Nur Mollema begrenzte im Tour-Zeitfahren den Schaden

Alle Klassementfahrer im Schatten von Froome

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Alle Klassementfahrer im Schatten von Froome"
Chris Froome (Sky) trägt auch nach dem ersten Zeitfahren das Gelbe Trikot der Tour de France. | Foto: Cor Vos

15.07.2016  |  (rsn) - Das erste Zeitfahren dieser Tour de France hatte es in sich: Vom Vortag steckte der Mont Ventoux vielen noch in den Beinen, die 37,5 Kilometer lange Strecke zwischen Bourg-Saint-Andéol und La Caverne du Pont-d'Arc galt mit seinen beiden Anstiegen als anspruchsvoll, und ein heftiger Wind tat sein Übriges. Aber noch etwas sollte am Ende vor allem den Fahrern für die Gesamtwertung Kopfzerbrechen bereiten: Chris Froome (Sky). Während seine Kontrahenten größtenteils hinter den Erwartungen zurückblieben, meisterte der Brite auch diese Prüfung souverän und zog erstmals bei dieser Tour an der Spitze der Gesamtwertung etwas davon.

Am Ende sprang für Froome mit einem Rückstand von 1:03 Minuten auf den Tagessieger Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) Platz zwei heraus. "Es ist großartig. Wir wussten, dass wir heute gute Chancen haben, Zeit auf die Konkurrenten herauszufahren. Und wenn man diese Chance hat, muss man sie nutzen", freute sich der Sportliche Leiter von Sky, Nicolas Portal, im Ziel.

Froome und Sky waren die großen Gewinner, denn weitere Namen für die Gesamtwertung wurden mit einer Ausnahme vergeblich unter den ersten zehn der Tageswertung gesucht. Nur Bauke Mollema (Trek) konnte als Sechster (+1:54) auf Tuchfühlung zum Briten bleiben. Eine ebenso starke wie überraschende Leistung des Niederländers. In der Gesamtwertung wurde er mit dem Sprung auf Platz zwei belohnt – allerdings nun schon 1:47 Minuten hinter Froome.

Neben Mollema konnte noch Adam Yates (Orica-BikeExchange) ein positives Fazit der Zeitfahrprüfung ziehen. Der junge Brite, der nicht unbedingt als begnadeter Zeitfahrer bekannt ist, konnte seinen Schaden mit Platz 18 (+3:01) in Grenzen halten. Im Klassement büßte er allerdings einen Platz ein und ist mit 2:45 Minuten neuer Dritter.

Dahinter machte sich jedoch Ernüchterung breit. "Es war so windig da draußen und ich wusste nicht, wie ich in der Zeit lag. Um ehrlich zu sein, schmerzte es wie die Hölle und der Motorradunfall von gestern machte es nicht besser. Ich bin ein wenig verärgert und enttäuscht", sagte Richie Porte (BMC) direkt nach seiner Zielankunft gegenüber Eurosport. Der Australier galt als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für das Zeitfahren, beendete das Rennen allerdings nur auf Platz 21 (+3:18).

Kaum besser lief es für seinen Teamkollegen Tejay van Garderen, für den das Zeitfahren in der Regel ebenfalls eine Paradedisziplin darstellt. Der US-Amerikaner musste fast zwei Minuten auf Froome hinnehmen und wurde schließlich als Sechzehnter der Etappe gewertet (+2:50). In der Gesamtwertung verbesserte er sich trotzdem mit einem Rückstand von 3:19 Minuten um einen Platz auf Position sechs.

Ein Fiasko stellte der Etappenausgang auch für das spanische Team Movistar dar. Nairo Quintana gehört gewiss nicht zu den Spezialisten auf dem Zeitfahrrad, doch aufgrund der schweren Strecke und wegen seines Zeitfahrerfolgs kurz vor der Tour bei der Route du Sud, wurde der Kurs als entgegenkommend für ihn eingestuft. Doch schon bei der ersten Zeitkontrolle nach sieben Kilometern wies der Kolumbianer einiges am Rückstand auf und fand auch im Anschluss nicht zu seinem Tritt. Am Ende sprang ein ernüchternder 20. Platz heraus, zeitgleich mit Porte.

