Buchmann: Schadensbegrenzung mit schweren Beinen

Für Voß wird die Flucht zum Ventoux zur großen Enttäuschung

Von Felix Mattis aus Orange

Foto zu dem Text "Für Voß wird die Flucht zum Ventoux zur großen Enttäuschung"
Paul Voß (Bora-Argon18) verpasste wegen eines Defekts den Sprung in die Fluchtgruppe der 12. Tour-Etappe. | Foto: Cor Vos

15.07.2016  |  (rsn) - Die Attacke, die André Greipel (Lotto-Soudal) auf den ersten Kilometern des Mont Ventoux wagte, hätte ein anderer Deutscher gerne an seiner Stelle geritten - und zwar nicht als Helferdienst für seinen Teamkollegen, sondern um selbst um den Etappensieg zu kämpfen. "Durch die Verkürzung, hätte mir die Etappe sogar noch besser gelegen. Heute war wirklich perfekt für mich", ärgerte sich Paul Voß (Bora-Argon18) am Chalet Reynard, das er auf Rang 81, 22:40 Minuten nach Tagessieger Thomas De Gendt (Lotto-Soudal) erreicht hatte.

Wenn man das Ergebnis sieht, könnte man meinen, Voß träume von einem völlig an den Haaren herbeigezogenen Szenario. Doch mit etwas weniger Pech hätte der 30-Jährige tatsächlich nach dem ganz großen Coup greifen können. Denn Voß gehörte genau wie Greipel und De Gendt zunächst der Spitzengruppe an, die im Verlauf der Etappe fast 19 Minuten an Vorsprung herausfuhr und den Etappensieg später unter sich ausmachte. Doch dann hatte er einen Platten, verlor den Kontakt zur Spitze und hing einige Zeit alleine als Verfolger zwischen Ausreißern und Hauptfeld.

"Ich wusste nicht, ob ich alleine weiterfahren oder warten soll und habe mich dann entschlossen, auf die Fünf zu warten, um gemeinsam nochmal vorzukommen", erklärte er radsport-news.com im Ziel. Doch auch wenn er mit Georg Preidler (Giant-Alpecin) und Diego Rosa (Astana) starke Begleiter hatte, zu sechst war die Verfolgung einer 13-köpfigen und gut harmonierenden Spitzengruppe eine schwierige Aufgabe, die sich schließlich als unlösbar herausstellte.

"Wir hingen erst mit einer Minute dahinter und der Abstand zum Feld wuchs. Aber wir kamen nicht ran und dann waren es ewig vier Minuten Abstand nach vorne. Eigentlich fährst Du da umsonst. Das ist ein Scheißgefühl", berichtete Voß. Am Col des Trois Termes gut 40 Kilometer vor dem Ziel war die Verfolgungsjagd des Deutschen dann beendet und er fiel ins Hauptfeld zurück, das zu diesem Zeitpunkt noch geteilt war.

Dort kam die nächste schlechte Nachricht: Voß traf im ersten Teil des Feldes auf keinen seiner Teamkollegen. Die nämlich hatten gemeinsam mit Kapitän Emanuel Buchmann den richtigen Zug an der Windkante verpasst, als das Peloton rund 80 Kilometer vor dem Ziel auseinander riss. Lange Zeit fuhr die Gruppe um Buchmann sowie Warren Barguil (Giant-Alpecin), Rafal Majka (Tinkoff), Louis Meintjes (Lampre-Merida) und Wilco Kelderman (LottoNL-Jumbo) mit gut einer Minute Rückstand hinter dem ersten Feld her.

Doch in der Abfahrt vom Col des Trois Termes gelang schließlich der Anschluss wieder, nachdem die Favoriten ihr Tempo drosselten, weil Chris Froome (Sky) zur Pinkelpause bat, kurz nachdem seine Teamkollegen Wout Poels, Luke Rowe und Ian Stannard schwer gestürzt waren, als Simon Gerrans (Orica-BikeExchange) in einer Kurve das Vorderrad weggerutscht war.

So erreichte Buchmann gemeinsam mit den besten Kletterern den Fuß des Mont Ventoux, musste dort aber schnell feststellen, dass die Beine an diesem 14. Juli nicht auf seiner Seite waren. "Ich hatte von gestern noch schwere Beine, und ich war schon ziemlich kaputt, als es richtig in den Berg reinging", erklärte der 23-Jährige. "Ich bin dann meinen Rhythmus in einer kleinen Gruppe gefahren und habe versucht, den Schaden in Grenzen zu halten."

Das Chalet Reynard erreichte er schließlich 4:30 Minuten hinter Chris Froome (Sky), Richie Porte (BMC) und Bauke Mollema (Trek-Segafredo) auf Platz 37, rückte im Gesamtklassement aber trotzdem vom 22. auf den 21. Rang vor.

Wie fast alle Fahrer berichteten auch Voß und Buchmann nach dem Rennen von beeindruckenden, teilweise aber auch beängstigenden Zuschauermassen. "Es waren extrem viele Zuschauer auf den letzten zwei, drei Kilometern. Wir hatten zwar keine Probleme, aber da hätten ein paar Absperrgitter nicht geschadet", sagte Buchmann, und Voß wurde deutlich: "Ich wurde ein paar Mal nicht nur angeschoben, sondern eher geboxt. Es ist schön, dass so viele Zuschauer kommen, aber einige können sich einfach nicht zusammenreißen. Da muss von den Organisatoren etwas gemacht werden! Die Barrieren müssten früher beginnen. Die waren erst auf den letzten 500 Metern, das ist schon Wahnsinn!"

