Mit drei Giro-Etappensiegen nach Hause

Greipel schenkt zum Ausstand der Konkurrenz noch einen ein

Foto zu dem Text "Greipel schenkt zum Ausstand der Konkurrenz noch einen ein"
André Greipel (Lotto Soudal) wird den 99. Giro d´Italia mit drei Etappensiegen im Gepäck verlassen. | Foto: Cor Vos

19.05.2016  |  (rsn) – André Greipel (Lotto Soudal) wird den 99. Giro d'Italia mit drei Etappensiegen im Gepäck verlassen. Unmittelbar, nachdem er am Nachmittag das zwölfte Teilstück über 182 Kilometer von Noale nach Bibione im Sprint einer reduzierten Spitzengruppe deutlich vor dem Australier Caleb Ewan (Orica-GreenEdge) sowie den Italienern Giacomo Nizzolo (Trek-Segafredo) und Sacha Modolo (Lampre-Merida) für sich entschieden hatte, bestätigte der Hürther seinen Rückzug von der Italien-Rundfahrt.

Die Entscheidung kommt nicht überraschend, da der 33-jährige Greipel wie auch Sprinter-Konkurrent Marcel Kittel (Etixx-Quick-Step), der bereits am zweiten Ruhetag nach zwei Tagessiegen ausgestiegen war, auch bei der Tour de France im Juli auf Etappenjagd gehen will. Außerdem steht im Herbst noch die Straßen-WM in Doha auf seinem Programm. „Die ersten zwölf Tage hier beim Giro waren physisch sehr anspruchsvoll. Jetzt freue ich mich auf ein paar ruhigere Tage“, sagte er nach seinem letzten Einsatz.

Am Donnerstag verabschiedete sich der zweimalige Deutsche Meister standesgemäß von der Italien-Rundfahrt und schenkte den erneut chancenlosen Konkurrenten zum Ausstand noch einen ein. Dank der perfekten Vorarbeit seines Teams, das praktisch vom Start weg die Kontrolle im Rennen übernommen hatte und das seinen Kapitän auf dem acht Kilometer langen Rundkurs in Bibione den Sprint mustergültig lancierte, hatte Greipel keine Mühe, seinen insgesamt 20. Etappensieg bei einer GrandTour einzufahren. Damit zog er mit dem bisherigen deutschen Rekordhalter Erik Zabel gleich, dessen Sohn Rick Neunter wurde.

“Es war sehr stark von der Mannschaft, wie sie mich bis zum Leadout an der Spitze gehalten hat“, lobte Greipels seine Helfer, die eine rote Phalanx an der Spitze gebildet hatten, an der auf dem mit 14 Kurven gespickten Rundkurs einfach kein Vorbeikommen war.

Dabei wurde die Zeit schon nach der vorletzten der beiden acht Kilometer langen Zielrunden genommen. Die Jury traf diese Entscheidung, um gefährliche Situationen bei möglichen Positionskämpfen zu vermeiden und letztlich auch, um die Klassementfahrer zu schützen.

Auch wenn er Parcours, nachdem es zu Etappenbeginn noch in Strömen geregnet hatte, zum Finale hin abgetrocknet war, blieb er dennoch gefährlich, wie ein später Sturz bewies, der das Feld auseinander riss, so dass nur noch rund 20 Fahrer um den Sieg sprinteten.

Den zog Greipel vom Hinterrad seines Anfahrers Jurgen Roelandts an. Er hielt auch den aufkommenden Ewan auf Distanz. Der junge Australier versuchte, auf der Innenbahn an seinem deutschen Konkurrenten  vorbeizuziehen, doch Greipel hielt an der Spitze die „Tür zu“ und hatte keine Mühe, seinen insgesamt sechsten Giro-Etappensieg einzufahren.

„Der Plan war, dass Jurgen Roelandts die letzte Kurve als Erster nimmt und noch etwas führt, so dass ich aus seinem Windschatten heraus sprinten kann. Ich bin glücklich, dass das wirklich sehr gut geklappt hat“, fasste Greipel das Finale zusammen, in dem Ewan sich schließlich mit dem zweiten Platz begnügen musste. „Caleb war einfach auf der falschen Seite. Ich war vorne und habe meinen Sprint durchgezogen“, sah der Etappensieger kein Fehlverhalten bei sich – wie auch die Jury, die das Ergebnis unbeanstandet ließ.

Keine Veränderungen gab es an der Spitze des Gesamtklassements. Die Favoriten verbrachten einen ruhigen Tag im Feld und konnten nach der zweiten Zieldurchfahrt entspannen, weil hier bereits die Zeit genommen wurde. Der Luxemburger Bob Jungels (Etixx-Quick-Step) führt unverändert mit 24 Sekunden Vorsprung auf den Costa Ricaner Andrey Amador (Movistar) und 1:07 Minuten auf dessen spanischen Teamkollegen Alejandro Valverde (Movistar).