Quintana liegt nun als Gesamtvierter bereits 2:59 Minuten hinter Froome. "Am Anfang habe ich wirklich gelitten. Ich bin im Gesamtklassement jetzt drei Minuten zurück, das ist ein bisschen zu viel. Ich hoffe meine Beine bleiben gut. Es gibt nach wie vor eine Menge Anstiege. Ich werde versuchen anzugreifen, so wie ich es schon immer getan habe", zeigte er sich dennoch kämpferisch. Einen Platz hinter ihm folgt im Klassement sein Teamkollege Alejandro Valverde, der die Etappe als Fünfzehnter (+2:48) abschloss.

Mit einiger Skepsis werden auch Daniel Martin (Etixx-Quick-Step) und Romain Bardet (Ag2r) das Zeitfahren in Angriff genommen haben. Beide büßten Zeit auf ihre Kontrahenten ein, allerdings nicht so viel, wie vor der Etappe zu erwarten war. Ausnahme auch hier: Chris Froome.

Bardet belegte mit einem Rückstand von 4:02 Minuten auf die Bestzeit Platz 30, Martin landete drei Plätze dahinter (+4:20). In der Gesamtwertung liegt Bardet nun auf Platz sieben (+4:04), Martin ist Neunter (+5:03). "Ich bin froh, dass ich es hinter mir habe. Ich habe den Schaden in Grenzen halten können, in dem Wissen, dass die Berge mein eigentliches Terrain sind", kommentierte Bardet seinen Auftritt.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.07.2020Video-Rückblick: Froome joggt 2016 den Ventoux hinauf

(rsn) – Heute vor vier Jahren erlaubten staunende Zuschauer am Mont Ventoux das Finale eines denkwürdigen Tour-Tages. Nach einem Sturz im Schlussanstieg der 12. Etappe rannte Chris Froome am Franz

27.07.2016Nibali hatte bei der Tour schon Rio im Blick

(rsn) – Vincenzo Nibali hat verärgert auf die Kritik an seinen Leistungen bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Tour de France reagiert. Der Italiener und sein Astana-Team waren ohne Etappensieg ge

26.07.2016Erneuter Tour-Ausstieg der ARD darf kein Thema sein

(rsn) - Drei Wochen Tour de France. Ein paar Tage "als Fan" selbst dabei. Den großen Rest aber am Bildschirm. Bis zum grandiosen Schlussakkord auf den Champs Elysees, gesetzt im "Sprint des Jahres" v

26.07.2016Quintana will weiter für seinen Gelben Traum kämpfen

(rsn) – Kolumbien muss weiter auf seinen ersten Tour-de-France-Sieger warten. Auch im dritten Anlauf hat es Nairo Quintana nicht geschafft – doch noch nie war der Movistar-Kapitän weiter vom Gelb

26.07.2016Künftig ein britisches Duell um das Gelbe Trikot?

(rsn) – Wie sein berühmter Landsmann Bradley Wiggins wird auch Adam Yates in die Geschichtsbücher des Radsports eingehen. War der mittlerweile 36-jährige Stundenweltrekordler vor vier Jahren der

26.07.2016Kittel kam bei der Tour in keinen "richtigen Flow"

(rsn) – Bei André Greipel (Lotto Soudal) lief am Sonntag auf den Champs-Élysées alles nach Wunsch. Wie bereits 2104 gewann der Deutsche Meister die prestigeträchtige Abschlussetappe der 103. Tou

26.07.2016Hektische Sprints und Cavendish machten Greipel das Leben schwer

(rsn) – Nach drei teils frustrierenden Wochen schien für André Greipel (Lotto Soudal) doch noch die Sonne. Am Sonntagabend holte sich der Deutsche Meister in Paris auf den Champs-Élysées den so

25.07.2016Bardet zum dritten Mal in Folge in Paris auf dem Tour-Podium

(rsn) – Romain Bardet hat den heimischen Fans die Tour de France gerettet. Der 25 Jahre alte Kapitän der Ag2R-Equipe legte auf den letzten drei Tagen ein Finale sondergleichen hin, sicherte sich au

