Kennaugh gewinnt Dauphiné-Königsetappe

Porte in Alpe d´Huez zu stark für Froome

Foto zu dem Text "Porte in Alpe d´Huez zu stark für Froome"
Richie Porte (BMC) verteidigte auf der Königsetappe des 69. Critérium du Dauphiné souverän sein Gelbes Trikot. | Foto: Cor Vos

10.06.2017  |  (rsn) - Richie Porte (BMC) ist auf dem besten Weg, sich erstmals in die Siegerliste des Critérium du Dauphiné einzutragen. Auf der Königsetappe der 69. Auflage der Tour-Generalprobe konnte nur Jakob Fuglsang (Astana) einer Tempoverschärfung des Australiers folgen, der sich zwei Kilometer vor dem Ziel des siebten Abschnitts, der über 168 Kilometer von Aoste nach Alpe d`Huez führte, aus der Favoritengruppe löste und als Sechster vor dem Dänen die Bergankunft in 1.838 Metern erreichte.

Dagegen büßte Titelverteidiger Chris Froome (Sky) auf den letzten 1.500 Metern 24 Sekunden gegenüber seinem ehemaligen Teamkollegen ein und hat auf Rang zwei der Gesamtwertung bei mittlerweile 1:02 Minuten Rückstand auf das Gelbe Trikot kaum noch Chancen auf einen vierten Dauphiné-Gesamtsieg.

Dafür konnte sich der Brite über den Coup seines Teamkollegen Peter Kennaugh freuen, der sich in einem Ausreißerduell mit elf Sekunden Vorsprung auf Landsmann Ben Swift (UAE Team Emirates) seinen ersten Sieg seit fast eineinhalb Jahren sicherte.

"Das ist unglaublich. Es ist immer schwer, eine Bergetappe zu gewinnen, aber ich habe gute Form vor dem Juli. Es hat eine Weile gedauert, bis die Fluchtgruppe stand, aber als es dann soweit war, wusste ich, dass ich eine gute Chance haben würde“, sagte der 27-jährige Kennaugh, der mit einem trockenen Antritt am Fuß des 3,7 Kilometer langen Schlussanstiegs den sprintstarken Swift abschütteln konnte.

"Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn im Sprint würde bezwingen können, deshalb musste ich ihn vorher loswerden, was mir auch gelang, In Alpe d’Huez zu gewinnen ist besser als Olympiasieger zu werden“, fügte der Sky-Profi lachend an.“ Der zweimalige Britische Meister muss wissen, wovon er redet - schließlich gewann Kennaugh 2012 bei den Olympischen Spielen von London Gold in der Mannschaftsverfolgung.

Rang drei ging in Alpe d'Huez an den Spanier Jesus Herrada (Movistar/+1:11), gefolgt vom Belgier Jelle Vanendert (Lotto Soudal/+1:13) und dem Franzosen Romain Bardet (AG2R/+1:15), der sich am Col de Sarenne, dem vorletzten und schwersten Berg des Tages, aus der Gruppe um Porte abgesetzt hatte und im Gesamtklassement vom neunten auf den sechsten Platz vorrückte. Hier führt der 32-jährige Porte nun mit 1:02 Minuten Vorsprung auf Froome und 1:15 Minuten auf Fuglsang.

"Zu attackieren war die beste Art und Weise, um mein Trikot im Finale zu verteidigen“, sagte der 32-jährige Porte zu seiner Tempoverschärfung, mit der er fast alle seine Konkurrenten abschüttelte. "Aber wir dürfen nicht selbstgefällig werden. Für morgen erwarte ich ein Feuerwerk. Es wird eine kurze Etappe. Es ist nicht vorbei, ehe es vorbei ist, aber mein Team ist so unglaublich stark, so dass ich es ihm zuliebe vollenden möchte.“

Stark präsentierte sich auch wieder Emanuel Buchmann (Bora-hansgrohe). Der Ravensburger attackierte sowohl am Col de Sarenne als auch im letzten Anstieg, wenn auch erfolglos. Letztlich kam der 24-Jährige auf Rang 14 zeitgleich mit Froome, Alejandro Valverde (Movistar) und Louis Meintjes (UAE Team Emirates) ins Ziel. Zwar büßte Buchmann eine Position im Gesamtklassement ein, wo er jetzt auf dem neunten Platz geführt wird. Dafür baute er seine Führung in der Nachwuchswertung aus, in der er jetzt 1:01 Minuten Vorsprung auf Meintjes hat. „Ich bin mit dem Tag wieder super zufrieden“, freute sich Buchmann über das Resultat.

