Tour-Blog/ Teil 12

Wertvolle Wasserträger

Foto: ROTH

19.07.2010  |  (rsn) – Im Gesamtklassement der 97. Tour de France muss man schon recht weit nach unten schauen, um deutsche Fahrer zu entdecken. Zwar findet man Andreas Klöden (RadioShack) noch auf Platz 17 – aber für einen zweimaligen Zweiten der Frankreich-Rundfahrt ist das ein eher indiskutables (Zwischen)-Ergebnis.

Enttäuschend auch das Abschneiden der jüngeren Fahrer wie Tony Martin (HTC-Columbia) oder Linus Gerdemann (Milram). Beide Klassementhoffungen fahren schon seit den Alpen hinterher und haben ihre Ambitionen längst auf einen Etappensieg zurückgeschraubt.

Für erfreuliche Nachrichten sorgen in diesem Jahr die deutschen Wasserträger. Bert Grabsch etwa hat seinen Anteil an den bisher schon drei Etappensiegen des britischen Sprinters Mark Cavendish. Der 35 Jahre alte gebürtige Wittenberger ist bei Columbia – ebenso wie mittlerweile auch Martin – für’s Tempobolzen zuständig, um Ausreißergruppen wieder zu stellen. Diese unspektakuläre, aber eminent wichtige Aufgabe erledigt Grabsch mit gewohnter Zuverlässigkeit, auch wenn er in Folge eines Sturzes seit einigen Tagen über Rückenschmerzen klagt.

Bei Rabobank halten Denis Mentschow und Robet Gesink große Stücke auf Grischa Niermann. Wie wichtig der Hannoveraner für’s Team ist, erwies sich, als Niermann sich am vergangenen Mittwoch mit Magen-Darmbeschwerden durch die Etappe quälte. Da war sich Gesink nicht zu schade, seinerseits als Wasserträger für seinen Zimmerkollegen zu arbeiten und den Geschwächten mit Getränken zu versorgen. Eine Hilfsaktion, die sich bezahlt machen wird, denn in den Pyrenäen wird der mittlerweile wieder gesunde Niermann seine beiden Kapitäne beim Unternehmen „Tour-Podium“ unterstützen.

Sebastian Lang hat bei seinem Omega Pharma-Lotto-Team zwar auch alle Hände voll zu tun, aber „nur“ einen Kapitän, für den er schuften muss. Dass Jurgen van Den Broeck auf Platz fünf die wohl größte Überraschung dieser Tour ist, hat der Belgier auch dem 30 Jahre alten Erfurter zu verdanken. Lang ist auf fast jedem Terrain ein ebenso selbstloser wie effektiver Helfer und fühlt sich auch deshalb so wohl, weil im Gegensatz zum vergangenen Jahr beim belgischen Rennstall diesmal echter Teamgeist herrscht.

Bleibt schließlich noch Jens Voigt. Der mittlerweile 38 Jahre alte Berliner ist für seinen Kapitän Andy Schleck unbezahlbar. Das Gelbe Trikot verdankt der Luxemburger nicht nur seinen guten Beinen, sondern auch dem unermüdlichen Kämpfer Voigt, der sich auf der 9. Etappe als Ausreißer zeigte und Schleck auf den letzten Kilometern vor dem Gipfel des Col de la Madeleine nochmals als Lokomotive diente, bevor ihm die Kräfte ausgingen. Sollte Andy Schleck sein Gelbes Trikot, das er an diesem Tag eroberte, bis nach Paris verteidigen können, würde ein Stückchen davon auch Voigt gehören.