Giro-Vorschau: 10. Etappe, Cordenons - Altopiano del Montasio, 167 km

Alpen-Aufgalopp im Friaul

Foto zu dem Text "Alpen-Aufgalopp im Friaul"
Das Profil der 10. Etappe des Giro d´Italia 2013 | Foto: RCS Sport

14.05.2013  |  (rsn) - Der erste Ruhetag liegt hinter uns, und jetzt beginnt der Giro erst so richtig. Denn die 10. Etappe zwischen Cordenons und Altopiano del Montasio führt die Fahrer mit der ersten echten Bergankunft ins Hochgebirge, genauer in die „Dolomiti Friulane“. Der Schlussanstieg ist lang, erst auf den letzten zehn Kilometern aber wirklich schwer. Doch auch das dürfte genügen, um die Spreu vom Weizen zu trennen und tiefer gehende Erkenntnisse über die Kletter-Form der Favoriten zu gewinnen.

Die Strecke: 167 Kilometer, Bergankunft, 2 Zwischensprints, 2 Berge der 1. Kategorie

Die ersten 100 Kilometer des Tages könnten bereits sehr unangenehm werden. Denn auch wenn dort kein echter Berg wartet, so führt die Straße kontinuierlich leicht aufwärts und von 30 auf rund 650 Meter über dem Meer hinauf, wo in Paularo bei Kilometer 102,6 der erste Sprint wartet. Doch damit nicht genug: Wie so oft, wenn es erstmals in die Berge geht, könnte das Feld in der Anfangsphase sehr nervös sein und es dürfte lange dauern, bis bei hoher Geschwindigkeit die Gruppe des Tages gefunden ist.

In Paularo, dem Ort, aus dem Franco Pellizottis Familie stammt, beginnt dann endlich der 15 Kilometer lange Anstieg zum Passo Cason di Lanza, der durch eine zwei Kilometer lange Abfahrt etwa nach der Hälfte kurz unterbrochen wird. Die zweite Hälfte der Steigung beinhaltet Rampen mit bis zu 15 Prozent. Nach der Bergwertung (1. Kategorie) folgen zunächst 15 Abfahrtskilometer auf einer engen und winkligen Straße, bevor das Asphaltband in Pontebba breiter wird. Weitere 13 Kilometer später ist in Chiusaforte die Talsohle erreicht und es geht sofort wieder bergan.

Der 22 Kilometer lange Schlussanstieg ist zunächst nicht besonders schwer, wird zehn Kilometer vor dem Ziel aber deutlich anspruchsvoller und führt durch mehrere Galerien zu einem 1500 Meter langen Abschnitt rund um die 4-Kilometer-Marke, der durchschnittlich 12,5 und maximal 20 Prozent steil ist - die perfekte Abschussrampe für einen Angriff der Top-Kletterer. Der letzte Kilometer hingegen ist nur noch drei Prozent steil und eignet sich kaum mehr für eine Attacke. Hier können nur noch zuvor gerissene Löcher verkleinert oder vergrößert werden.

Die Giro-Historie: Bloß nicht wie 2011

An das letzte Gastspiel im Friaul hat man bei den Giro-Organisatoren keine guten Erinnerungen. Vor zwei Jahren musste die als episches Teilstück geplante Etappe zum Monte Zoncolan verkürzt werden, weil die Strecke über den Monte Crostis kurzfristig von den UCI-Kommisären gestrichen wurde. Trotz der von den Organisatoren angebrachten Fangnetze sei die geschotterte Kammstraße zu gefährlich, hieß es damals knapp zwei Wochen nach dem Tod von Wouter Weylandt.

Doch die Region bleibt für die Verantwortlichen trotzdem ein wichtiger Anlaufpunkt - nicht nur wegen des berüchtigten Zoncolan, der 2003 erstmals im Giro-Programm stand und die italienische Antwort auf den spanischen Angliru war. Mit dem erstmals angefahrenen Altopiano del Montasio kommt eine weitere interessante Option für die Organisatoren hinzu.

Die Region: Vom Töpferkurs zum Wildwasser-Rafting

Die Etappe führt von Cordenons vor den Toren von Pordenone vorbei am 1978 durch ein Erdbeben völlig zerstörten, anschließend aber liebevoll wieder hergestellten Spilimbergo und durch die landwirtschaftlich genutzte Ebene der Provinz Udine hinauf in die friaulischen Dolomiten. Imposant werden zu Beginn des Tages die Aufnahmen der riesigen Flussbetten von Cellina und Meduna, die sich östlich vom Startort treffen und nach ihrem Austritt aus den Bergen stark verästelt sind, bevor sie schließlich abtauchen und unterirdisch weiterfließen. Was sichtbar bleibt, ist jeweils eben jenes Flussbett aus weißen Steinen, das als "Magredi Badlands" bekannt ist und die sonst so grüne Wiesen- und Felder-Landschaft schroff unterbricht.

