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19.07.2025 | (rsn) – Das nächste Pyrenäen-Feuerwerk blieb aus. Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) begnügte sich auf der 14. Etappe mit einer kontrollierten Fahrt über insgesamt vier Pyrenäen-Anstiege hinauf nach Superbagneres. Er “überließ“ sogar Ausreißer Thymen Arensman (Ineos Grenadiers) den Etappensieg . Nach zwei Gala-Vorstellungen in Hautacam und beim Bergzeitfahren nach Peyragudes endete die Pyrenäen-Trilogie fast antiklimaktisch.
Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) konnte seinen großen Rivalen bei seiner Attacke vier Kilometer vor dem Ziel aber auch nicht loswerden. Im Sprint verlor er inklusive Zeitbonifikation eher symbolische sechs Sekunden auf den Slowenen. Aus Sicht des Herausforderers könnte man sagen: Er nähert sich an. Nach 2:10 Minuten nach Hautacam und 36 Sekunden im Zeitfahren waren es jetzt nur ein paar Meter, die zum Titelverteidiger fehlten.
“Ich kann sehr zufrieden sein, wie sich meine Beine heute angefühlt haben“, sagte der Däne am Eurosport-Mikrofon. “Das war heute wahrscheinlich eine der härtesten Bergetappen, die ich je absolviert habe. Es war für jeden heute ein harter Tag. Noch so eine Leistung zu zeigen am Schlussanstieg, das ist wirklich sehr schön.“
Die niederländische Equipe und ihr Kapitän gaben sich schon nach dem Zeitfahren kämpferisch und sie werden weiter versuchen, Pogacar in Bedrängnis zu bringen, auch wenn der Abstand nun 4:13 Minuten beträgt. Vingegaard hat nicht wirklich eine Wahl – Platz zwei scheint dem zweifachen Tour-Sieger nicht mehr zu nehmen zu sein, aber für dieses Ergebnis steht er nicht am Start.
Das weiß auch Pogacar, der sich auf einen “Kampf“ am Mont Ventoux und in den Alpen einstellt. “Wir hatten noch nicht viele Bergetappen bisher, aber von den drei Pyrenäenetappen war das von Jonas heute stärkste“, analysierte der Slowene in der Mixed Zone. “Er wird nicht aufgeben, er wird mich auch in den Alpen und am Mont Ventoux attackieren.“
Am Fuße des Schlussanstiegs rechneten offenbar beide mit einer Attacke des jeweils anderen, dass Vingegaard es schließlich vier Kilometer vor dem Ziel versuchte, klang im Interview anschließend fast wie eine Aktion aus Pflichtbewusstsein.“Eigentlich dachte ich, dass Pogacar es am Schlussanstieg probieren würde, weil sie am vorletzten Anstieg schon so aufs Tempo gedrückt haben. Das ist nicht passiert, also wollte ich es dann selbst versuchen", sagte er.
Abschütteln konnte er seinen Widersacher nicht, der Abstand nach hinten auf Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) & Co. wurde aber – auch bedingt durch die Aufgabe von Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) ein wenig größer. Und immerhin aus Sicht des Dänen: Pogacar gestand, dass er keinen Konter auf Vingegaards Attacke in sich hatte – möglicherweise aufgrund des Wetters und einer leichten Erkältung.
Nachdem bisher bei dieser Tour vor allem die Hitze ein Problem für die Fahrer darstellte, war es an diesem Tag der Pyrenäen-Etappe ganz anders. Es war nass, kalt und neblig. “Wir machen alle Hitzetraining vor der Tour und dann sind es 10 Grad und Regen am Tourmalet“, sagte Pogacar mit einem Kopfschütteln. In den Abfahrten nahm sein Team angesichts der schlechten Sicht Tempo raus und war auf Vorsicht bedacht.
Dabei sind diese Verhältnisse eigentlich “Pogacar-Wetter“ – aber der Dominator scheint leicht erkältet zu sein. “Wenn meine Nase ein bisschen freier wäre, wäre ich sehr zufrieden mit dem Wetter“, sagte er. “Wenn man ein bisschen erkältet ist, dann ist das natürlich nichts mit dem Wetter, aber normalerweise habe ich bei solchen Temperaturen immer gute Beine.“
Grund zur Beunruhigung gibt es im UAE-Lager wohl nicht – der Abstand ist komfortabel und auch mit verstopfter Nase konnte er Vingegaards Hinterrad halten und sogar im Ziel noch vorbeisprinten. Der nächste Showdown der Superstars lässt allerdings nicht mehr lange auf sich warten, wieder an einem legendären Anstieg: dem Mont Ventoux am kommenden Dienstag.