Ehe die Sprinter zum Zug kamen, hatten zwei Ausreißer versucht, die anderen Teams zu ärgern. Bereits nach wenigen Kilometern lösten sich die beiden Italiener Daniel Oss (BMC) und Mirco Maestri (Bardiani-CSF), wogegen der Russe Alexandr Kolobnev (Gazprom-RusVelo) vergeblich versuchte, auch noch den Anschluss an die Spitze zu schaffen. Das fast durchgängig von Lotto Soudal angeführte Feld, hielt den Abstand auf unter drei Minuten und stellte das Duo bereits 22 Kilometer vor dem Ziel, kurz bevor der knifflige Rundkurs erreicht wurde. Von da an spulte Lotto Soudal sein Programm herunter: Fünf Helfer sorgten für Tempo an der Spitze, nahmen ihren Kapitän aus dem Wind und vereitelten alle Versuche der Konkurrenten, sich an die Spitze vorzukämpfen.

Auch Greipel selbst behauptete mehrmals seine aussichtsreiche Position und fiel nie weiter als an die sechste Stelle zurück – meist hatte er dabei fünf Teamkollegen vor sich. „Heute hat die Mannschaft besonders auf den letzten 26 Kilometern hart gearbeitet, damit uns noch mal ein schöner Sieg gelingt“, kommentierte er den vollen Einsatz seiner Helfer, die auch davon profitierten, dass sich die Teams der Klassementfahrer zurückhalten konnten. Dennoch empfand auch Anfahrer Roelandts die letzten Kilometer als „sehr hektisch. Es war am Ende wie eine Art Einzelzeitfahren. Dass die Klassementfahrer auf der letzten Runde nicht mehr dabei waren, war sehr angenehm“, bilanzierte der Belgier nach dem bereits vierten Lotto-Etappenerfolg.

 

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.06.2016Der 99. Giro d´Italia von A bis Z

(rsn) - Der 99. Giro d´Italia endete in einem spannenden Finale mit dem zweiten Erfolg von Vincenzo Nibali (Astana) nach 2013. Das ist fast allen bekannt. Doch es gibt auch viele wichtige und unwicht

30.05.2016Majka: Es fehlte der gewisse "Boom"

(rsn) – Zum angestrebten Podiumsplatz hat es für Rafał Majka bei der 99. Italien-Rundfahrt letztendlich nicht gereicht. Der Pole kann zwar mit seiner Leistung in den letzten drei Wochen und au

30.05.2016Nibali hat ein großes Kapitel im Giro-Geschichtsbuch sicher

(rsn) – Mit einem unglaublichen Comeback hat sich Vincenzo Nibali doch noch den Gesamtsieg und ein großes Kapitel im Geschichtsbuch des Giro d´Italia gesichert. Um die Bedeutung der Ereignisse des

30.05.2016Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - Zum Auftakt des 99. Giro d´Italia in Apeldoorn waren am Freitag 198 Fahrer mit von der Partie. Längst nicht alle haben am 29. Mai das Ziel in Turin erreicht. Sturzverletzungen, Erkrankungen,

30.05.2016Kluge geht in Turin leer aus, freut sich aber für Arndt

(rsn) – Nach seinem Coup von Cassano d‘Adda ging Roger Kluge auf der letzten Giro-Etappe zwar leer aus. Dafür konnte sich der IAM-Profi, der nach 163 Kilometern von Cuneo nach Turin Rang 42 beleg

29.05.2016Vegni: "Nibali hat uns ein großartiges Finale beschert"

(rsn) – Nach dem Ende des 99. Giro d’Italia stand Renndirektor Mauro Vegni radsport-news.com zu einem Interview zur Verfügung. Dabei sprach der Italiener über die Siegesserie der deutschen Sprin

29.05.2016Arndt zeigt Mitgefühl für "Verlierer" Nizzolo

(rsn) - Plötzlich Etappensieger beim Giro d’Italia, ohne als Erster über den Zielstrich gefahren zu sein - ein ungewohntes wie seltsames Gefühl für Nikias Arndt (Giant-Alpecin). Entsprechend ver

29.05.2016Nibali erinnert die Italiener an den großen Coppi

Turin (dpa) - Die italienischen Radsport-Fans fühlten sich an den großen Fausto Coppi erinnert. Mit unbändigem Willen riss Vincenzo Nibali - wie der Campione im Jahr 1953 - mit einem sagenha