Auch der Niederländer Koen Bouwman (LottoNL-Jumbo) war einer der Gewinner des Tages, konnte er doch seinen Vorsprung in der Bergwertung gegenüber dem neuen Zweiten Kennaugh auf 23 Punkte ausbauen. "Ich habe bis jetzt die beste Woche meiner Profikarriere und heute war das ein weiterer guter Tag“, strahlte der 23-Jährige, der aus der Gruppe des Tages heraus drei der sechs Bergwertungen des Tages gewann.

Die hatte sich nach hartem Kampf und hohem Tempo erst nach rund 35 Kilometern gebildet. Gleich 17 Mann zogen davon, darunter Bouwman, der damit zum vierten Mal im Verlauf der Rundfahrt als Ausreißer unterwegs war und sich als Erster am Col du Cucheron (2. Kat.) und kurz darauf am Col de Porte (1. Kat.) weitere Bergpunkte sicherte.

In der stark besetzten Ausreißergruppe fuhren neben dem Träger des Bergtrikots, Kennaugh, Swift, Herrada und dem späteren Etappenvierten Jelle Vanendert (Lotto Soudal) auch Swifts Teamkollege Diego Ulissi sowie Bardets Helfer Alexis Vuillermoz, wogegen BMC, Trek-Segafredo und auch Bora-Hansgrohe nicht vorne vertreten waren.

Nach dem Col de Porte, der bei Kilometer 56 erreicht war, konnte die Spitzengruppe ihren Vorsprung auf das von BMC, Sky und Movistar kontrollierte Feld auf gut sechs Minuten ausbauen. Auf den letzten 40 Kilometern beteiligten sich abwechselnd auch Orica-Scott, Bora-Hansgrohe, Trek-Segafredo, Cannondale-Drapac und Quick-Step Floors an der Jagd, wodurch der Vorsprung auf unter vier Minuten schrumpfte, ehe sich Andrew Talansky (Cannondale-Drapac) aus dem Feld heraus auf den Weg nach vorn machte.

Der Gewinner der Dauphiné-Ausgabe von 2014 schloss schnell zu seinem Teamkollegen Simon Clarke auf, der sich von vorn hatte zurückfallen lassen, konnte dann aber kaum noch Boden auf die Spitze gutmachen. Aus der heraus holte sich Bouwman auch die Bergwertung an der Côte de Garçin (2. Kat.), hatte damit sein Tagwerk erledigt und ließ sich ins Feld zurückfallen.

Dort kontrollierte BMC das Geschehen, ohne den Rückstand auf die kleiner werdende Spitzengruppe zunächst weiter reduzieren zu können. Im Gegenteil: Nach einer Attacke von Delio Fernandez (Delko Marseille), der nur Vanendert, Kennaugh, Swift und schließlich noch Herrada sowie Ulissi folgen konnten, baute die Spitze am Col de Sarenne, einem 15 Kilometer langen und sechs Prozent steilen Anstieg der Ehrenkategorie, sogar wieder auf fast viereinhalb Minuten aus.

Im höchsten und schwersten Hindernis des Tages folgten sowohl an der Spitze als auch bei den Verfolgern diverse Attacken. Vorne blieben schließlich nur noch Kennaugh und Swift übrig, während im immer kleiner werdenden Feld Bardet 16,5 Kilometer vor dem Ziel davonzog, zu Vuillermoz aufschloss und sich an die Verfolgung von Talansky machte, den er allerdings erst sieben Kilometer vor dem Ziel erreichte.

Die Bergwertung in knapp 2.000 Metern Höhe überquerte das britische Duo Kennaugh-Swift mit drei Minuten Vorsprung auf Bardet und Vuillermoz. Dahinter attackierte im Feld Valverde, doch Fuglsang und Porte neutralisierten den Antritt des Spaniers. Froome dagegen hatte Mühe, die Lücke zu schließen, was dem Titelverteidiger einen Vorgeschmack auf das gab, was im Finale folgen sollte.

