Bei Giant-Alpecin ist der Wurm drin

Degenkolb hadert mit Problemen in der Sprint-Vorbereitung

Von Felix Mattis aus Fougeres

Foto zu dem Text "Degenkolb hadert mit Problemen in der Sprint-Vorbereitung"
John Degenkolb (Giant-Alpecin) | Foto: Cor Vos

10.07.2015  |  (rsn) - Platz vier. Nach Le Havre nun auch in Fougeres. Davor die Plätze zwei und sechs. Das ist die bisherige Tour-Ausbeute von John Degenkolb (Giant-Alpecin). Der Frankfurter übt sich in Gelassenheit, ließ seine Enttäuschung bislang nur nach dem Tag auf dem Kopfsteinpflaster in Cambrai heraus.

„Ich glaube nicht, dass es der richtige Weg zum Etappensieg wäre, wenn ich jetzt verkrampfen würde. Geduld ist nicht meine größte Stärke, aber im Moment gelingt es mir ganz gut, ruhig zu bleiben", erklärte er etwa in Le Havre. Doch in Fougeres wirkte Degenkolb nicht mehr ganz so locker. Es scheint an ihm zu nagen, dass es nicht klappt. Im Sprintzug, der im Dienst von Marcel Kittel in den vergangenen beiden Jahren nur äußerst selten entgleiste, hakt es. Das ist offensichtlich.

„So ein flacher Sprint ist noch eher als für John etwas für André Greipel und Mark Cavendish. Deshalb ist das heute wieder ein Moment, um unseren Zug zu verbessern, damit wir einen Vorteil haben, wenn es mal schwieriger wird", erklärte Teamchef Iwan Spekenbrink radsport-news.com bereits am Morgen vorsichtshalber, dass man nicht zu viel erwarten dürfe. „Wir wollen versuchen, eine gute Platzierung herauszuholen."

Eine gute Platzierung, das ist aber nicht das, was Degenkolb wirklich will. Klar sammelt er gerne Punkte fürs Grüne Trikot, doch tief in ihm drin steckt die Sehnsucht nach einem Etappensieg, den er nun seit 49 Renntagen bei einer Frankreich-Rundfahrt vergeblich jagt.

„Wir waren anfangs richtig gut dabei, mit dem ganzen Team vorne", sagte Degenkolb nun über das Finale der 7. Etappe in Fougeres. Tatsächlich führte die in Deutschland lizenzierte und im niederländischen Deventer beheimatete Equipe das Feld gut zwei Kilometer vor dem Ziel mit einem beeindruckenden, schwarzen Zug an. Doch am vorletzten Kreisverkehr etwa 1,8 Kilometer vor dem Ziel verlor man die Ordnung, weil einige rechts herum, andere aber links herum den weiteren Weg wählten.

„Wir schaffen es irgendwie nicht, auf dem letzten Kilometer die Kurven von vorne zu nehmen. Das war der Plan und heute der Schlüssel zum Erfolg, da weiter vorne zu sein. Es ist uns nicht gelungen", so Degenkolb.

Schon 24 Stunden zuvor kam Simon Geschke in Le Havre nach der etwas schwierigen Ankunft zu Degenkolb und entschuldigte sich, als Anfahrer zu früh die Nerven verloren und losgefahren zu sein. In Fougeres nun war es wieder Koen De Korts Job, den San Remo- und Roubaix-Sieger zu lancieren - und erneut lief es nicht rund. Erst 500 Meter vor dem Ziel wurde Degenkolb am linken Straßenrand von weit hinten am Feld vorbei etwa auf Höhe der zehnten Position gebracht und sprang dann rechts hinüber ans Hinterrad von Peter Sagan (Tinkoff-Saxo), um am Ende hinter Mark Cavendish, André Greipel und eben Sagan Vierter zu werden.

„Man sieht ja, dass ich im Sprint vorne dabei bin, nur eben von zu weit hinten komme. Wenn ich eine gute Position hätte, könnte ich auch um den Sieg mitfahren. Aber wenn man von zehn Meter weiter hinten losfahren muss als alle anderen, dann funktioniert es leider nicht", so Degenkolb, der jegliche öffentliche Kritik an seinen Teamkollegen am Vortag noch vermieden hatte und auch diesmal nicht konkreter werden wollte.

