Mayers Kolumbien-Tagebuch / 2. Etappe

Doch nicht Letzter!

Von Yannick Mayer

Foto zu dem Text "Doch nicht Letzter!"
Yannick Mayer (Bike Aid) | Foto: Team Bike Aid

08.08.2014  |  (rsn) - Es gibt Rundfahrten, die super organisiert sind und uns Fahrern große Freude bereiten, sofern man von den vier Stunden Radrennen jeden Tag absieht. Die Vuelta a Colombia gehört zu dieser Kategorie. Momentan ist wieder alles super, wir liegen satt im Bett und entspannen uns mit lateinamerikanischer Musik, die zum Fenster hereinschallt.

Davor mussten wir die kürzeste und leichteste Etappe mit nur 116 Kilometern absolvieren. Diese hatte es jedoch gewaltig in sich. Attacken ab Kilometer null und kein einziger flacher Kilometer verlangten uns bereits alles ab. Egal, in welcher Gruppe sich die Jungs befanden, immer wurde an der persönlichen Leistungsgrenze gefahren.

Ich selbst hatte etwas weniger Glück und war ab Kilometer 25 alleine unterwegs. Vor mir mehrere Gruppen und hinter mir noch das letzte Gruppetto mit Teamkollege Karsten Keunecke. Im Verlauf der Etappe stiegen alle Kollegen aus  der letzten Gruppe vorzeitig vom Rad, so dass ich zwischenzeitlich letzter Fahrer im Rennen war, nur noch begleitet von unserem zweiten Teamwagen, einem Motorradkommissär und dem Krankenwagen.

Das ist wahrlich kein schönes Gefühl und ich wäre dankbar gewesen, wenn der Kommissär einfach nur ruhig neben mir gefahren wäre, anstatt mich ständig zu motivieren und zu hupen. Fünf Kilometer vor dem Ziel lief ich schließlich auf einen Kolumbianer auf, der augenscheinlich einen völligen Motorschaden hatte.

Ich wollte ihn noch mitnehmen, aber er konnte wirklich gar nicht mehr und so musste ich alleine weiter Richtung Ziel. Die Rote Laterne konnte ich so noch vermeiden, aber die Angst vor den kommenden Tagen wurde heute nur noch größer.

Natürlich wusste ich vorher, was auf mich zukommt und ich habe mich bewusst dafür entschieden, auch wenn klar war, dass ich ums Überleben kämpfen muss. Eigentlich macht das hier nur Sinn für Leute, die viel Watt (>500) bei wenig Kilo Körpergewicht (<55) treten können und dazu gehöre ich nun ganz und gar nicht. Klagen hilft aber nix, ich freue mich über die schönen Seiten: gutes Wetter, Teamkollegen mit Galgenhumor und unglaublich begeisterte und begeisternde Zuschauer überall, wo wir hinkommen.

Morgen geht es über 123 Kilometer, also für kolumbianische Verhältnisse kurz und flach.

Bis dann
Euer Yannick

P.S.: Wer den Streckenverlauf nachverfolgen will, kann dies auf meinem Strava- Profil einsehen. Heute hat leider der Wattmesser nicht funktioniert, das wird morgen wieder klappen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

18.08.2014Wir kommen wieder - aber nicht als Radfahrer

(rsn) - Letzter Tag und nur 100 Kilometer auf einem schönen Rundkurs in der Stadt, was will man mehr? Gut, vielleicht einen fast sicheren Gesamtsieger, dessen Mannschaft das Geschehen unter Kontrolle

17.08.2014Bergzeitfahren bei Nacht - ein surreales Erlebnis

(rsn) - Als vorletzte Etappe der Kolumbien-Rundfahrt hatte sich der Veranstalter ein besonderes Schmankerl ausgedacht: ein Bergzeitfahren über 17 Kilometer bei Nacht. Es ging von Medellin zum Alto de

16.08.2014Vanilleduft oder Sinnestäuschung?

(rsn) - Heute darf ich leider nur noch von vier aktiven Bike Aid Fahrern berichten. Wie es sich bereits gestern Abend angedeutet hat, konnte Richard nicht mehr zur 9. Etappe antreten. Nach einer schla

15.08.2014So langsam geht es an die Substanz

(rsn)  So langsam sehne ich mir das Ende der Rundfahrt herbei und auch mein Körper schreit regelrecht danach. Ich bin heute Morgen im selben Zustand aufgewacht, in dem ich gestern Abend ins Bett geg

14.08.2014Aus dem lockeren Tag wurde doch noch ein harter

(rsn) - Vor der heutigen 7. Etappe der Kolumbien-Rundfahrt durften wir einen Ruhetag genießen. Dieser ist übrigens Pflicht bei Rennen von mehr als zehn Tagen. Wir blieben also einen weiteren Tag in

