23. Mai - Neubrandenburg - 322 km - Rennbericht

Mecklenburger Seen Runde: "Premiere gelungen!"

Von Lars Reisberg

Foto zu dem Text "Mecklenburger Seen Runde:
| Foto: MSR

02.06.2014  |  Sie fand zum ersten Mal statt, und startete von 0 auf 100 mit großen Ansprüchen und Erwartungen: das neue Langstrecken-Event im Norden Deutschlands, die Mecklenburger Seen Runde (MSR).

Sie ist nicht nur offizielle Partner-Veranstaltung
der schwedischen "Vätternrundan", sondern erhebt selbst den Anspruch, sich als neuer Top-Radmarathon etablieren zu wollen. Also eine durchaus große Last, die sich die Organisatoren - und rund 800 Helfer entlang der Strecke - auf den Schultern gepackt haben. Deswegen gleich vorab mein Urteil: Premiere gelungen!

Mich begeisterte schon am Vortag des Rennens, bei der Startunterlagen-Ausgabe, die lockere Atmosphäre auf der Festwiese - fast wie bei einem Open-Air-Festival: eine große Bühne mit Rockbands, im Kreis um den freien Platz allerlei Buden mit Schmackhaftem, die Verkaufsstände der „SeenVelo“-Messe.

Dann das Orga-Zelt, wo alle Fragen beantwortet wurden,
und die Startnummern-Ausgabe stattfand. Es riecht nach Leckerem vom Grill, alle sind gut drauf. Ob das im Rennen auch so sein wird?

Mit rund 200 weiteren Startern gehe ich am Samstag in meiner Gruppe pünktlich um fünf Uhr auf die Strecke. Zu diesem Zeitpunkt sind schon etwa ein Drittel der über 2000 Teilnehmer unterwegs. Bei der MSR kann man sich die Startzeit nämlich aussuchen (anders als bei der Vätternrundan): Freitag zwischen 20 und 24 Uhr sowie Samstag ab fünf Uhr.

Da ich mich vor allem an der wunderbaren Seenlandschaft

der "Platte" erfreuen will, starte ich in der Frühe. Bei Nacht, möge es noch so viele Vorteile wie ruhige Straßen haben, sehe ich davon ja nichts...

Ich finde mich in einer „Baller-Gruppe“ wieder: Vorn machen sie gegen den Wind ein irres Tempo. Bei 38 bis 44 km/h wird das Feld von den Führenden in bester "German Cycling Cup"-Manier dezimiert. Immer mehr lassen abfallen, bei Kilometer 140 bin auch ich fällig.

Mich wundert bis heute, wie diese Jungs 322 Kilometer
in dem Tempo durchhalten konnten. Der Schnellste hat die "Mecklenburger Seen Runde" in rund 9:15 Stunden beendet. Wahnsinn!

Die zweite Hälfte des Rennens bestreite ich meist zu zweit oder in kleineren, maximal acht bis zehn Mann starken Gruppen, „nur“ noch bei 32 bis 35 km/h im Schnitt. Noch immer schnell, auch angesichts des Höhenprofils, dessen stetes Auf und Ab eher an eine Kreissäge erinnert. So kann ich mich am Ende über 12:43 Stunden Brutto im Ziel freuen.

Andere erleben eine ganz andere MSR:
Langsamer, ruhiger, ausgelassener. Ich sehe viele Mountainbiker, die vor allem nachts gestartet sind, oder auch ältere Herren und Damen, die sich die 322 in zwei Etappen mit Übernachtung eingeteilt hatten. Handbikes und eine Hand voll Liegeräder komplettieren das Bild von einer Veranstaltung für wirklich „Jedermann“.

Das macht die Mecklenburger Seen Runde besonders attraktiv: Genussradler kommen hier ebenso auf ihre Kosten wie Performance-orientierte Radrennsportler. Die Strecke ist wunderschön, und führt durch die sehr abwechslungsreiche Kulturlandschaft der Mecklenburger Seenplatte.

Dabei haben die Strecken-Planer die insgesamt acht
Verpflegungs-Stationen abwechslungsreich platziert: Mal direkt an einem See, mal mitten im harzig duftenden Kiefernwald, dann wieder auf einem mittelalterlichen Burgberg. Die Strecke ist bestens ausgeschildert, verlorengehen kann man auf diesem Rundritt kaum.

Allerdings beklagen viele Teilnehmer einige (wenn auch wenige, aber durchaus fragwürdige) Pflasterstein-Abschnitte: Würde man die mit hoher Geschwindigkeit im großen Feld anfahren, bergen sie durchaus Unfall-Risiken. Dass hier Nachbesserung nötig ist, wurde von Seiten der Planer bereits erkannt, und für 2015 versprochen. Doch findet die MSR zu über 80 Prozent auf absolut ruhigen Land- und Nebenstraßen mit gutem bis bestem Asphalt statt.

Ebenso kommt es im Lauf der Veranstaltung an einigen Stationen

zu Liefer-Engpässen beim Nachschub – von denen ich selbst allerdings nichts gespürt habe. Auch das will man 2015 besser machen.

Apropos Versorgung: Ich habe mich sehr über die drei warmen Speise-Ausgaben gefreut, die neben dem üblichen Angebot an (frischem, dick geschnittenen) Mecklenburger Brot, Wurst & Käse, Bananen, Apfelsinen, Müsli und allerlei süßen Kuchen und Waffeln den Hunger der Teilnehmer gestillt haben:

Heiße Kraftbrühe am Morgen, reichlich Fleisch

in einer dicken Bolognese-Soße mit Nudeln um die Mittagszeit, und zum Finish eine deftige Kartoffelsuppe mit Knackwurst. Und das alles "all you can eat", ohne lästige Coupons - alles bestens.

Bleibt mein Fazit: Angesichts des hohen organisatorischen Aufwands entlang der 322 Kilometer, der über 24 Stunden lang aufrecht erhalten werden musste, eine mehr als gelungene Premiere. Die Strecke ist absolut top: anspruchsvoll, abwechslungsreich, und immer wieder mit neue Aus- und Einblicke auf die Seenplatte.

Überraschend viel Kletterleistung macht die MSR
zu einer echten Herausforderung, auch für Langstrecken-Erfahrene. Dazu eine Hammer-Atmosphäre, ausgelassene, freundliche Teilnehmer, engagierte und motivierte Helfer - sowie große Emotionen im Finish.

Ich hoffe, dass 2015 eine noch größere MSR stattfindet, und noch mehr Starter – egal ob sportlich-motiviert oder als Tourenradler – diese wunderbaren Gefühle erleben können, wenn sie nach vilen Stunden und 322 Kilometern im Sattel wieder am Zielbogen in der Vier-Tore-Stadt Neubrandenburg einfahren.

Mehr Berichte von Amateur- & Jedermann-Rennen, über Rennräder und Zubehör auf der Website des Autors (cervelover.com; siehe zweiter Link).

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