25.07.2016Kittel: Erst durch Defekte gestoppt, dann im Finale kraftlos

(rsn) – Zum großen Finale der 103. Tour de France wollten Marcel Kittel und sein Etixx-Quick-Step-Team nochmals zuschlagen. Der Erfurter, der bereits 2013 und 2014 jeweils den Schlussakkord auf den

25.07.2016Jogging-Einlage in Gelb und ein machtloser Herausforderer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Dominator in Grün und Schweizer Coup durch einen Kolumbianer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Kollision mit dem Teufelslappen und ein fataler Entschluss

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

Weitere Radsportnachrichten

01.05.2024Rick Zabel beendet nach Rund um Köln seine Karriere

(rsn) - Rick Zabel (Israel - Premier Tech) wird am 26. Mai bei Rund um Köln (1.1) das letzten Rennen als Radprofi bestreiten. Den zum Saisonende auslaufenden Vertrag hat der 30-Jährige in Absprache

01.05.2024Kein Eschborn - Frankfurt: Ackermann muss Comeback verschieben

(rsn) – Ohne Sprinter Pascal Ackermann (Israel – Premier Tech) wird die 61. Ausgabe von Eschborn – Frankfurt gestartet. Wie die Organisatoren des hessischen Frühjahrsklassikers meldeten, muss

01.05.2024Degenkolb: “Diesmal hoffentlich ein Massensprint“

(rsn) – Nach der Streckenverschärfung aus dem Vorjahr haben die kletterstarken Fahrer wieder deutlich bessere Chancen bei Eschborn – Frankfurt (1.UWT). Das wird auch bei der am 1. Mai stattfinden

01.05.2024In der Übersicht: Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

01.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

01.05.2024Eschborn - Frankfurt im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Über Jahrzehnte hin als Rund um den Henninger Turm ausgetragen, wurde der hessische Frühjahrsklassiker nach dem Rückzug des Sponsors zum 1. Mai 2009 zunächst in Eschborn Frankfurt City L

30.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat die 3. Etappe der Vuelta Espana Feminina (2.UWT) für sich entschieden. Die 36-jährige Niederländerin verwies nach 1302 Kilometern zwischen Lucen

30.04.2024Walscheid: Eschborn-Frankfurt als Giro-Generalprobe mit Ewan

(rsn) – Im letzten Jahr war dem knapp zwei Meter großen und knapp 90 Kilogramm schweren Max Walscheid - damals noch im Dress von Cofidis - bei Eschborn – Frankfurt mit dem Sieg in der Bergwertun

30.04.2024Bike Aid bekommt erneut einen Etappensieg aberkannt

(rsn) - Innerhalb eines Monats haben UCI-Kommissäre dem Team Bike Aid den zweiten Etappensieg aberkannt. Nachdem Anfang April bei der Tour of Mersin (2.2) in der Türkei Oliver Mattheis Sieg annulli

30.04.2024“Hat Spaß gemacht“: Hollmann Bergkönig der Tour de Romandie

(rsn) – Bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Tour de Romandie (2.UWT) hat Juri Hollman (Alpecin – Deceuninck) sein erstes Bergtrikot als Berufsradfahrer gewonnen. Den Grundstein dazu hatte der K

30.04.2024Vos feiert Sprintsieg in Teruel

(rsn) – Die Gewinnerin der 3. Etappe der Vuelta Espana Feminina by Carrefour.es ist Marianne Vos (Visma – Lease a Bike). Die Niederländerin sicherte sich den Tageserfolg nach 130,2 Kilometern in

30.04.2024Kämna soll diese Woche nach Hause reisen können

(rsn) – Lennard Kämna ist noch immer auf Teneriffa im Krankenhaus, soll aber noch in dieser Woche nach Hause reisen dürfen. Das berichtet die BILD, nach einem Gespräch mit der medizinischen Abtei

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Eschborn-Frankfurt (1.UWT, GER)
  • Radrennen Männer

  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)