Auf die Nachfrage, ob es bereits 1,8 Kilometer vor dem Ziel im vorletzten Kreisverkehr schief gelaufen sei, ging Degenkolb nicht ein. „Wo es genau passiert ist, weiß ich nicht. Das muss ich mir nochmal angucken." Trotzdem: Ganz verbergen kann er die Frustration auf Dauer auch nicht.

Anfahrer De Kort erklärte Sky Sport News HD: „Ich denke es läuft eigentlich ganz gut. Vielleicht verlieren wir uns am Ende etwas, aber es sind viele andere Züge da. John fährt immer in die Top 5, und er ist vielleicht einfach nicht der schnellste Sprinter da draußen. Ihm liegen härtere Etappen. Damit John solche (flache, d. Red.) Etappen wie heute gewinnt, muss alles perfekt sein - nicht nur sehr gut, sondern perfekt."

Vielleicht ist man im Sprintzug von Giant-Alpecin aus den vergangenen Jahren etwas verwöhnt, als Marcel Kittel der eindeutig schnellste Mann im Feld war. Doch damals lief eben auch die Vorarbeit besser.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.11.2015Prudhomme: "Forderung absurd hoch und unbegründet"

(rsn) –Tour-Direktor Christian Prudhomme bestreitet die Rechtmäßigkeit der Forderung des Niederländischen Radsportverbands (KNWU), der von der ASO 140.000 Euro für den Grand Départ der Frankrei

03.11.2015Niederländischer Verband wartet auf Geld von der ASO

(rsn) - Der Niederländische Radsportverband KNWU hat sich an die UCI gewendet, weil er seit vier Monaten auf eine Zahlung der ASO in Höhe von 140.000 Euro wartet. Das berichtet das niederländische

16.08.2015Dopingproben der Tour sollen erneut getestet werden

(rsn) - Keiner soll sich sicher fühlen! Auch nicht, wenn die Rennen rum sind. Deshalb sollen die Dopingproben der gerade beendeten Tour de France nachträglich auf das neue Epo-Stimulanzmittel 

30.07.2015Bahamontes traut Valverde den Tour-Sieg zu

(rsn) – Federico Bahamontes traut Alejandro Valverde (Movistar) den Tour-Sieg zu und hat seinen Landsmann aufgefordert, im kommenden Jahr das Gelbe Trikot ins Visier zu nehmen. „Wenn er Dritter ge

28.07.2015Voß war zu früh in Topform

(rsn) – Auf die Frage, wie die am Sonntag zu Ende gegangene Tour de France für ihn verlaufen sei, fand Paul Voß gegenüber radsport-news.com nur zwei Worte: „Nicht zufriedenstellend.“ Nach seh

27.07.2015Wie kommt der „Engel" ins Tour-Finale?

(rsn) - Wir trauten unseren Augen nicht, als wir das von Philousport bei Twitter eingestellte Video (siehe die beiden Links unten) betrachteten. Es sah aus, als stünde ein „Engel" mit flatternden F

27.07.2015Jugendlicher Schwarzfahrer soll Absperrung durchbrochen haben

Paris (dpa) - Ein Jugendlicher ohne Führerschein ist wohl für den Zwischenfall vor dem Finale der Tour de France am Sonntag verantwortlich, bei dem die Pariser Polizei Schusswaffen einsetzte.

27.07.2015Denk: „Das Glück war nicht auf unserer Seite"

(rsn) - Ein Etappenpodium, zwei weitere Platzierungen in den Top Ten, der 25. Platz in der Gesamtwertung sowie zwei Auszeichnungen als aktivster Fahrer sind die Bilanz des deutschen Bora-Argon 18-Team

27.07.2015Nun will Greipel auch in Hamburg seinen ersten Sieg

Paris (dpa/rsn)- Am Sonntag gewann André Greipel (Lotto Soudal) erstmals in seiner Karriere die letzte Tour-Etappe auf den Champs Élysées. Im Ziel wartete sein Jugendtrainer Peter Sager um mit dem

