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03.07.2011 | (rsn) - Selten gab es bei der Tour de France eine erste Etappe, die so auschlaggebend für das Endergebnis sein könnte wie die gestrige von Les Herbiers zum Mont des Alouettes. Ist der Kampf der Giganten, das Duell zwischen Andy Schleck (Leopard-Trek) und Alberto Contador (Saxo Bank-SunGard) nach nur 191 Kilometern schon entschieden?
"Es ist noch ein weiter Weg nach Paris", beschwichtigte Contadors Teamchef Bjarne Riis auf der Saxo Bank-Internetseite. Natürlich hat der Toursieger von 1996 mit seiner Aussage recht - aber zugleich hat sie einen ironischen Beigeschmack, bedenkt man dass Contador im letzten Jahr mit ganzen 39 Sekunden Vorsprung auf Andy Schleck sein Gelbes Trikot bis Paris verteidigte. Und dieser knappe Abstand kam letztlich aufgrund von Schlecks Schaltfehler auf der 14. Etappe nach Bagnères-de-Luchon zustande.
Auch damals hegte Riis als Schlecks Teamchef noch Hoffnungen. Nun ist die Ausgangssituation dieses Jahr eine andere und man kann der Aussage des Dänen weitaus mehr Glauben schenken, da es in den kommenden 20 Etappen noch jede Menge Zeit zu gewinnen und zu verlieren gibt.
Es war am Samstag vielleicht eine Art ausgleichender die Gerechtigkeit, die Andy Schleck rund 20 Kilometer vor dem Ziel, die Möglichkeit bot, sich an Contador für dessen Attacke aus dem vergangenem Jahr zu revanchieren. "Wir hörten es hinten krachen, aber wir hatten keinen Funkkontakt. Dann erkannten wir sofort, wie wichtig es sein könnte Vollgas zu fahren, da wir wussten, dass wir so Fahrer im hinteren Teil abschütteln würden. Wenig später bemerkten wir, dass sich auch Contador in der abgehängten Gruppe befand", erklärte Schleck, der sich nun mit 1:14 Minuten Vorsprung auf Contador eine hervorragende Ausgangssituation geschaffen hat.
Zwar kann man 74 Sekunden auf den Etappen nach Alpe-d'Huez oder der auf den Col du Galibier schnell verlieren, aber sie sind ein gutes Polster. Das ist auch die Einschätzung von Kim Andersen. "Andy hat wertvolle Zeit auf Contador gut gemacht. Das war klar zu unserem Vorteil und es zeigt, wie wichtig Aufmerksamkeit bereits in der ersten Tour-Woche ist", erklärte der Leopard-Teamchef.
Das chaotische Finale der 1. Etappe sorgt dafür, dass Leopard-Trek heute mit einer sehr guten Ausgangsposition in das 23 Kilometer lange Mannschaftszeitfahren geht. Und das Team um Andy Schleck hat sogar die Möglichkeit, den Vorsprung auf Contador bereits auf der 2. Etappe derart auszubauen, dass der Titelverteidiger in den Bergen einiges zeigen muss, um Schleck in der Gesamtwertung noch zu überholen.
Contador selber schätzte die Situation richtig ein: "Ich muss mich auf morgen konzentrieren! Die Tour ist lang! Morgen konzentrieren! Vollgas!", schrieb der Spanier nach dem missratenen Auftakt auf Twitter.
Die Tour de France verspricht spannend zu werden.