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16.03.2024 | (rsn) – Als das Peloton knapp zehn Kilometer vor dem Ziel des 115. Mailand-Sanremo (1.UWT) auf den Poggio zuraste, machte ein 23-jähriger Deutscher einen herausragenden Job: Marius Mayrhofer. Der Tudor-Profi nahm Teamkollege Matteo Trentin ans Hinterrad und gab unwiderstehlich Vollgas.
Der Tübinger biss hart auf die Zähne, holte alles aus seinem Körper heraus, was noch in ihm steckte und führte das Rennen von der Via Aurelia rechts ab in den entscheidenden Anstieg hinein. Eine bessere Vorarbeit kann sich ein Kapitän bei der 'Primavera' kaum wünschen, als an dieser noralgischen Stelle so positioniert zu werden.
Die ersten 700 Meter des 3,7 Kilometer langen Anstiegs vor den Toren von San Remo führte Mayrhofer das Feld an, dann scherte er aus – Job getan. Auf der Via Roma rollte er 8,5 Kilometer später als 111. über den Zielstrich, 4:40 Minuten nach Sieger Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck). Doch von diesen knapp fünf Minuten Rückstand verbrachte er einige Zeit auch am Straßenrand, wie er radsport-news.com später erzählte: ___STEADY_PAYWALL___
"Ich musste am Poggio noch das Rad wechseln. Ich konnte zwar noch schwerer schalten, aber nicht mehr leichter und bin dann irgendwann im schwersten Gang rausgekommen, weil ich noch rumprobiert habe", so Mayrhofer, der das aber locker nahm und pragmatisch sah: "Letztlich ist es gut, dass solche technischen Probleme heute passieren, wenn ich sowieso nicht mehr die Beine habe, um noch um ein Top-Ergebnis mitzufahren."
Schade für Tudor war, dass Ex-Europameister Trentin die Vorarbeit von Mayrhofer schließlich nicht in ein Top-Resultat ummünzen konnte. Der Italiener kam am Poggio oben heraus nicht mehr ganz mit den Besten mit und wurde schließlich in der zweiten Gruppe mit 35 Sekunden Rückstand als 21. gewertet. Angesichts des technischen Problems des Deutschen und auch der Vorgeschichte des Rennens stand ein Rollentausch zwischen dem Duo vor dem Poggio aber ohnehin nicht zur Debatte.
Marius Mayrhofer (Tudor Pro Cycling) bei seinem zweiten Mailand-Sanremo. | Foto: Cor Vos
"Ich denke es war eigentlich schon ein gutes Rennen für uns. Wir hatten ein bisschen Schwierigkeiten, in guter Position in die Cipressa reinzufahren. Ich selbst war zu weit hinten, hatte Fahrer vor mir, die Lücken haben reißen lassen und musste die schließen. Das hat mich einiges an Kräften gekostet, wodurch ich oben nicht ganz in der ersten Gruppe war. Zum Glück ist zum Poggio hin alles wieder zusammengelaufen", erzählte Mayrhofer.
"Matteo hat es besser in die Cipressa geschafft und hat sich auch in Richtung Poggio noch soweit gut gefühlt. Ich hatte eh schon etwas Probleme mit dem Rad und habe deshalb dann einfach noch alles gegeben, um ihn in den Poggio rein in einer guten Position zu halten – er war auch einfach der Stärkere heute. Ich denke, ich bin nicht ganz in Top-Form. Ein Quäntchen fehlt noch, um ganz vorne mitzufahren."
Ohne Top-Form als Erster in den Poggio einzubiegen, das muss man allerdings auch erstmal schaffen. In jedem Fall hat Mayrhofer bei seinem zweiten Sanremo-Start gemerkt, was im Vorfeld einige ohnehin schon vermutet hatten: Die Primavera könnte ihm längerfristig gut liegen, wenn mal weder der Magen, wie im Vorjahr, noch die Schaltung Probleme machen. "Es war auf jeden Fall eine gute Erfahrung, als Erster in den Poggio reinzufahren und dort auch ein paar Meter von vorne zu fahren", sagte er. "Für die Zukunft ist das auf jeden Fall ein Rennen, auf das ich immer wieder Lust haben werde."