Vorschau auf die WorldTour-Finals in China

Guangxi und Chongming Island nach Coronapause wieder zurück

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Guangxi und Chongming Island nach Coronapause wieder zurück"
Tour of Guangxi 2019 | Foto: Cor Vos

11.10.2023  |  (rsn) – In der Nacht zum Donnerstag beginnen in China die letzten WorldTour-Rennen der Saison. Nach drei Jahren Corona bedingter Abstinenz ging es für das Peloton zu Wochenbeginn nach Fernost, wo die Männer im äußersten Süden des Landes bei der Tour of Guangxi unterwegs sein werden, die Frauen rund 2.000 Kilometer weiter östlich auf der Insel Chongming am Yangtze-Delta vor Shanghai. Auch sie reisen anschließend in die Provinz Guangxi, allerdings nur für ein Eintagesrennen am kommenden Dienstag.

Während es in Guangxi nahe der vietnamesischen Grenze bergig zugeht und auch eine kleine Bergankunft sowie zwei hügelige Etappen auf das männliche Peloton warten, stellt die größte Erhebung bei den Frauen auf Chongming Island eine 70 Meter hohe Brücke an der mächtigen Mündung des Yangtze-Flusses ins Meer dar.

Der Rest des inzwischen zum 14. Mal ausgetragenen Rennens ist topfeben, so dass auf allen drei Etappen mit Massensprints zu rechnen ist – zumal auch Wind hier kaum eine Rolle spielt: Die Straßen sind größtenteils gesäumt von Bäumen und derzeit ist es an der Yangtze-Mündung weitgehend windstill.

Auf Chongming Island stehen alle Zeichen auf Sprint

Abgesehen von den international schwach besetzten ersten beiden Austragungen 2007 und 2008 endete erst einmal eine Etappe auf Chongming Island nicht mit einer Massenankunft: Auf dem zweiten Teilstück 2018 nämlich kam eine fünfköpfige Gruppe durch, aus der heraus Charlotte Becker die Etappe und damit auch die gesamte Rundfahrt für sich entschied. Die Siegerinnenliste liest sich ansonsten, wie das “Who is Who“ der Sprinterinnen der letzten zehn Jahre: Lorena Wiebes gewann 2019 alle drei Etappen, Jolien D’Hoore, Chloe Hosking, Kirsten Wild und Ina-Yoko Teutenberg nahmen ebenfalls bereits das Gelbe Trikot mit nach Hause.

Speziell bei der Tour of Chongming Island ist, dass alle drei Etappen an derselben Stelle enden, am Chongming New City Park – allerdings wird die Ziellinie auf der 108,9 Kilometer langen 1. Etappe sowie der 112,3 Kilometer langen 3. Etappe von Westen und auf der 128,6 Kilometer langen 2. Etappe von Westen angefahren.

Top-Favoritin auf die drei Tagessiege in der Chongming Avenue ist die Italienerin Chiara Consonni (UAE Team ADQ), die auch Teamkollegin Eleonora Gasparrini als Joker an ihrer Seite hat. Die beiden Italienerinnen bekommen es mit ihrer Landsfrau Rachele Barbieri (Liv Racing – Teqfind), der Russin Tamara Dronova-Balabolina und deren kanadischer Teamkollegin Maggie Coles-Lyster (beide Israel – Premier Tech – Roland) sowie der Finnin Anniina Ahtosalo (Uno-X), der Australierin Georgia Baker (Jayco – AlUla)  und den Polinnen Daria Pikulik (Human Powered Health) und Marta Lach vom deutschen Team Ceratizit – WNT zu tun.

Live-Übertragungen wohl auch auf GCN und Discovery+

Die einzige deutschsprachige Starterin in China ist die 19-jährige Deutsche Lana Eberle. Live übertragen wird die jeweils letzte Rennstunde im chinesischen Fernsehen vor Ort auf dem Lokalsender Great Sports sowie laut offiziellen Angaben auch auf GCN beziehungsweise Discovery+.

Dort soll auch die sechstägige Rundfahrt der Männer, die zum vierten Mal ausgetragen wird, zu verfolgen sein – genau wie auch das Eintagesrennen der Frauen am Tag der Schlussetappe in Guangxi.

Auch im Männerrennen in Guangxi stehen hauptsächlich Top-Sprinter im Fokus. Arnaud De Lie (Lotto – Dstny) ist genauso nach China gereist wie Jonathan Milan (Bahrain Victorious), Elia Viviani (Ineos Grenadiers), Jakub Mareczko (Alpecin – Deceuninck) und Juan Sebastian Molano (UAE Team Emirates) oder die drei Niederländer Olav Kooij (Jumbo – Visma), Arvid de Kleijn (Tudor) und David Dekker (Arkéa – Samsic). Die deutsche Fahne halten Max Walscheid (Cofidis) und Max Kanter (Movistar) hoch, der Ire Sam Bennett gibt in Guangxi seine Abschiedsvorstellung im Trikot von Bora – hansgrohe.

In Guangxi kommen nicht nur die Sprinter zum Zug

Anders als auf Chongming Island stellen sich den Männern zumindest auf den Etappen 4, 5 und 6 aber auch zahlreiche Anstiege in den Weg – allen voran die 3,3 Kilometer lange und 6,6 Prozent steile Schlussrampe von Nongla am Sonntag. Dort dürfte der Kampf um den Gesamtsieg und das Rote Trikot entschieden werden. 2019 gewann dort Enric Mas vor Daniel Martinez und Diego Rosa – allesamt echte Kletterer.

Zu den heißesten Kandidaten auf den Gesamtsieg gehören daher Fahrer wie Tim Wellens, Felix Großschartner (beide UAE Team Emirates), Matteo Jorgenson, Ivan Sosa (beide Movistar), Cristian Rodriguez (Arkéa – Samsic), Giovanni Aleotti (Bora – hansgrohe), Sylvain Moniquet (Lotto – Dstny) sowie das DSM-Duo Oscar Onley und Andreas Leknessund. Spannend ist gerade aus deutscher Sicht, ob Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) ein schwieriges Jahr noch versöhnlich abschließen kann.

Beim Eintagesrennen der Frauen um Guilin, wo auch die Schlussetappe der Männer stattfindet, wird es interessant: Den China-Trip haben hauptsächlich Sprinterinnen in Angriff genommen, doch das letzte Renndrittel dort wird von einem Anstieg eingeläutet. Bei der letzten Austragung 2019 setzten sich dort starke Bergfahrerinnen ab, am Ende aber kam es trotzdem zur Massenankunft.

Die bergfesteren unter den Sprinterinnen von Chongming Island sind daher dort die Favoritinnen – beispielsweise Dronova-Balabolina, Lach oder Verhulst. Angriffslustige Fahrerinnen wie Anouska Koster (Uno-X) scheinen im Finale auf verlorenem Posten zu sein, wenn die Konkurrenz zusammenspannt.

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