"Kein Raum für Logik und Menschlichkeit"

Fall Contador: Für Rasmussen ein Versagen des Systems

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Michael Rasmussen Foto: ROTH

12.10.2010  |  (rsn) - Michael Rasmussen hat die Vorgehensweise im Fall des in der A- und B-Probe positiv auf Clenbuterol getesteten Spaniers Alberto Contador und das derzeit geltende Disziplinarsystem kritisiert. "[Der Fall Contador, d. Red.] ist ein weiteres Beispiel für das Versagen des Systems", sagte Rasmussen im Interview mit der niederländischen Zeitung De Pers. "Wenn du wegen einer Nahrungsmittelverseuchung suspendiert und deines Gelben Trikots beraubt werden kannst, dann stimmt etwas nicht“, so der 36 Jahre alte Däne mit Blick auf Contador, dem im Fall einer Sperre die Aberkennung seines diesjährigen Toursieges drohen würde.

„Dieser Fall wird Monate dauern, wenn nicht länger. Ich denke, Contador wird die Tour im nächsten Jahr nicht fahren - auch wenn er freigesprochen werden sollte. Das Doping-Strafsystem lässt keinen Raum für Logik und Menschlichkeit", behauptete Rasmussen und kritisierte speziell die Beweislastumkehr: „In der normalen Gesellschaft muss der Staatsanwalt nachweisen, dass du schuldig bist. Im Sport ist es das Gegenteil: Ein Athlet muss seine Unschuld beweisen. Mir wäre es lieber, das System ließe einige schuldige Fahrer davonkommen, als dass es unschuldige bestraft", meinte der ehemalige Mountainbiker.“

Rasmussen selber ist einschlägig vorbelastet. Er hatte bei der Tour de France 2007 für einen Skandal gesorgt, als herausgekommen war, dass er mehrmals falsche Aufenthaltsorte angegeben hatte, wohl um unangemeldeten Dopingkontrollen zu entgehen. Sein damaliges Rabobank-Team hatte den Kletterspezialisten, der im Gelben Trikot fuhr und kurz vor dem Toursieg stand, aus dem Rennen genommen und schließlich entlassen.

Davon profitiert hatte Contador, der seinen ersten von insgesamt drei Toursiegen feierte. Rasmussen war schließlich für zwei Jahre gesperrt worden. Im September 2007 wurde zudem bekannt, dass Rasmussen während der Tour positiv auf Dynepo getestet worden war. Da die Nachweismethode zum damaligen Zeitpunkt von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA noch nicht anerkannt war, blieb dieses Vergehen des Dänen folgenlos.

Im Oktober 2009 gab Rasmussen sein Comeback bei einem kleinen mexikanischen Rennstall. Derzeit fährt er für das italienische Miche-Team, das mittlerweile auch den Nürtinger Stefan Schumacher unter Vertrag genommen hat.

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