Nach einer Gegensteigung und der folgenden letzten Abfahrt des Tages ergriff Kennaugh am Fuß des Schlussanstiegs die Initiative und schüttelte Swift 3,5 Kilometer vor dem Ziel ab. Hier bewegten sich die Profis wieder auf der "klassischen“ Route zur mythischen Bergankunft, nachdem sie sich zuvor durch den "Hintereingang“, nämlich den Col de Sarenne, Alpe d’Huez genähert hatten. Während an der Spitze die Entscheidung im Kampf um den Tagessieg gefallen war und auch Bardet, der Talansky ebenfalls hatte stehen lassen, nur noch an Herrada und Vanendert herankam, wurde es bei den Favoriten nochmals spannend.

Zunächst versuchte Buchmann, gemeinsam mit Fabio Aru (Astana) im Gesamtklassement weiter Boden gutzumachen. Das Duo attackierte im Schlussanstieg aus der Verfolgergruppe heraus, hatte sich damit aber etwas zu viel zugemutet. Der Deutsche Meister von 2015 musste dem Tempo schnell Tribut zollen, ehe kurz darauf auch der Vuelta-Gewinner des gleichen Jahres eingefangen wurde. Grund dafür war Portes Antritt, dem zunächst noch Fuglsang, Alberto Contador (Trek-Segafredo) und auch Aru selber folgen konnte. Doch das Tempo des Tasmaniers war so hoch, dass er schließlich alle Konkurrenten außer Fuglsang noch los wurde und sein Gelbes Trikot auf die bestmögliche Weise verteidigte.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

13.06.2017Froome: "Richie war bei weitem der stärkste Mann im Rennen"

(rsn) - Während sich Richie Porte (BMC) beschwert, dass die Konkurrenz - und damit meint er wohl auch sein Ex-Team Sky um Kumpel Chris Froome - auf der Schlussetappe des Criterium du Dauphine in erst

12.06.2017Bardet: “Es war eine echte Schlacht zwischen den Kapitänen“

(rsn) - Im vergangenen Jahr beendete Romain Bardet (Ag2R) das Critérium du Dauphiné auf Rang zwei - am Ende der 69. Auflage der Tour-Generalprobe reichte es nur zu Platz sechs. Zudem gelang dem Fran

12.06.2017Contador: "Ich liege gut im Tour-Plan“

(rsn) - Im Finale der 8. Etappe des 69. Critérium du Dauphiné musste Alberto Contador (Trek-Segafredo) passen. Als Romain Bardet (Ag2R) vier Kilometer vor der Bergankunft am Plateau de Solaison aus

12.06.2017Highlight-Video des 69. Critérium du Dauphiné

(rsn) - Mit dem Überraschungssieg durch Jakob Fuglsang (Astana) ist am Sonntag das 69. Critérium du Dauphiné zu Ende gegangen. Der 32 Jahre alte Däne fuhr am letzten Tag der Tour-Generalprobe noch

11.06.2017Froome spielt alles oder nichts und verliert

(rsn) - Im Kampf um seinen vierten Gesamtsieg beim Critérium du Dauphiné spielte Chris Froome (Sky) am Sonntag Vabanque. Am Ende der 8. Etappe über 115 spektakuläre Kilometer zwischen Albertville

11.06.2017Buchmann ist bei den Allerbesten angekommen

(rsn) - Schüchtern stand Emanuel Buchmann (Bora-hansgrohe) auf dem Podium. Mehrmals streckte er bei der Siegerehrung auf dem Plateau de Solaison die Arme nach vorne, um das Weiße Trikot des besten

11.06.2017Fuglsang der lachende Dritte beim Duell Porte gegen Froome

(rsn) - Aus dem erwarteten großen Duell zwischen Richie Porte (BMC) und Chris Froome (Sky) ist Jakob Fuglsang (Astana) beim 69. Critérium du Dauphiné als lachender Dritter hervorgegangen. Der 32 Ja

11.06.2017Fuglsang fährt Porte aus dem Gelben Trikot, Buchmann Siebter

(rsn) - Jakob Fuglsang (Astana) hat am letzten Tag des 69. Critérium du Dauphiné Richie Porte (BMC) noch aus dem Gelben Trikot gefahren und sich den Gesamtsieg bei der Tour-Generalprobe gesichert.

11.06.2017Bardet: “BMC hat uns in den Schlaf geschickt"

(rsn) - Auf der Königsetappe des 69. Critérium du Dauphiné hat Romain Bardet (Ag2) gezeigt, dass er rechtzeitig zur Tour de France in Schwung kommt. Der Vorjahreszweite der Tour-Generalprobe attack

11.06.2017Highlight-Video der 7. Etappe des Critérium du Dauphiné

(rsn) - Mit Peter Kennaugh hat erstmals ein Brite in Alpe d´Huez triumphiert. Der 27-jährige Sky-Profi setzte sich am Samstag auf der Königsetappe des 69. Critérium du Dauphiné nach 167,5 Kilomet

10.06.2017Froome: "Richie hat das so gut wie eingetütet"

(rsn) - Nach der Königsetappe des 69. Critérium du Dauphiné hat Chris Froome (Sky) die Titelverteidigung praktisch abgeschrieben. “Ich denke, Richie hat das so gut wie eingetütet“, sagte der B

10.06.2017Buchmann: Auf der Dauphiné-Königsetappe "nie am Limit"

(rsn) - Einen Platz unter den besten Zehn des Critérium du Dauphiné hatte Emanuel Buchmann vor dem Start der Tour-Generalprobe als sein Ziel ausgegeben. Und nach der Königsetappe der Tour-Generalpr

Weitere Radsportnachrichten

06.05.2024Bauernfeind beendet Vuelta besser als erwartet

(rsn) – Wer weiß, was alles möglich gewesen wäre. Wenn Ricarda Bauernfeind nicht zu Beginn der Vuelta Feminina (2.WWT) etwas gekränkelt hätte. Und wenn sie von Beginn an als Kapitänin von Cany

06.05.2024Milan: “Wenn man das Trikot einmal hatte, will man es wieder“

(rsn) – So spät kommen die Sprinter selten bei einer Grand Tour zum Zug. Die heutige 3. Etappe bietet die erste Chance für die schnellen Männer, um einen Etappensieg zu kämpfen. Einfach wird es

06.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 3. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

06.05.2024O’Connor “muss jetzt die Konsequenzen tragen“

(rsn) – Wenn Ben O’Connor (Decathlon – AG2R La Mondiale) in diesem Jahr irgendwo an den Start ging, war es meistens von Erfolg gekrönt. Auf seinen Sieg bei seinem Saisonauftakt bei der Murcia-R

06.05.2024In Frankfurt und in Vorarlberg gab es wenig zu holen

(rsn) - Die deutschen KT-Teams hatten in dieser Woche ein volles Rennprogramm. Doch die erhofften Erfolge sprangen dabei gegen die internationale Konkurrenz nicht heraus.Die ereignisreichste Woche ha

05.05.2024Eine erste Chance für die Sprinter

(rsn / ProCycling) – Nachdem sie sich zwei Tage lang "aufwärmen" konnten, ist es nun für die schnellen Männer des Pelotons Zeit, ihren Job zu verrichten. Bevor sie jedoch ihren ultimativen Zielsp

05.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

05.05.2024Pogacar auf den Spuren Pantanis

(rsn) - 1999 hatte Marco Pantani am Fuße des Anstiegs zur Kapelle nach Oropa einen Defekt. Die Kette fiel ihm herunter. Es dauerte, bis ein Materialwagen bei ihm war. Fahrer um Fahrer zog derweil an

05.05.2024Nur ein Defekt bremste Martinez hinauf nach Oropa

(rsn) – Gut fünf Kilometer vor dem Ziel der 2. Etappe am Santuario di Oropa gab es Grund zur Beunruhigung beim Team Bora – hansgrohe. Am Ende des Tages aber sah man nichts als strahlende Gesichte

05.05.2024Martinez: “Das Resultat ist großartig für unsere Moral“

(rsn) – Mit einem Tag “Verspätung“ hat Tadej Pogacar am Sonntag bei der ersten Bergankunft den erwarteten Etappensieg am Auftaktwochenende des 107. Giro d’Italia eingefahren. Am Santuario di

05.05.2024Highlight-Video der 2. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Zum Auftakt des 107. Giro d’Italia (2.UWT) musste sich Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) noch mit Rang drei begnügen. An der ersten Bergankunft jedoch gab es für den Top-Favoriten kein H

05.05.2024Pogacar stürmt in Oropa trotz Sturz ins Rosa Trikot

(rsn) – Marco Pantani triumphierte 1999 an der Wallfahrtskirche Santuario di Oropa dank einer historischen Aufholjagd, nachdem er am Fuße des Anstiegs durch einen Defekt gestoppt worden war. 25 Jah

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)