--> -->
16.07.2022 | (rsn) - Wir sammeln für Sie nach jeder Etappe der 109. Tour de France die ersten Kommentare der Protagonisten, die Sie kurz nach dem Zieleinlauf hier nachlesen können.
Michael Matthews (BikeExchange – Jayco / Etappebgewinner): “Ich denke, man konnte am TV sehen, wie sehr ich diesen Sieg wollte. Ich habe alles getan, was möglich war. Als ich sah, dass ich mit 19 guten Kletterern in der Gruppe war, da habe ich mir schon etwas in die Hosen gemacht. Ich dachte schon, dass ich hier einfach nur Kraft vergeuden würde, wenn ich den ganzen Tag da in der Gruppe mitfahren würde. Mein Sportdirektor hat mich aber beruhigt. Er sagte mir, dass es das Beste wäre, wenn ich früh attackieren würde, um so einen möglichst großen Vorsprung auf die Kletterer zu haben. Als unsere Gruppe etwas an Tempo herausnahm, nutzte ich die Gelegenheit zur Attacke. Und im Schlussanstieg bin ich einfach von unten bis oben so schnell wie möglich gefahren. Bei Bettiol wusste ich, dass er von ziemlich weit hinten zu mir vorgefahren war und dass er da ganz schön tief hatte gehen müssen. Hätte er das bis ganz oben durchgezogen, dann wäre das ziemlich beeindruckend gewesen. Ich bin mit Vorsprung in den Schlussanstieg gegangen und konnte so mein eigenes Tempo fahren.
Alberto Bettiol (EF Education – EasyPost / Etappenzweiter): “Manchmal sitzt man fünf Stunden im Rennsattel und verliert dann innerhalb von Sekunden das Rennen. Matthews hat den Sieg absolut verdient, aber ich selbst bin enttäuscht, denn ich hatte meiner Mannschaft versprochen, dass ich alles geben würde, um heute den Sieg zu holen. Die Tour ist aber noch nicht vorbei, ich werde es erneut versuchen. Ich dachte ehrlich gesagt nicht, dass Matthews noch die Beine haben würde, um mich abzuhängen. Als ich zu Matthews vorgefahren war, hat mein Sportdirektor mir gesagt, dass ich versuchen soll, ihn abzuschütteln – so wie ich es im letzten Jahr beim Giro mit Cavagna gemacht habe. Leider bin ich aber auf einen sehr starken Matthews getroffen.“
Felix Großschartner (Bora – hansgrohe / Etappensiebter): “Ich bin jetzt doch eine gute Woche ein bisschen krank gewesen und heute war wieder der erste bessere Tag. Natürlich wollte ich gewinnen, aber ich war einfach zu schlecht. Das muss ich akzeptieren. Normalerweise liegt mir dieses Finale schon richtig, aber ich habe einfach nicht die Beine gehabt. Vielleicht ergibt sich noch die eine oder andere Möglichkeit.“
Lennard Kämna (Bora – hansgrohe / Erappenachter): “Ich persönlich bin nicht bei hundert Prozent. Trotzdem habe ich mich am Anfang überraschend gut gefühlt und habe es relativ einfach in die Gruppe geschafft. Am Ende sind es die fünf oder zehn Prozent, die fehlen, um dann doch um den Sieg mitzufahren. Das ist schade, aber ich habe das Beste gegeben.“
Simon Geschke (Cofidis / Bergtrikot): “Das war schon mein vierter Tag in einer Ausreißergruppe – das kostet jedes Mal Kraft. Von daher war ich froh, überhaupt in der Gruppe zu sein. Es war ein wirklich schwerer Kampf heute Morgen. Drei Punkte dazugewonnen, das ist nicht die Welt. Aber ich kann auf jeden Fall zufrieden sein. Morgen wird es hoffentlich ein bisschen ruhiger.“
Rolf Aldag (Bora – hansgrohe / Sportdirektor): "Ich weiß nicht, wie der Tag hätte besser laufen sollen. Wir hatten drei Fahrer in der Gruppe, und am Ende hat der beste Fahrer (Matthews) gewonnen. An dem Tag war nichts zu ändern. Ich bin happy, dass Aleks (Vlasov) hinten mit den Favoriten ganz gut mitgefahren ist und dass die Motivation in der Truppe so ist, dass wir sagen: Wir versuchen es auf jeden Fall. Aber wenn man nicht mehr akzeptiert, dass der Beste gewinnt, dann wird es echt schwierig im Sport.
