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09.01.2015 | (rsn) - In einer zweiteiligen Serie stellen wir die zehn wichtigsten Transfers des Winters vor und beleuchten die Aussichten der Fahrer in ihren neuen Teams.
Jan Bakelants (von Omega Pharma Quick Step zu Ag2r)
Nach seinem Etappensieg bei der Tour de France und den danach folgenden Tagen im Gelben Trikot war der Belgier am Saisonende 2013 einer der begehrtesten Fahrer auf dem Transfermarkt. Bakelants entschied sich schließlich für Omega Pharma-Quick Step. In der Saison 2014 konnte der 28-Jährige zwar eine Etappe des Critérium du Dauphiné gewinnen und einen dritten Etappenrang bei der Tour de Romandie herausfahren, bei der Tour de France blieb der Allrounder allerdings blass.
Allerdings erhielt Bakelants auch nicht allzu viele Möglichkeiten, um sich auszuzeichnen. Mit Mark Cavendish, Tom Boonen, Andrew Fenn, Gianni Meersman, Alessandro Petacchi und Mark Renshaw konnte die Teamleitung gleich sechs Sprinter einsetzen, so dass die Teamtaktik weniger auf Ausreißerversuche ausgerichtet war. Fast folgerichtig stand für Bakelants Ende 2014 der nächste Wechsel an - und zwar nach Frankreich.
Bei seinem neuen Team Ag2r wird der sprintstarke Allrounder viel öfter auf eigene Rechnung fahren können. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, auf Finisseure und gute Bergfahrer zu setzen“, erklärte Teamchef Vincent Lavenu, der große Stücke auf den Neuzugang aus dem Nachbarland hält. „Er geht gerne in die Offensive und hat die Qualität, viele große Rennen zu gewinnen“, urteilte der Franzose über Bakelants, der einen Zweijahresvertrag erhalten hat.
Tiago Machado (von NetApp-Endura zu Katusha)
Beim deutschen Zweitdivisionär NetApp-Endura war Tiago Machado, erst zu Beginn der Saison 2014 von Radioshack-Leopard verpflichtet, vor allem bei kürzeren Rundfahrten eine Bank. So gewann der Portugiese die Slowenien-Rundfahrt (2.1), wurde Dritter beim Critérium International (2.HC), Vierter beim der Kalifornien-Rundfahrt (2.HC) und Sechster beim Giro del Trentino (2.HC).
Mit diesen Top-Ergebnissen empfahl sich der 29-jährige Kletterspezialist wieder für die WorldTour, so dass der Deutschland-Abstecher nach nur einem Jahr wieder beendet war. Beim russischen Team Katusha unterschrieb Machado einen Zweijahresvertrag und wird für die eher dünn besetzte Rundfahrerfraktion eine merkliche Verstärkung darstellen. Da der Kapitän Joaquim Rodriguez in die Jahre kommt und mit seinem Landsmann Daniel Moreno, dem Slowenen Simon Spilak und dem Italiener Giampaolo Caruso nur noch drei weitere Rundfahrer parat stehen, wird Machado schon in seiner ersten Katusha-Saison viele Freiheiten erhalten.
Der große Pluspunkt des Neuzugangs: Machado ist ein mehr als nur passabler Zeitfahrer, so dass er vor allem bei kürzeren Mehretappenrennen mit einem Zeitfahren wie der Algarve-Rundfahrt, Paris-Nizza, der Baskenland-Rundfahrt, der Tour de Romandie und der Tour de Suisse – für die er allesamt vorgesehen ist - die Kapitänsrolle wird einnehmen können. „Das ist der beste Rennkalender, den ich bisher als Profi hatte“, sagte Machado deshalb auch zu Biciciclismo. Auch die Teilnahme an der Tour de France ist wahrscheinlich. „An der Seite von Joaquim Rodriguez die Tour zu bestreiten, wäre ein Traum“, fügte Machado an.
Edvald Boasson Hagen (von Sky zu MTN-Qhubeka)
Obwohl er mit einem zweiten Platz im Rahmen der Mallorca-Challenge (1.1) und mit Rang drei beim Omloop Het Nieuwsblad (1.HC) gut in die Saison gestartet war und mit Platz zwei beim Japan Cup (1.1) das Radsportjahr auch ansprechend beendete, fiel die Saisonbilanz von Edvald Boasson Hagen enttäuschend aus.
