Mit Bahn-Taktik zum Giro-Coup

Selbst die Gegner freuen sich mit Kluge

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Selbst die Gegner freuen sich mit Kluge"
Roger Kluge (IAM) strahlt nach einem Triumph auf der 17 Giro-Etappe. | Foto: Cor Vos

26.05.2016  |  (rsn) - "Kaputt und müde, aber überglücklich", so beschrieb Roger Kluge (IAM) am Morgen nach seinem Giro-Etappensieg gegenüber radsport-news.com seine Verfassung.

Den ersten Etappensieg bei einer GrandTour feierte der 30-Jährige standesgemäß, aber nicht überschwänglich. "Wir haben schon das eine oder andere Gläschen Champagner getrunken und saßen lange zusammen. Wir haben aber natürlich keine Mega-Party gefeiert, da ja noch vier Renntage vor uns liegen", verriet Kluge, den unzählige "Glückwünsch-Telegramme" erreichten.

"Noch bin ich am Abarbeiten, will natürlich jedem kurz antworten", sagte der Cottbuser. Besonders freute es Kluge, dass er auch von den anderen Fahrern mit Lob überschüttet wurde. "Die Kollegen scheinen wohl zu denken: `Da hat es den Richtigen getroffen`", meinte er.

Auch die Art und Weise, wie er IAM den ersten WorldTour-Erfolg der Teamgeschichte bescherte, war bemerkenswert. 800 Meter vor dem Ziel hatte sich Kluge auf die Verfolgung des an der 1.000 Meter-Marke enteilten Filippo Pozzato (Southeast) gemacht, den Italiener 250 Meter vor dem Ziel ein- und dann überholt und schließlich einen kleinen Vorsprung vor den heranrauschenden Sprintern ins Ziel gerettet. Das Geheimnis seines Erfolgs sah Kluge in seinem Antritt.

"Ich bin wohl nur etwa drei km/h schneller gefahren als die anderen Fahrer im Feld und bin praktisch aus dem Feld weggeeiert. Deshalb dachten wohl viele, dass ich mich nur an die Spitze des Feldes setzen wollte. Wäre ich gleich zehn km/h schneller gefahren, dann hätte sich bestimmt jemand an mein Hinterrad geklemmt", so Kluge, der wusste, dass er durch die letzte Kurve mit Höchstgeschwindigkeit fahren konnte, wogegen das Feld vorsichtiger sein musste.

Das Finale verglich der Bahn-Spezialist mit den drei Schlussrunden beim Punktefahren. "Auch da fährt man über längere Zeit sehr schnell und alles im Sitzen", berichtete Kluge, der sich bewusst dafür entschied, die letzten Meter nicht in der sprinterüblichen Unterlenker-Haltung zu fahren. "Ich kann in der Bahn-Haltung über eine längere Zeit mehr Leistung produzieren", verriet er.

Auf den letzten 100 Metern schaute sich Kluge mehrmals um und konnte schon 50 Meter vor dem Ziel vom Tret- in den Jubel-Modus überwechseln, auch wenn die Verfolger noch einmal verdächtig nahe kamen. "Ich war mir 100 Prozent sicher, dass es reicht, wollte es nur noch einmal spannend machen", scherzte Kluge.

Nun hofft er, dass IAM auch am Sonntag um den Sieg wird kämpfen können - ganz ähnlich wie im Vorjahr, als Kluge selbst auf der Schlussetappe in Mailand Dritter geworden war. "Mit der gleichen Taktik wie gestern wird das jetzt wohl nicht mehr klappen, aber es reicht ja, wenn es einmal funktioniert hat", sagte er.

An der Moral jedenfalls wird es nicht liegen - die sei völlig intakt, auch oder gerade nachdem am Montag Team-Gründer Michel Thétaz angekündigt hatte, seinen Rennstall Ende des Jahres auzulösen.

"Wir haben gezeigt, dass man auch mit schlechten Nachrichten im Hinterkopf gewinnen kann. Das hat die Motivation unglaublich gehoben, dazu kam ja auch der starke dritte Platz von Reto Hollenstein im Prolog der Belgien-Rundfahrt", berichtete Kluge. Und möglichereise können die IAM-Profis ihren Teamchef bei den beiden anderen großen Rundfahrten das eine oder andere Mal jubeln lassen. "Es stehen ja noch Tour und Vuelta an, da wollen wir auch noch mal was zeigen", sagte er abschließend.

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