12.08.2014Mit fürchterlichem Ohrwurm den Scharfrichter hochgefahren

(rsn) - Die Anspannung vor der heutigen Etappe war bei uns im Team förmlich greifbar. Beim Frühstück wurde wenig gesprochen und jeder achtete nochmals besonders darauf, hochwertige Nahrungsmittel z

11.08.2014„I really, really don’t like this race“

(rsn) - Das heutige Resümee fällt etwas knapper aus als das doch sehr emotionale von gestern. Viel gibt es auch nicht zu berichten, obwohl auch diese Etappe wieder anders verlief als erwartet. Der S

10.08.2014Im Ziel brachen bei mir alle Dämme

(rsn) - Vor der heutigen Etappe war bei mir die Angst riesengroß, am Abend nicht mehr im Rennen zu sein. Eine deutlich längere Etappe mit sehr geringer Karenzzeit war nicht gerade das, wonach mir de

09.08.2014Man fühlt sich wie im Circus Maximus

Den Tagesverlauf der dritten Etappe muss ich zumindest teilweise chronologisch schildern, um ein authentisches Gefühl dafür vermitteln zu können, wie es uns momentan geht. Der Sinn für die Schö

07.08.2014Die beste Regelung seit Erfindung des Zeitfahrens spielte uns in die Karten

(rsn) - Vor der Ankunft am Startort stand für unsere Truppe noch ein kleiner Inlandsflug von Bogota nach Bucaramanga auf dem Programm. Wollte man eine Rangliste der spektakulärsten Landebahnen diese

Weitere Radsportnachrichten

01.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

01.05.2024Highlight-Video des 61. Eschborn-Frankfurt

(rsn) – Maxim Van Gils (Lotto – Dstny) hat die 61. Ausgabe von Eschborn – Frankfurt (1.UWT) gewonnen. Der 24-jährige Belgier setzte sich über 203,8 Kilometer von Eschborn nach Frankfurt im Spr

01.05.2024Bergkönig Degenkolb feiert in Frankfurt erst nach tiefem Frust

(rsn) - Neben Sieger Maxim Van Gils (Lotto Dstny) war John Degenkolb (dsm–firmenich - PostNL) der Mann des 61. Eschborn - Frankfurt. Der Lokalmatador war 150 Kilometer als Ausreißer unterwegs und k

01.05.2024In der Übersicht: Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

01.05.2024Schachmann düste von der Alten Oper direkt zum Flughafen

(rsn) - Nach dem hessischen Klassiker ist vor dem Giro – zumindest für Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe). Der zweimalige Deutsche Meister musste sich nach der Zieleinfahrt in Frankfurt, be

01.05.2024Deutsche Talente verpassen es, sich in Szene zu setzen

(rsn) - Für die deutschen Fahrer und Teams gab es bei der U23-Variante von Eschborn - Frankfurt (1.2u) nichts zu holen. Nach 129 Kilometern und zwei Feldberg-Überquerungen machte eine international

01.05.2024Highlight-Video der 4. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Kristen Faulkner hat bei der 10. Vuelta Femenina für den zweiten Sieg einer Fahrerin von EF Education – Cannondale gesorgt. Nachdem ihre Teamkollegin Alison Jackson den zweiten Abschnit

01.05.2024Bénin: Bike Aid holt sich mit einem Tag Verspätung Gelb

(rsn) - Nachdem Bike-Aid-Fahrer Yoel Habteab zum Auftakt der Tour du Bénin (2.2) das Gelbe Trikot noch verwehrt blieb, weil ihm der Etappensieg genommen und er hinter Azzedine Lagab auf Platz zwei z

01.05.2024Faulkner landet als Ausreißerin Coup in Zaragoza

(rsn) – Kristen Faulkner hat bei der 10. Vuelta Femenina für den zweiten Sieg einer Fahrerin von EF Education – Cannondale gesorgt. Nachdem ihre Teamkollegin Alison Jackson die 2. Etappe für si

01.05.2024Van Gils krönt im Sprint vor der Alten Oper sein Frühjahr

(rsn) – Im Sprint einer rund 35-köpfigen Spitzengruppe hat Maxim Van Gils (Lotto – Dstny) das 61. Frankfurt-Eschborn (1.UWT) für sich entschieden und damit sein großartiges Frühjahr gekrönt.

01.05.2024Slowene Primozic fängt Vorjahressieger Boros noch ab

(rsn) - Der aktuell Führende und Titelverteidiger der Road Cycling League Austria, Jaka Primozic (Hrinkow Advarics), hat den Grand Prix Vorarlberg in Nenzing, den dritten Stopp der heimischen Radbund

01.05.2024Rick Zabel beendet nach Rund um Köln seine Karriere

(rsn) - Rick Zabel (Israel - Premier Tech) wird am 26. Mai bei Rund um Köln (1.1) das letzten Rennen als Radprofi bestreiten. Den zum Saisonende auslaufenden Vertrag hat der 30-Jährige in Absprache

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine