10. Juni - Lienz/Ost-Tirol - 123 km, 2500 hm - Teilnehmer-Bericht

Dolomiten-Radrundfahrt: motiviert mit Blasmusik

Von Alexander Trauner

Foto zu dem Text "Dolomiten-Radrundfahrt: motiviert mit Blasmusik"
Platzregen kurz nach dem Start | Foto: LRC Lienzer Dolomiten

15.06.2012  |  Die Dolomitenrundfahrt in Lienz ist für mich ein alljährliches Highlight: Der mit Abstand stimmungsvollste Radmarathon im Hobby-Kalender, vor allem wegen der Begeisterung des Publikums. Schon am Start herrscht eine besondere Atmosphäre, und neben Rad-Legende Francesco Moser sind heuer noch eine ganze Reihe prominenter Sportler dabei: Ski-Weltmeister Christof Innerhofer etwa, und das deutsche Damen-Biathlon-Team. Auch ein Mtb-Weltmeister ist am Start: Alban Lakata, 2010 WM-Sieger im Mountainbike-Marathon. Als Lokalmatador gibt er  das Tempo auf der "Klassik"-Strecke vor, wie sich immer wieder zeigen sollte.

Das Rennen selbst ist wie alle Jahre top organisiert. Dafür sorgen Rennleiter Franz Theurl und seine unzähligen Helfer. Die Verpflegungsstellen sind immer ein besonderes Schmankerl: Bestens sortiert und mit allem bestückt, was das Radfahrerherz begehrt.

Nach meinem Husten-Fiasko beim "Glocknerkönig" bin ich wieder ein wenig gesünder, gehe aber ohne große Ambitionen ins Rennen. In der Nacht hat es ein wenig geregnet, aber am Morgen ist alles trocken. Um 9.30 Uhr erfolgt der Start - wohl auch deshalb scheinen alle Teilnehmer sehr gut ausgeruht.

Die ersten Kilometer verlaufen leicht abschüssig nach Unterdrauburg. Das bedeutet für alle: Lizenz zum Rasen. Die Straße ist gesperrt, und somit auch genug Platz für die gut 1500 Teilnehmer. Am Straßenrand sehe ich heuer ungewöhnlich viele Defekte; Reifen werden fast im Akkord getauscht.

Plötzlich kommt der Regen: Es schüttet wie aus Kübeln, binnen 30 Sekunden sind meine Schuhe halbvoll mit Wasser. Der Regen ist so stark, dass man den Vordermann kaum noch sieht. Ich fahre besonders vorsichtig, um nur ja einen Sturz zu vermeiden. Viele drehen hier schon um: Der Tross zurück ist immens.

In Unterdrauburg angekommen, biegen wir aus dem Tal ab, und nehmen die erste Steigung, den Gailberg-Sattel. Der Regen hat sich inzwischen zu einem Tröpfeln verflüchtigt; man bemerkt ihn kaum mehr. Die Steigung ist nicht wirklich lang, und schön zu fahren. Es bleiben Zeit und Luft, mit dem Publikum und den anderen Teilnehmern zu plaudern.

Besonders imponiert mir ein Teilnehmer, der wie jedes Jahr den Gailberg-Sattel mit einem alten Puch-Waffenrad bezwingt. Er fährt zwar einige zusätzliche Serpentinen, aber anders geht's mit diesem ursprünglichen "Fixie" wohl nicht. Meinen Respekt - und den vieler Mitradler - hat der gute Mann.

Oben angekommen, ziehe ich meine Weste an, damit es in der Abfahrt nicht zu kalt wird; immerhin bin ich in kurz/ kurz unterwegs. Nun heißt es wieder vorsichtig sein, denn die Straße ist nass. Lieber die Kurven etwas zu früh anbremsen, als zu spät ist mein Motto.

Unten in Kötschach-Mauthen angekommen, biegt das inzwischen weit aufgesplittete Feld ins Lesachtal ab. Hier findet sich dann auch die erste "Labe", wie der Österreicher sagt. Nach einigen Minuten Verpflegungs-Pause nehme ich dann die lange Steigung auf den Kartitscher Sattel in Angriff.

Aus dem Vorjahr weiß ich noch, dass mir die vielen Zwischen-Abfahrten zu schaffen gemacht haben. Heuer bin ich darauf eingestellt. Ich finde einen guten Rhythmus, und bin überrascht, dass ich doch so fit bin. Zwar fehlt mir noch ein wenig die Luft nach meiner schweren Erkältung - aber das passt schon, momentan...

So bleibt auch hier immer wieder Zeit für ein kurzes Gespräch. Ich finde es einfach interessant, mich bei solchen Rennen mit Anderen auszutauschen, auch mit ein paar bekannten Gesichtern.

Auf die Ortsdurchfahrt von Birnbaum freuen sich alle: Hier werden die Renner von der örtlichen Blasmusik-Kapelle empfangen. Das ist schon etwas ganz Spezielles.

An den Labestationen in St. Lorenzen und Obertilliach stärke ich mich, und ich komme weiter überraschend gut voran. Auf den letzten Kilometern der Steigung kläre ich mit einigen Begleitern das Procedere für den Weg von Abfaltersbach ins Ziel nach Lienz hinaus. Natürlich soll ein Zug aufgebaut werden, im Idealfall ein belgischer Kreisel. Denn unser Verdacht, dass es im Tal unten Gegenwind gibt, wird bestätigt.

In der Abfahrt spiele ich meinen Gewichtsvorteil aus: Die Schwerkraft treibt mich nach unten. Aber auch hier ist Vorsicht angesagt: Die Straße ist noch nass. Unten angekommen, wandert die Weste wieder in die Rückentasche. An der letzten Verpflegung fülle ich meine Flasche auf.

Inzwischen haben mich meine Begleiter überholt, und ich lege jetzt alles rein, kurble wie blöd. Das leichte Gefälle auf den letzten 25 Kilometer nach Lienz macht das Treten leicht. Innerhalb kürzester Zeit bin ich wieder bei meiner Gruppe, und überhole sie sogar.

Nun nehme ich das Tempo raus, damit sich die anderen mein Hinterrad schnappen können, und gebe wieder Gas. Aber meine Begleiter sind weit hinter mir. Ich entscheide ich mich dann trotz Gegenwind fürs Durchziehen.

So werden die letzten Kilometer zum Einzelzeitfahren. Ich hänge alles rein, und komme sehr gut in Tritt. Einige Konkurrenten kann ich noch überholen. In Lienz angekommen, geht's auf die gepflasterte Straße zum Hauptplatz hin. Jetzt alles geben: Ich lege über 300 Meter einen gepflegten Zielsprint hin. Das ist wohl der Grund, warum auf meinen Zielfotos die Zunge sehr deutlich zu erkennen ist;-)

Alles in Allem: Ein sehr gelungenes Rennen, auch wenn's anfangs etwas nass war. Mein besonderes Kompliment dem Helfer- und Orga-Team -  und vor allem dem begeisterten Publikum, das immer wieder zu Höchstleistungen motiviert.
Danke! Euer Xandi

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