Wout Van Van Aert (Jumbo – Visma / Grünes Trikot): “Es war nicht wirklich eine Attacke von Pogacar, es waren eher 40 Fahrer auf verschiedene Gruppen verteilt, da dachte ich mir, dass es besser sein würde, da dabei zu sein und als ich vorfahren wollte, da saß Tadej an meinem Hinterrad, dann haben wir die Positionen getauscht und ich habe auf meine Teamkollegen gewartet, während Pogacar versucht hat, es durchzuziehen. Es war ein super harter Start. Ich fühle mich gut, meine Beine bei der Tour sind immer gut und ich werde auch in den Anstiegen immer besser.“
Louis Meintjes (Intermarché – Wanty – Gobert / Gesamtsiebter): “Ich bin mit dem Tag sehr zufrieden, ich glaube, das ist meine Retourkutsche dafür, dass mir das Leben auf den Flachetappen ziemlich schwer gemacht wurde. Ich habe früh gemerkt, dass ich nicht die Beine hatte, um den Etappensieg mitzufahren, da ich schon viel Kraft investieren musste, um überhaupt in die Gruppe zu kommen. Deshalb wollte ich die große Gruppe zusammenhalten, so dass wir einen möglichst großen Vorsprung auf das Feld herausfahren konnten.
David McPartland (Sportdirektor BikeExchange – Jayco): “Wir hatten heute einige Kandidaten für die Fluchtgruppe, Michael war einer von ihnen. Wir hatten natürlich gehofft, dass in einer größeren Gruppe noch ein zweiter Fahrer von uns sitzen würde. Auch wenn die anderen Teams numerisch in der Überzahl waren, sind wir ruhig geblieben. Schon 30,40 Kilometer vor dem Ziel hat Michael immer richtig gehandelt und schaffte es so in eine gute, kleine Gruppe. Es war lange Zeit nicht klar, ob die Gruppe vorne bleiben würde. In der großen Gruppe waren viele gute Kletterer, selbst an einem Supertag von Michael wäre es zu riskant gewesen, mit der großen Gruppe gemeinsam zu der sehr steilen letzten Steigung zu kommen. Mit der frühen Attacke sind wir ins Risiko gegangen, aber es hat sich am Ende ausgezahlt. Als Bettiol einen kleinen Vorsprung hatte, haben wir Michael gesagt: Wenn du die Etappe gewinnen willst, dann musst du wieder an das Hinterrad von Bettiol kommen. Das hat er geschafft, Hut ab! Am Ende konnte er sogar noch Bettiol abschütteln und dann den Sieg richtig feiern.“
Tadej Pogacar (UAE Team Emirates / Gesamtzweiter): “Als Van Aert versuchte zur großen Gruppe fortzufahren, hing ich mich an ihn dran. Und wir hatten schnell eine größere Lücke gerissen. Das passiert immer, wenn Van Aert losfährt. Da musste Vingegaard hinten natürlich viel investieren. Jumbo –V isma hat aber ein unglaublich starkes Team, für mich wäre es unmöglich gewesen, in der Fluchtgruppe zu bleiben. Der letzte Anstieg war für mich dann etwas zu kurz. Meine Beine sind gut, das Team ist gut drauf, vielleicht probieren wir ja schon morgen wieder etwas. Ich freue mich, wenn es in die Pyrenäen geht.“
Caleb Ewan (Lotto Soudal): "Es war heute ziemlich hart, ich wurde schon nach zehn Kilometern abgehängt. Es waren also 180 Kilometer hinter dem Feld. Ich hoffe, dass es bei mir bald wieder besser läuft. Denn allzu viele Tage wie diesen kann ich mir nicht erlauben.“
Frans Maassen (Jumbo-Visma / Sportlicher Leiter ): "Wir haben damit gerechnet, dass Pogacar es am Ende probieren würde, aber nicht, dass er schon am Anfang in die Offensive ging. Er wollte Druck auf uns ausüben, das ist ihm gelungen. Es war für alle heute eine harte Etappe. Es war auch klar, dass die Ausreißer es bis ins Ziel schaffen würden und dass es zwei Rennen in einem geben würde. Vorne Matthews & Co um den Etappensieg und hinten dann die Klassementfahrer. So wie heute Rennen gefahren wurde, das mag jeder Zuschaue."