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28.05.2025 | (rsn) – Auf der 16. Etappe des Giro d’Italia musste Red Bull – Bora – hansgrohe gezwungenermaßen die Taktik ändern: Statt des ausgeschiedenen Superstars Primoz Roglic wurde Giulio Pellizzari der Kapitän. Der Italiener lieferte als Bester der Klassementfahrer ab. Und damit hatte selbst sein Teamchef Ralph Denk nicht gerechnet.
“Dass er so gut ist, dass er quasi der Beste am Schlussanstieg ist, hat uns auch ein Stück weit überrascht“, gab der 51-Jährige gegenüber RSN am Start der 17. Etappe zu. “Wir haben ihn geholt, weil wir um sein Talent wussten und schön, wenn er das schon so zeigt“, fügte Denk an, ehe er direkt den Druck für die nächsten Tage wegnahm: “Es macht keinen Unterschied, ob er Neunter oder Elfter hier wird. Aber das ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.“
Dass ausgerechnet der Jüngste im Team nun der Leader seines Teams ist, war alles andere als geplant, denn mit Roglic und Jai Hindley hatte Red Bull zwei ehemalige Giro-Sieger in seinen Reihen – und mit Daniel Martinez den Vorjahreszweiten. Nach dem Ausscheiden von Hindley und Roglic ist nur noch der Kolumbianer aus diesem Trio dabei.
Obwohl die Kapitänsrolle des Giro-Siegers von 2023 nie zur Debatte stand, hatte die Teamleitung mehrgleisig geplant. “Unsere Strategie war schon, dass wir in der dritten Woche mehrere Optionen haben“, erklärte Denk. “Deswegen haben wir Giulio so gut es ging geschont. Gestern hatte er freie Fahrt. Schade, dass der Abstand so groß war, sonst hätten wir mit einem Etappensieg liebäugeln können.“
Der wird aufgrund der großartigen Leistung des Youngsters auf den letzten fünf Etappen aber deutlich schwieriger einzufahren sein. “Ich glaube, dass ihm nach gestern die freie Fahrt nicht gewährt wird. Natürlich wollen wir hier noch was gewinnen, ein Etappensieg steht definitiv über den Top Ten (der Gesamtwertung). Aber das ist auch nicht einfach“, meinte Denk. Sollte Pellizzari markiert werden, hat die ohne Sprinter angetretenen Mannschaft laut Denk nur noch eine Option: “Martinez kann eine Etappe noch gewinnen und dann wird es aber wahrscheinlich schon dünn.“
So wird es schwer, diese Italien-Rundfahrt, bei der der Gesamtsieg angepeilt wurde, noch zu retten. Deswegen liegen Hoffnung und Druck schon wieder auf den Schultern von Roglic und der Tour de France, die am 5. Juli in Lille beginnt.
“Er schnauft jetzt durch, macht vielleicht sogar ein paar Tage Urlaub, ich würde es ihm empfehlen“, sagte Denk und fügte optimistisch an: “Das Gute ist, dass er nicht so schwer verletzt ist wie bei der Tour letztes Jahr. Das kann alles relativ schnell heilen. Dann schauen wir weiter. Stand heute ist die Tour-Vorbereitung nicht gefährdet.“
Bei der Frankreich-Rundfahrt steht auch Martinez wieder an der Seite des Slowenen. Auch Jan Tratnik soll wie beim Giro dabei sein. Danny van Poppel und Aleksandr Vlasov stehen ebenfalls auf der vorläufigen Startliste. Das würde für den zweiten Giro-Ausfall, Hindley, wohl bedeuten, dass er zur Vuelta fahren soll.