27.07.2015Brailsford: „Die Kritiker haben uns geholfen, die Tour zu gewinnen“

Paris (dpa/rsn) - Erst gab es Dosenbier, dann Champagner - und aus den Boxen dröhnte der bei solchen Gelegenheiten unvermeidliche Queen-Hit „We are the Champions“. Bevor Christopher Froome

27.07.2015Movistar die beste Mannschaft, aber Sky stellt den Sieger

(rsn) - Drei harte Wochen Tour de France liegen hinter den 21 Mannschaften. Zeit für radsport-news.com, eine Bilanz der 102. Tour de France zu ziehen. Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinte

27.07.2015Lotto Soudal dominiert die Sprints, IAM erreicht sein Ziel

(rsn) - Drei harte Wochen Tour de France liegen hinter den 21 Mannschaften. Zeit für radsport-news.com, eine Bilanz der 102. Tour de France zu ziehen. Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinte

Weitere Radsportnachrichten

06.05.2024Milan: “Wenn man das Trikot einmal hatte, will man es wieder“

(rsn) – So spät kommen die Sprinter selten bei einer Grand Tour zum Zug. Die heutige 3. Etappe bietet die erste Chance für die schnellen Männer, um einen Etappensieg zu kämpfen. Einfach wird es

06.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 3. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

06.05.2024O’Connor “muss jetzt die Konsequenzen tragen“

(rsn) – Wenn Ben O’Connor (Decathlon – AG2R La Mondiale) in diesem Jahr irgendwo an den Start ging, war es meistens von Erfolg gekrönt. Auf seinen Sieg bei seinem Saisonauftakt bei der Murcia-R

06.05.2024In Frankfurt und in Vorarlberg gab es wenig zu holen

(rsn) - Die deutschen KT-Teams hatten in dieser Woche ein volles Rennprogramm. Doch die erhofften Erfolge sprangen dabei gegen die internationale Konkurrenz nicht heraus.Die ereignisreichste Woche ha

05.05.2024Eine erste Chance für die Sprinter

(rsn / ProCycling) – Nachdem sie sich zwei Tage lang "aufwärmen" konnten, ist es nun für die schnellen Männer des Pelotons Zeit, ihren Job zu verrichten. Bevor sie jedoch ihren ultimativen Zielsp

05.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

05.05.2024Pogacar auf den Spuren Pantanis

(rsn) - 1999 hatte Marco Pantani am Fuße des Anstiegs zur Kapelle nach Oropa einen Defekt. Die Kette fiel ihm herunter. Es dauerte, bis ein Materialwagen bei ihm war. Fahrer um Fahrer zog derweil an

05.05.2024Nur ein Defekt bremste Martinez hinauf nach Oropa

(rsn) – Gut fünf Kilometer vor dem Ziel der 2. Etappe am Santuario di Oropa gab es Grund zur Beunruhigung beim Team Bora – hansgrohe. Am Ende des Tages aber sah man nichts als strahlende Gesichte

05.05.2024Martinez: “Das Resultat ist großartig für unsere Moral“

(rsn) – Mit einem Tag “Verspätung“ hat Tadej Pogacar am Sonntag bei der ersten Bergankunft den erwarteten Etappensieg am Auftaktwochenende des 107. Giro d’Italia eingefahren. Am Santuario di

05.05.2024Highlight-Video der 2. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Zum Auftakt des 107. Giro d’Italia (2.UWT) musste sich Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) noch mit Rang drei begnügen. An der ersten Bergankunft jedoch gab es für den Top-Favoriten kein H

05.05.2024Pogacar stürmt in Oropa trotz Sturz ins Rosa Trikot

(rsn) – Marco Pantani triumphierte 1999 an der Wallfahrtskirche Santuario di Oropa dank einer historischen Aufholjagd, nachdem er am Fuße des Anstiegs durch einen Defekt gestoppt worden war. 25 Jah

05.05.2024De Lie in der Bretagne auch durch zwei Plattfüße nicht zu stoppen

(rsn) – Nach Platz zwei im Vorjahr hat sich Arnaud De Lie (Lotto – Dstny) die 41. Ausgabe von Tro Bro Léon (1.Pro) gesichert. Der 22-jährige Belgier entschied in der Bretagne das über 203,6 Kil

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)