Dominik Roels-Tagebuch aus dem Senegal

Rang vier zum Auftakt - da geht sicher noch was

Von Dominik Roels

Foto zu dem Text "Rang vier zum Auftakt - da geht sicher noch was"
Dominik Roels | Foto: Team EmbracetheWorld Cycling

23.04.2016  |  (rsn) - Hallo aus Tivaouane. Ich sitze gerade im Fahrerbus und musste mich glücklicherweise nicht darum kümmern, dass mein Rad auf den LKW geladen wird, da es den Platz auf dem Teamwagen bekommen hat! So habe ich mir einen Platz gesichert, auf dem ich meine Beine (noch) etwas strecken kann und aus zweiter Reihe gleich noch eine gute Aussicht aus der Frontscheibe habe!

Jetzt aber erst mal eine kleine Aussicht auf diese Rundfahrt: Wir sind in (Schwarz)-Afrika… also Startzeiten sind wohl eher immer + eine Stunde anzunehmen. Wo wir wann untergebracht sind, konnte uns Micha nach der Sitzung der Sportlichen Leiter gestern nicht genau sagen. Nur so viel: Wir sollen fünf Tage am Stück in einem Resort am Meer untergebracht sein. Eventuell geht es da heute hin. Aber hoffentlich nicht für fünf Tage, weil dies extrem viel Transfer bedeuten würde.

Heute ging es früh raus, da der Start für 9:30 Uhr angesetzt war. Nach dem üblichen Herumwarten war es dann 10:40 Uhr, als wir vom Hof des Hauptsponsors - ein Lebensmittelherstelle -) rollten.

Nach einiger neutralisierter Zeit wurden wir angehalten, weil die Kolonne nicht hinter uns war. Die Teamwagen werden zum großen Teil von Chauffeuren gelenkt, die unerfahren im Radsport sind. Micha wechselte daher auch zur Mitte des Rennens ans Steuer. Als das Rennen schlussendlich freigegeben wurde, war ich direkt hinter dem Kommissärauto und fuhr die obligatorische erste Attacke.

Es wurde fleißig weiter attackiert. Unser Team war ganz gut mit dabei. Zufällig war ich an zweiter Position, als ich jemanden mit einer roten Flagge am rechten Straßenrand sah: also Sprintwertung… leider war keine Zeit mehr zum Vorbeisprinten. Kurze Zeit später hörte die Stadt auf, leider war keiner von uns weit vorne, als sich das algerische Nationalteam bei Seitenwind einreihte und auf die Kante ging… Benni war in meiner Nähe, und wie wir es vor dem Rennen besprochen hatten, wollte ich ruhig bleiben und eine zweite Staffel aufmachen, um die aufreißende Lücke zu schließen.

Doch leider hatten die meisten meiner Mitstreiter nicht mehr genug Saft in den Beinen. Also schloss ich mich dann doch einem Belgier an, der mit Vollgas zur Gruppe hinspringen wollte. Ich war komplett am Limit, doch wir erreichten die Spitze. Leider hing Benny dann kurz dahinter und hat auch nicht gerufen oder gepfiffen und ist knapp hinter der Gruppe "geplatzt".

Gut, jetzt war ich vorne. Leider war ich allein mit der kompletten algerischen Nationalmannschaft und noch einigen andern, die mit zwei oder drei Teamkollegen in der etwa 15 Mann starken Gruppe waren. Ich versuchte also Kräfte zu sparen und ging nur gelegentlich durch die Führung. Hinten im Feld versuchte wohl das marokkanische Nationalteam nochmals unsere Gruppe zurück zu holen, war jedoch nicht stark genug.

Zur Mitte des Rennens es waren ja nur etwa 80 Kilometer war ziemlich lar, dass wir durchkommen werden. Etwa 10 bis 15 Kilometer vor dem Ziel - es gab keine Kilometer-Tafeln an der Strecke, die ich am Start noch herumstehen sah und auf die ich baute, da mein Radcomputer aus einer Armbanduhr besteht - gab es eine Attacke aus der Gruppe. Wir waren kurz mit vier Leuten weg. Es war jedoch nur ein Algerier dabei. Das hieß, er fuhr nicht richtig und wir wurden von vier seiner Tamkollegen wieder eingeholt. Einige andere kamen nicht mehr wieder. Somit blieben fünf Algerier gegen je einen Senegalesen, Tunesier, Belgier und gegen mich.

Ich fühlte mich nicht schlecht… aber gegen fünf…? Schlussendlich mussten wir einen Algerier ziehen lassen. Ich war noch bedacht darauf, den Rückstand gering zu halten. Ich wunderte mich zunächst, dass der Senegalese mir nicht half. Als er plötzlich lossprintete, erspähte ich dann auch wieder die unscheinbare rote Flagge. Ich fuhr alles was ging, aber wurde noch von einem Algerier übersprintet. Vierter also, ist ja nicht so schlecht… Mit einer optimalen Ausgangslage (mehr Teamkollegen in der Gruppe) geht da sicher noch was...

Wolfgang und Benny hatten dann noch Pech und fielen durch mehrere Platten noch aus der zweiten Gruppe zurück. Bei Fred ging leider nicht viel - er fuhr allerdings zum ersten Mal auf seinem neuen Canyon-Renner, der erst gestern Abend ankam und Fabi ging es in seinem ersten Rennen der Saison leider gar nicht gut. Ich habe mein neues Canyon Aeroad aber ganz gut "eingeritten“ und freue mich auf die längeren Etappen - und auf ein erfrischendes Bad im Atlantischen Ozean!

Ich hoffe, Ihr hattet Spaß beim Lesen. Ihr könnt auch gern über meine Facebook-Athletenseite Kontakt zu mir aufnehmen und sagen, wenn ich zu viel vom Rennen und zu wenig vom Drumherum erzähle -  oder andersherum...

Mit einem lieben, verschwitzen Gruß

Euer Dominik

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.05.2016Es hagelte Glückwünsche und Anerkennung

(rsn) - Es ist jetzt etwa 7 Uhr Ortszeit. Sonntag früh am Morgen. Das sollte doch die Richtige Zeit sein den ganzen Aufenthalt hier im Senegal Revue passieren zu lassen. Gestern war auch wieder ei

29.04.2016Fünf-Liter-Eimer Margarine als Belohnung für Rang zwei

(rsn) - Die letzte Etappe, die zur Gesamtwertung zählt, ist erfolgreich hinter uns gebracht. Das waren wirklich traumhafte Voraussetzungen. Wir konnten heute Morgen um 7:30 Uhr am Hotel die 4 Kilomet

29.04.2016"Prix des amis" für ein Hemd und zwei Schnitzereien

(rsn) - Bienvenue hier beim Tagebuch vom Ruhetag der Tour du Senegal. Hier in Somone, einem Strandort, einen Ruhetag zu haben ist natürlich schon Deluxe. Zunächst hatten wir uns mit dem Nationaltea

27.04.2016Während meiner Notdurft gingen die Algerier auf die Windkante

Jo was geht ab!? Sorry wegen gestern… hatte schon ein hübsches Dokument während der Busfahrt nach dem Rennen getippt. Dieses - dank meiner Unfähigkeit mit dieser gehobenen Technik eines Tablets u

25.04.2016Real african experiences

(rsn) - Hey, Leute, heute ohne Strandblick und Meeresrauschen, dafür gemütlich aus dem Bett des wieder mal guten Hotels. Heute wurde übrigens fast so früh gestartet wie angesagt (8:20 Uhr). Die be

25.04.2016Eine "typisch afrikanische" Renn-Organisation

(rsn) - Bonjour un autre foix,… ja, so langsam finde ich mich mit dieser Sprache ein wenig zurecht. Französisch wird wirklich recht verbreitet hier gesprochen. Vielleicht sogar mehr als in Marokko,

22.04.2016Hoffentlich gelangen unsere Spenden an die richtigen Empfänger

(rsn) - Hallo aus Dakar, der Hauptstadt des Senegal. Morgen startet hier die Tour du Senegal (2.2). Also Zeit für mein nächstes Tagebuch von einer Rundfahrt, die erstmals seit Jahren wieder UCI-Stat

Weitere Radsportnachrichten

20.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

19.04.2024UCI veröffentlicht kompakten Cyclocross-Weltcup-Kalender

(rsn) – Der vom Radsportweltverband UCI präsentierte Cross-Weltcup-Kalender 2024/25 weist einige bemerkenswerte Änderungen auf. So wurde die Anzahl der Rennen von 14 auf 12 reduziert, die zudem al

19.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

19.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

19.04.2024Lopez wehrt alle Angriffe ab und gewinnt Tour of the Alps

(rsn) – Juan Pedro Lopez (Lidl – Trek) ist am Schlusstag der 47. Tour of the Alps (2.Pro) nicht mehr in Schwierigkeiten gekommen. Im Gegenteil: Der Spanier brachte seinerseits auf dem schweren fü

19.04.2024Die Strecke des vierten Monuments: Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten ´La Doyenne´ dagegen erst zum achten Mal. Die Strecke hat sich für beide

19.04.2024Im Chaos-Finale fahren Malmberg, Röber und Paluta in die Top 10

(rsn) - Auch im chaotischen Finale der 2. Etappe von Belgrade Banjaluka (2.2) waren die drei deutschen Kontinental-Teams vorne mit dabei. Während der Däne Matias Malmberg (Maloja Pushbikers) und Do

19.04.2024Kehrt der Intergiro bei der Italien-Rundfahrt zurück?

(rsn) - Auf einigen der von der RCS veröffentlichen Profilen der Italien-Rundfahrt taucht der Intergiro zum ersten Mal seit 2005 wieder auf. Der Intergiro ist eine Sonderwertung, bei dem die Zeit all

19.04.2024Skjelmose erklärt seine Unterkühlung beim Flèche Wallonne

(rsn) - "Skjelmose wird hier gerade vom Rad getragen und ist vollkommen am Zittern. Komplett kalt. Komplett im Arsch", hieß es nach einem Augenzeugenbericht unseres Mannes vor Ort am Mittwoch in unse

19.04.2024Querfeldeinstar Kuypers steigt auf und gibt Debüt in Lüttich

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)