29.05.2016Jungels mit gezieltem Bergtraining zum Höhenflug

(rsn) – Zum Abschluss des 99. Giro d`Italia musste sich Matteo Trentin (Etixx-Quick-Step) in Turin hinter Nikias Arndt (Giant-Alpecin) zwar mit Rang zwei zufrieden geben. Der Italiener konnte sich z

29.05.2016Highlight-Video der 21. Giro-Etappe

(rsn) – Für Vincenzo Nibali (Astana) entwickelte sich die 21. und letzte Etappe des 99. Giro d’Italia zum Schaulaufen. Während der Italiener am Sonntag sein Rosa Trikot sicher ins Ziel brachte,

29.05.2016Arndt gewinnt die Schlussetappe am Grünen Tisch

(rsn) - In Turin wurde am Sonntag der Schlusspunkt des 99. Giro d’Italia gesetzt. Drei Wochen nach dem Start im niederländischen Apeldoorn war die norditalienische Metropole Schauplatz der letzten

29.05.2016Nibali feiert Gesamtsieg, Arndt gewinnt Finale in Turin

(rsn) – Vincenzo Nibali (Astana) hat zum zweiten Mal nach 2013 den Giro d’Italia gewonnen. Die abschließende 21. Etappe, die am Sonntag über 163 Kilometer von Cuneo nach Turin führte, entwickel

Weitere Radsportnachrichten

07.05.2024Highlight-Video der 4. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Jonathan Milan (Lidl – Trek) hat die 4. Etappe des 107. Giro d’Italia gewonnen. Der Italiener setzte sich über 190 Kilometer von Acqui Terme nach Andora im Massensprint knapp vor dem Au

07.05.2024Merlier: “Ich bin froh, dass ich noch am Leben bin“

(rsn) – Jonathan Milan (Lidl – Trek) hat am vierten Tag des 107. Giro d’Italia nicht nur für den ersten Sieg eines Italieners gesorgt, sondern sich auch das Maglia Ciclamino gesichert, das er b

07.05.2024Milan holt sich “Piccolo Milano-Sanremo“ im Massensprint

(rsn) – Jonathan Milan (Lidl – Trek) hat die 4. Etappe des 107. Giro d’Italia im hart umkämpften Massensprint gewonnen. Nach 190 Kilometern zwischen Acqui Terme und Andora setzte er sich bei de

07.05.2024Nach zwei Stürzen ist der Giro für Girmay beendet

(rsn) – Nach seinem dritten Platz auf der 3. Giro-Etappe hatte sich Biniam Girmay (Intermarché - Wanty) mit Blick auf die kommenden Aufgaben ausgesprochen optimistisch gezeigt. Knapp 60 Kilometer v

07.05.2024Vingegaard ist wieder zurück auf dem Rad

(rsn) – Erstmals seit seinem schweren Sturz am 4. April bei der Baskenland-Rundfahrt hat Jonas Vingegaard eine Trainingseinheit im Freien absolviert. In einem von seinem Team Visma – Lease a Bike

07.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 4. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

07.05.2024Bora mit Buchmann und Welsford zur 45. Ungarn-Rundfahrt

(rsn) – Mit einem starken Aufgebot tritt Bora – hansgrohe zur am Mittwoch beginnenden 45. Tour de Hongrie (8. – 12. Mai / 2.Pro) an. Angeführt wird das sechsköpfige Aufgebot vom Deutschen Meis

07.05.2024Ab 2025 auch ein Frauenrennen Mailand-Sanremo?

(rsn) - Nach der Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix und Lüttich-Bastogne-Lüttich wird mit Mailand-Sanremo auch das vierte der fünfte Monumente künftig wohl auch mit einem Frauenrennen aufwarten kö

07.05.2024Girmay freut sich “auf die nächsten zwei oder sogar drei Etappen“

(rsn) – Nach seinem Triumph beim Giro d’Italia 2022, wo er als erster afrikanischer Profi eine Etappe gewinnen konnte, lief es bei Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) eher mittelprächtig. Die

07.05.2024Ein Hauch von Mailand-Sanremo

(rsn / ProCycling) – Die Fahrt über die Po-Ebene, ein langer Anstieg in der Mitte der Strecke, das Erreichen der ligurischen Küste und Passagen durch malerische kleine Städtchen – es ist eine E

07.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

06.05.2024Roglic: Pyrenäen-Besichtigung, Höhencamp und Dauphiné geplant

(rsn) – Während Jonas Vingegaard aufgrund seiner schweren Verletzungen aus dem Massensturz auf der 4. Etappe der Baskenland-Rundfahrt zurzeit nicht im Höhentrainingslager seines Teams Visma – L

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)