Erstmals in seiner Profikarriere blieb der Norweger ohne Sieg, womit er unfreiwillig den Eindruck bestätigte, dass seine Entwicklung seit 2011, als er unter anderem zwei Tour-Etappen gewinnen konnte, stagniert. Deshalb entschloss sich der 27-Jährige nach fünf Jahren beim Team Sky zu einem Tapetenwechsel. Der soll beim südafrikanischen Zweitdivisionär gelingen, der Boasson Hagen für zwei Jahre unter Vertrag nahm und sich von einem der talentiertesten Fahrer des Pelotons eine deutliche Leistungssteigerung erhofft.
„Aus einem Rennpferd ist sicherlich kein Esel geworden. Er ist eher mit einem Rennpferd zu vergleichen, das einen Dorn im Fuß hat. Wir müssen den Dorn nun entfernen. Er ist noch lange nicht am Ende“, sagte Teammanager Douglas Ryder, der vor allem bei den belgischen Eintagesrennen auf seinen neuen Star setzt. Aufgrund seiner Sprintstärke soll sich Boasson Hagen allerdings auch als Etappenjäger Nummer 1 etablieren.
Durch die Verpflichtung der Sprinter Tyler Farrar, Matt Goss und Theo Bos hat die Teamleitung - wenn auch nicht beabsichtigt - den Druck auf Boasson Hagen erhöht. Sollte der Gent-Wevelgem-Sieger von 2009 in den Massensprints keine deutliche Verbesserung zum vergangenen Jahr zeigen, wären die drei Sprintspezialisten sicherlich zur Stelle - ebenso natürlich wie der Pulheimer Gerald Ciolek, bisher alleiniger Sprintkapitän bei MTN-Qhubeka.
Nicolas Roche (von Tinkoff-Saxo zu Sky)
Nach zwei Jahren beim dänischen Tinkoff Saxo-Team, wo er nicht nur wertvoller Helfer für Alberto Contador war, sondern auch selbst Akzente setzen und unter anderem die Route du Sud 2014 gewinnen und die Vuelta a Espana 2013 auf Rang fünf beenden konnte, schloss sich Nicolas Roche Team Sky an.
Bei seinem neuen Arbeitgeber wird der Ire sicherlich nicht mehr Freiheiten erhalten, als es bei Tinkoff Saxo der Fall war. Denn mit Chris Froome steht bei Sky ein Rundfahrer par excellence unter Vertrag, der fast immer die Kapitänsrolle beanspruchen wird.
Zudem werden auch Richie Porte und Neuzugang Leopold König bei einigen Rennen freie Fahrt erhalten. So wird sich der 30-jährige Roche in die Teamhierarchie eingliedern und darauf hoffen müssen, dass er als Edelhelfer Froome auf dessen Weg zum zweiten Tour de France-Sieg wird begleiten können. Dann könnte er bei der Vuelta die Kapitänsrolle übernehmen, die Froome nach seinem Tour-Aus 2014 noch selbst als Siegkandidat bestritt. „Das Ziel, auf den Champs Elysées eine Ehrenrunde mit einem Teamkollegen im Gelben Trikot zu drehen, habe ich bislang noch nicht realisieren können. Bei Sky bin ich guter Dinge, dass es klappt“, sagte Roche, der sich für Sky tatsächlich zu einem Königstransfer entwickeln könnte.
Lars Boom (von Belkin zu Astana)
Astana hat sich bisher vor allem als starke Rundfahrertruppe oder als eines der besten Teams bei den Ardennen-Klassikern einen Namen gemacht. Mit der Verpflichtung von Lars Boom, der nach sechs Jahren bei Belkin/Rabobank eine Luftveränderung suchte, wird der kasachische Rennstall auch bei den flämischen Rennen um Spitzenergebnisse mitkämpfen können.
Bei Belkin hatte sich der 29-jährige Niederländer die Kapitänsrolle mit dem Belgier Sep Vanmarcke teilen oder sogar hinter seinem Teamkollegen zurückstehen müssen. In seinem neuen Team will der Tour-Etappensieger von 2014 vor allem in den Kopfsteinpflasterrennen überzeugen und bei der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix um den Sieg mitfahren.
„Wenn ich etwa Paris-Roubaix gewinne, dann ist es eine perfekte Saison“, so Boom, der 2012 in Roubaix bereits Sechster geworden war. Bei der Tour de France will sich der Allrounder in den Dienst von Titelverteidiger Vincenzo Nibali stellen, zunächst aber im Auftaktzeitfahren glänzen, das im niederländischen Utrecht ausgetragen wird.