Durch die Nähe zu Bergen und Mittelmeer, das nur 50 Kilometer südlich vom heutigen Startort liegt, ist das Friaul für Touristen ein Paradies - wenn auch eines, das zumindest im Hinterland noch längst nicht aussieht, wie eine Tourismus-Hochburg. Der Zielort Montasio hält im Winter 35 Pistenkilometer für Skifahrer bereit, doch besonders reizvoll ist die Region vor allem im Sommer für Mountainbiker und andere Abenteuer-Urlauber. Die Magredi-Wiesen und das beeindruckende Flussbett lassen sich zum Beispiel sehr gut vom Gleitschirm aus bestaunen, denn die südlichen Alpenausläufer sind eine ausgesprochen beliebte Paragliding-Region. 

Die Radsport-News-Prognose: Der Favoritenkreis wird kleiner

Die Anspannung vor dieser ersten schweren Bergankunft wird groß sein, denn im Schlussanstieg nach Altopiano del Montasio müssen die Karten auf den Tisch. Hier wird zwar niemand viel gewinnen können und die Abstände zwischen den Top-Leuten dürften am Ende des Tages im Sekundenbereich bleiben, doch verstecken kann sich auch niemand. Es wird sich zeigen, wessen Form nicht stimmt und wer problemlos bei den Besten mithalten kann. Fast sicher zu erwarten sein dürfte rund vier Kilometer vor dem Ziel ein Angriff der stärksten Kletterer, die schon Zeit verloren haben - zum Beispiel von Samuel Sanchez oder Domenico Pozzovivo.

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.06.2013Majka: Riis hatte Recht mit seiner Prognose

(rsn) - Als vor zwei Jahren Bjarne Riis den jungen Polen Rafal Majka unter Vertrag nahm, wurde er nicht müde, von dem bis dahin eher unbekannten Talent zu schwärmen. "Rafal hat ein riesengroßes

31.05.2013Niemiec schrieb beim Giro polnische Radsportgeschichte

(rsn) – Mit seinem sechsten Gesamtplatz beim Giro d’Italia schrieb Przemyslaw Niemiec polnische Radsportgeschichte. Der 33-jährige Edelhelfer im Dienste der italienischen Mannschaft Lampre-Merida

27.05.2013Mezgec: Degenkolbs Anfahrer nutzt seine Chance

(rsn) – Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick-Step) war der überragende Sprinter des diesjährigen Giro d’Italia. Doch im Schatten des Seriensiegers von der Isle of Man, der alle fünf Massensprints

27.05.2013Evans: Tour-Vorbereitung auf Platz drei beendet

(rsn) – Cadel Evans (BMC) hat seiner Bilanz bei den großen Rundfahrten einen weiteren Podiumsplatz hinzugefügt. Nach seinem Sieg bei der Tour de France 2011, jeweils Rang in den Jahren 2007 und 2

27.05.2013Morabito fährt Giro mit gebrochenem Handgelenk zu Ende

(rsn) - Steve Morabito (BMC) hat sich bei einem Sturz auf der 16. Etappe des Giro d’Italia einen Knöchel im linken Handgelenk gebrochen. Trotzdem fuhr der Schweizer das Rennen zu Ende. „Ich hatte

27.05.2013Uran etabliert sich als Kapitän für die Rundfahrten

(rsn) – Auch ohne den nach der 12. Etappe mit einer Erkältung ausgestiegenen Kapitän Bradley Wiggins zählte das Sky-Team zu den Gewinnern des 96. Giro d’Italia. Zwei Etappensiege, Rang zwei im

27.05.2013Cavendish: „Schon als Kind siegeshungrig“

(rsn) – Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick-Step) hat seiner imposanten Bilanz beim diesjährigen Giro d’Italia weitere Erfolge hinzugefügt. Der Brite gewann nicht nur fünf Etappen, sondern siche

27.05.2013Nibali siegt mit maximaler Unterstützung und minimalem Stress

(rsn) – Bei seiner fünften Giro-Teilnahme hat Vincenzo Nibali (Astana) nicht nur die riesigen Erwartungen der Tifosi erfüllt, sondern seine Tendenz der vergangenen Jahre mit dem ersten Gesamtsieg

