtlich: "Über meine Form kann ich mich nicht beschweren, aber wir werden sehen, wie es bei der Tour läuft. Ich bin motiviert, habe Selbstvertrauen und bin von der Stärke meines Teams überzeugt. Es wird ein harter Kampf, aber ich starte dort, um zu gewinnen."
Und auch wenn die Generalprobe äußerst erfolgreich verlief, bereitet das Handgelenk weiter Sorgen. "Am Montag werde ich mich einer letzten Untersuchung unterziehen. Ich hoffe, dass es weiterhin gut heilt, sonst wird es ein sehr harter Monat Juli", erklärte der Weltranglistenerste. "Mein Handgelenk ist noch nicht vollständig beweglich und gewisse Erschütterungen machen mir noch immer zu schaffen. Mein Körper muss das ein bisschen kompensieren, also ist es definitiv noch nicht zu 100 Prozent in Ordnung", fügte er an.
Dementsprechend sieht Pogacar sich eher in der Rolle des Herausforderers. "Jonas geht ohnehin als Favorit an den Start. Er war in der Dauphiné sehr dominant und ich selbst kehre nach der Verletzung gerade erst zurück", urteilte er.
Beim einzigen Aufeinandertreffen der beiden Topstars in diesem Jahr, bei Paris-Nitzza (2.UWT) im März, war die Lage allerdings eindeutig umgekehrt: Pogacar wurde auf sechs der acht Etappen und in allen Wertungen vor dem Dänen klassiert. Der konnte mit Jumbo – Visma lediglich das Mannschaftszeitfahren für sich entscheiden, eine Etappe wurde wegen zu starker Winde abgesagt.