Interview mit D-Tour-Chef Kai Rapp

Astana hat keine "Men in Black" mehr

21.02.2008  |  (Ra) - Zum jetzigen Zeitpunkt dürften Andreas Klöden und das Team Astana bei der Deutschland Tour starten. "In der Mannschaft fahren keine 'men in black' mehr", begründet Rundfahrt-Chef Kai Rapp im Interview mit Radsport aktiv. Warum Neuss eine wichtige Rolle in diesem Jahr spielen wird, verrät er ebenfalls.

Herr Rapp, werden bei der Deutschland Tour 2008 alle 18 ProTour-Mannschaften starten, also auch das Astana-Team um Andreas Klöden?

Rapp: Es ist vorgesehen, dass alle 18 Mannschaften an den Start gehen. Also grundsätzlich auch das Team Astana. Letztes Jahr hat sich dieses Team nach der Tour de France freiwillig vom Rennbetrieb zurückgezogen und somit die Regeln der internen Regelung für UCI-ProTeams befolgt. Es handelt sich dabei um Regeln, die sich die ProTeams in ihrer Vereinigung AIGCP zusätzlich zum UCI-Antidoping-Reglement auferlegt haben. Wir haben es dem Team Astana damals hoch angerechnet, dass es den aus sportlicher Sicht sehr harten Schritt vollzogen hat, obwohl sie es aus juristischer Sicht nicht hätten tun müssen.
Des weiteren haben wir 2008 eine neue Situation, die wir auch neu zu bewerten haben. Wir Veranstalter haben im vergangenen Oktober mit der UCI über das Thema Astana diskutiert. Später wurden Team-Management und weitere Verantwortliche im Team ersetzt. Das Team unterzieht sich zusätzlich einem selbst finanzierten Anti-Doping-Programm. Ob freiwillig oder auf „Empfehlung“ der UCI sei dahingestellt, ist aber auch letztendlich unerheblich. Und es gibt seit dem 1.1. 2008 das Biological Passport-Programm, dessen begleitende Mehrkontrollen gerade die in der Vergangenheit auffälligen Mannschaften betrifft. Dies hat uns UCI-Präsident Pat McQuaid vorletzte Woche bestätigt.
Um es anders auszudrücken: Die UCI erteilt keiner Mannschaft eine neue Lizenz um sich in der brenzligen Situation, in der sich der Weltverband derzeit befindet, selber das Genick zu brechen. Astana befindet sich unter strenger Aufsicht, die „men in black“ fahren dort nicht mehr.

Können Sie nachvollziehen, dass Astana beim Giro und der Tour nicht erwünscht ist?

Rapp: Ja, wir können dies nachvollziehen. Das können all diejenigen, die sich mit dem Kampf zwischen UCI und den Veranstaltern der Grand Tours beschäftigen. Es liegt auf der Hand, dass es sich bei der Nicht-Einladung nicht nur um die das letzte Jahr betreffenden Erfahrungen mit dem Team dreht. Da müsste speziell der Giro ganz andere Konsequenzen ziehen.

Falls Astana auch bei Ihnen nicht erwünscht sein sollte: Wäre es denkbar, Andreas Klöden in einer anderen Mannscahft starten zu lassen?

Rapp: Die Frage erübrigt sich zur Zeit.

Die D-Tour wurde im letzten Jahr vom französischen Mischkonzern Lagardere gekauft, der wiederum zu 25 Prozent an der ASO beteiligt ist. Befürchten Sie politischen Druck von dieser Seite?

Rapp: Nein. Aus verschiedensten Gründen befürchten wir das nicht.

Welche Gründe sind das?

Rapp: Gegenfrage: Wenn der Axel-Springer-Verlag eine 25%ige Beteiligung bei Ihnen erwerben würde, wären Sie dann in der Lage, politischen Druck auf eine andere Beteiligung des Axel-Springer-Verlags auszuüben?

Wie wollen Sie angesichts der Querelen um Elk Haus im letzten Jahr diesmal sicherstellen, dass wirklich nur willkommene Teams am Start stehen werden?

Rapp: Eines sollten wir nachträglich klarstellen: Das Team Elkhaus-Simplon ist nicht grundsätzlich unwillkommen gewesen. Dann hätten wir sie gar nicht erst einladen dürfen. Das Team hat aus unserer Sicht einfach nur einige Kriterien nicht oder nicht rechtzeitig erfüllt, die alle anderen Teams erfüllt hatten. Es ging hier nie um einen Dopingfall, sondern um nicht-eingereichte Ehrenerklärungen. Auch hier ist die Situation neu. Die UCI hat unseren Fall zum Anlass genommen, um für Wildcard-Teams verbindliche Kriterien zu verabschieden, wenn diese an ProTour-Rennen teilnehmen möchten. Konsequenterweise gehört primär die Teilnahme am Biological-Passport-Programm dazu. Nach meinen Informationen möchte z.B. das Team Elkhaus-Simplon daran teilnehmen. Das ist ein willkommener Lerneffekt und die Arbeit und die Diskussion des letzten Jahres haben sich in jeder Hinsicht gelohnt. Aber auch wir haben gelernt. Insofern wird es von unserer Seite einen zusätzlichen Maßnahmen-Katalog geben, der bewusst auf Galerie-Maßnahmen, wie eben diese nicht justiziablen, weil unfreiwilligen „freiwilligen Ehrenerklärungen“ verzichten wird. Solche Maßnahmen sind immer willkommenes Futter für die Medien, hat mit Doping-Bekämpfung aber letztendlich überhaupt nichts zu tun.

Wie möchten Sie gewährleisten, dass nur „saubere“ Teams und Fahrer starten?

Rapp: Die Deutschland Tour wird auch dieses Jahr dafür sorgen, dass keine Mannschaft und kein Fahrer starten werden, die das Image der Rundfahrt und die Interessen der Sponsoren, der Etappenorte und die des übertragenden Fernsehsenders gefährden. Dieses Versprechen haben wir letztes Jahr eingehalten und wir werden es auch dieses Jahr einhalten. Die Frage nach dem „wie?“ könnten wir zwar, möchten wir aber im Sinne der Sache nicht konkret beantworten. Denn wichtig ist allein, dass sich unsere Partner darauf verlassen können, dass wir unser Versprechen am Tourstart in Kitzbühel erneut einhalten werden.

Wie viele Teams werden bei der D-Tour 2008 antreten und wann werden Sie benannt?

Rapp: Das hängt von der endgültigen Lizenzierung der Wildcard-Teams durch die UCI ab. Wir haben zehn Bewerbungen vorliegen.

Wann geben Sie die Strecke bekannt?

Rapp: Das ist für Ende März vorgesehen.

Ist Neuss, wie schon gemeldet wurde, ein Etappenort?

Rapp: Neuss ist nicht nur ein Etappenort der diesjährigen Deutschland Tour, sondern insbesondere auch Namensgeber des Neusser Modells. Ein zusätzliches Antidoping-Konzept, das wir zusammen mit der Strecke vorstellen werden. Soviel vorweg: Bei dem „Neusser Modell" geht es um mehr als die reine Überführung von Betrügern. Hier sind die letztes Jahr „eingesammelten" Forderungen von Fans, Sportlern, Medienvertretern, seriösen Doping-Experten, Etappenorten, Sponsoren und Veranstaltern eingeflossen und zu einem Katalog aus primären und singulären Maßnahmen zusammengefasst worden. Damit dies alles Hand und Fuß hat, wird das „Neusser Modell" von einem Kreis hochrangiger Experten begleitet.

Mit Kai Rapp sprach Matthias Seng

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