26.05.2013Nibali kämpft sich durch Hitze, Dauerregen und Schnee

Brescia (dpa) - Vincenzo Nibali (Astana) hat sich beim 96. Giro d`Italia durch große Hitze, Dauerregen und dichtes Schneetreiben zum größten Triumph seiner Karriere gekämpft. Der 28-jährige Itali

26.05.2013Cavendish beim Giro d´Italia unschlagbar

(rsn) - Mark Cavendish (Omega Pharma - Quick-Step) hat am Schlusstag des 96. Giro d’Italia in Brescia seinen fünften Etappensieg eingefahren und sich außerdem das Rote Trikot des Punktbesten ges

26.05.2013Cavendish und Nibali triumphieren in Brescia

(rsn) – Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick-Step) hat wie erwartet zum Abschluss des 96. Giro d’Italia nochmals zugeschlagen. Der Brite gewann die 21. und letzte Etappe über 197 Kilometern von Rie

26.05.2013Betancur holt sich mit Energieleistung das Weiße Trikot zurück

(rsn) – Vincenzo Nibali (Astana) wird voraussichtlich den 96. Giro d’Italia gewinnen – aber zu den großen Gewinnern dieser Italien-Rundfahrt zählen auch die Kolumbianer, die der Italien-Rundfa

Weitere Radsportnachrichten

01.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

01.05.2024Highlight-Video des 61. Eschborn-Frankfurt

(rsn) – Maxim Van Gils (Lotto – Dstny) hat die 61. Ausgabe von Eschborn – Frankfurt (1.UWT) gewonnen. Der 24-jährige Belgier setzte sich über 203,8 Kilometer von Eschborn nach Frankfurt im Spr

01.05.2024Bergkönig Degenkolb feiert in Frankfurt erst nach tiefem Frust

(rsn) - Neben Sieger Maxim Van Gils (Lotto Dstny) war John Degenkolb (dsm–firmenich - PostNL) der Mann des 61. Eschborn - Frankfurt. Der Lokalmatador war 150 Kilometer als Ausreißer unterwegs und k

01.05.2024In der Übersicht: Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

01.05.2024Schachmann düste von der Alten Oper direkt zum Flughafen

(rsn) - Nach dem hessischen Klassiker ist vor dem Giro – zumindest für Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe). Der zweimalige Deutsche Meister musste sich nach der Zieleinfahrt in Frankfurt, be

01.05.2024Deutsche Talente verpassen es, sich in Szene zu setzen

(rsn) - Für die deutschen Fahrer und Teams gab es bei der U23-Variante von Eschborn - Frankfurt (1.2u) nichts zu holen. Nach 129 Kilometern und zwei Feldberg-Überquerungen machte eine international

01.05.2024Highlight-Video der 4. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Kristen Faulkner hat bei der 10. Vuelta Femenina für den zweiten Sieg einer Fahrerin von EF Education – Cannondale gesorgt. Nachdem ihre Teamkollegin Alison Jackson den zweiten Abschnit

01.05.2024Bénin: Bike Aid holt sich mit einem Tag Verspätung Gelb

(rsn) - Nachdem Bike-Aid-Fahrer Yoel Habteab zum Auftakt der Tour du Bénin (2.2) das Gelbe Trikot noch verwehrt blieb, weil ihm der Etappensieg genommen und er hinter Azzedine Lagab auf Platz zwei z

01.05.2024Faulkner landet als Ausreißerin Coup in Zaragoza

(rsn) – Kristen Faulkner hat bei der 10. Vuelta Femenina für den zweiten Sieg einer Fahrerin von EF Education – Cannondale gesorgt. Nachdem ihre Teamkollegin Alison Jackson die 2. Etappe für si

01.05.2024Van Gils krönt im Sprint vor der Alten Oper sein Frühjahr

(rsn) – Im Sprint einer rund 35-köpfigen Spitzengruppe hat Maxim Van Gils (Lotto – Dstny) das 61. Frankfurt-Eschborn (1.UWT) für sich entschieden und damit sein großartiges Frühjahr gekrönt.

01.05.2024Slowene Primozic fängt Vorjahressieger Boros noch ab

(rsn) - Der aktuell Führende und Titelverteidiger der Road Cycling League Austria, Jaka Primozic (Hrinkow Advarics), hat den Grand Prix Vorarlberg in Nenzing, den dritten Stopp der heimischen Radbund

01.05.2024Rick Zabel beendet nach Rund um Köln seine Karriere

(rsn) - Rick Zabel (Israel - Premier Tech) wird am 26. Mai bei Rund um Köln (1.1) das letzten Rennen als Radprofi bestreiten. Den zum Saisonende auslaufenden Vertrag hat der 30-Jährige in Absprache

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine