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05.07.2017 | (rsn) An Selbstbewusstsein mangelte es Fabio Aru (Astana) nach seinem Etappenerfolg der 5. Etappe zur Bergankunft in La Planche des belles filles nicht. "Ich habe attackiert, um zu sehen, wer mitgehen kann", erklärte der Italienische Meister seine entscheidende Attacke 2,3 Kilometer vor dem Ziel.
Die ermutigende Antwort für Aru: keiner. Der 27-Jährige zog im Wiegetritt der Gruppe um Chris Froome (Sky) und den anderen Favoriten davon und rettete 16 Sekunden an Vorsprung vor dem Iren Daniel Martin (Quick-Step Floors) ins Ziel. Für Aru war es der erste Tour-de-France-Etappenerfolg, nachdem er zuvor bereits Teilstücke beim Giro d'Italia (3) und der Vuelta a Espana (2) gewinnen konnte.
"Die letzten 300 Meter waren schrecklich, aber als ich 200 Meter vor dem Ziel zurückschaute, wusste ich, dass ich geschafft hatte. Im italienischen Meistertrikot zu gewinnen, ist etwas ganz besonders", so Aru weiter.
Sein Coup dürfte bei vielen auch Erinnerungen an einen anderen Italiener geweckt haben. Vincenzo Nibali gewann 2014 ebenfalls als Italienischer Meister und im Trikot von Astana an gleicher Stelle und legte damals den Grundstein für den späteren Gesamtsieg. Aru war sich dessen vor der Etappe durchaus bewusst. "Der Sieg ist unglaublich. Ich kannte den Anstieg nicht und hatte mir vorher im Internet Vidoes von den Siegen von Nibali und Froome angeschaut. Das hat mir geholfen, den richtigen Zeitpunkt für eine Attacke zu finden", sagte Aru auf der Pressekonferenz nach der Etappe.
Die Verbindung zu einem möglichen Gesamtsieg durch Aru ist dabei schnell hergestellt. "Ob ich die Tour gewinnen kann, wird man sehen. Aber ich weiß, dass Nibali erst hier und dann die Tour gewonnen hat", erklärte Aru dazu. Zurückhaltung klingt anders – auch, wenn es der Sarde, kein Mann für den großen Medienauftritt, bescheiden formulierte. Aru hat sich mit einem Schlag in den Favoritenkreis für die Tour katapultiert.
Denn der Sieger der Spanien-Rundfahrt 2015 verbesserte sich durch den Etappenerfolg auf Gesamtplatz drei, 14 Sekunden hinter dem neuen Spitzenreiter Froome. Zudem übernahm er mit zehn Punkten die Führung in der Bergwertung. "Es wird ein paar Stunden dauern, um das alles zu verarbeiten. Ich werde mir den Sieg noch ein paar Mal auf Video angucken, um es zu genießen", gab Aru zu.
Für den kleinen Kletterer war der Sieg auch eine Genugtuung für eine bislang enttäuschende Saison. Das anvisierte Ziel, den Sieg beim 100. Giro d'Italia, der auch noch in seiner Heimat Sardinien startete, verpasste Aru aufgrund einer hartnäckigen Knieverletzung: ein schwerer Rückschlag, wie er zugab. Der Tour-Start war nicht eingeplant und kam unverhofft, kann für Aru aber nach seiner enttäuschenden Premiere im Vorjahr (Platz 13) zur erfolgreichen Wende werden.