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.07.2020Video-Rückblick: Froome joggt 2016 den Ventoux hinauf

(rsn) – Heute vor vier Jahren erlaubten staunende Zuschauer am Mont Ventoux das Finale eines denkwürdigen Tour-Tages. Nach einem Sturz im Schlussanstieg der 12. Etappe rannte Chris Froome am Franz

27.07.2016Nibali hatte bei der Tour schon Rio im Blick

(rsn) – Vincenzo Nibali hat verärgert auf die Kritik an seinen Leistungen bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Tour de France reagiert. Der Italiener und sein Astana-Team waren ohne Etappensieg ge

26.07.2016Erneuter Tour-Ausstieg der ARD darf kein Thema sein

(rsn) - Drei Wochen Tour de France. Ein paar Tage "als Fan" selbst dabei. Den großen Rest aber am Bildschirm. Bis zum grandiosen Schlussakkord auf den Champs Elysees, gesetzt im "Sprint des Jahres" v

26.07.2016Quintana will weiter für seinen Gelben Traum kämpfen

(rsn) – Kolumbien muss weiter auf seinen ersten Tour-de-France-Sieger warten. Auch im dritten Anlauf hat es Nairo Quintana nicht geschafft – doch noch nie war der Movistar-Kapitän weiter vom Gelb

26.07.2016Künftig ein britisches Duell um das Gelbe Trikot?

(rsn) – Wie sein berühmter Landsmann Bradley Wiggins wird auch Adam Yates in die Geschichtsbücher des Radsports eingehen. War der mittlerweile 36-jährige Stundenweltrekordler vor vier Jahren der

26.07.2016Kittel kam bei der Tour in keinen "richtigen Flow"

(rsn) – Bei André Greipel (Lotto Soudal) lief am Sonntag auf den Champs-Élysées alles nach Wunsch. Wie bereits 2104 gewann der Deutsche Meister die prestigeträchtige Abschlussetappe der 103. Tou

26.07.2016Hektische Sprints und Cavendish machten Greipel das Leben schwer

(rsn) – Nach drei teils frustrierenden Wochen schien für André Greipel (Lotto Soudal) doch noch die Sonne. Am Sonntagabend holte sich der Deutsche Meister in Paris auf den Champs-Élysées den so

25.07.2016Bardet zum dritten Mal in Folge in Paris auf dem Tour-Podium

(rsn) – Romain Bardet hat den heimischen Fans die Tour de France gerettet. Der 25 Jahre alte Kapitän der Ag2R-Equipe legte auf den letzten drei Tagen ein Finale sondergleichen hin, sicherte sich au

25.07.2016Kittel: Erst durch Defekte gestoppt, dann im Finale kraftlos

(rsn) – Zum großen Finale der 103. Tour de France wollten Marcel Kittel und sein Etixx-Quick-Step-Team nochmals zuschlagen. Der Erfurter, der bereits 2013 und 2014 jeweils den Schlussakkord auf den

25.07.2016Jogging-Einlage in Gelb und ein machtloser Herausforderer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Dominator in Grün und Schweizer Coup durch einen Kolumbianer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Kollision mit dem Teufelslappen und ein fataler Entschluss

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

Weitere Radsportnachrichten

05.05.2024Gianetti: “Tadej hat den Leuten ein Geschenk gemacht!“

(rsn) – Mit einem Tag “Verspätung“ hat Tadej Pogacar am Sonntag bei der ersten Bergankunft den erwarteten Etappensieg am Auftaktwochenende des 107. Giro d’Italia eingefahren. Am Santuario di

05.05.2024Pogacar stürmt in Oropa trotz Sturz ins Rosa Trikot

(rsn) – Marco Pantani triumphierte 1999 an der Wallfahrtskirche Santuario di Oropa dank einer historischen Aufholjagd, nachdem er am Fuße des Anstiegs durch einen Defekt gestoppt worden war. 25 Jah

05.05.2024De Lie in der Bretagne auch durch Defekt nicht aufzuhalten

(rsn) – Nach Platz zwei im Vorjahr hat sich Arnaud De Lie (Lotto – Dstny) die 41. Ausgabe von Tro Bro Léon (1.Pro) gesichert. Der 22-jährige Belgier entschied in der Bretagne das über 203,6 Kil

05.05.2024Vollering nutzt Rückenwind-Passage zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) die 10. Vuelta Femenina (2.UWT) souverän für sich entschieden. Die 27-jährige Niederländerin schüttelt

05.05.2024Pogacar: ”Die Post wird abgehen”

(rsn) – Der Auftakt zum 107. Giro d’Italia ist atypisch. Einen Tag nach der schweren 1. Etappe, auf der bereits einige Favoriten Federn gelassen haben, steht bereits die erste Bergankunft auf dem

05.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 2. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

05.05.2024Narvaez sorgt für die nächsten rosa Träume in Ecuador

(rsn) – Fünf Jahre ist es her, dass Richard Carapaz das Radsportland Ecuador mit seinem sensationellen Gesamtsieg beim Giro d´Italia in Rosa gehüllt hat. Nun feiern die Nachbarn der Kolumbianer i

05.05.2024Erste Bergankunft im Zeichen von Pantani

(rsn / ProCycling) – Wie bereits der gestrige Auftakt ist auch diese 2. Etappe verhältnismäßig kurz. Im Gegensatz zu den Vorjahren entschied sich der Veranstalter RCS in der ersten Hälfte der Ru

05.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

04.05.2024Zocker Schachmann eröffnet den Giro mit Bravour

(rsn) - Im Ziel in Turin war Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) von den Emotionen überwältigt. Natürlich war er sauer, dass er zum Auftakt des Giro d’Italia so knapp am Rosa Trikot vorbei

04.05.2024Arensman und Bardet müssen schon sehr früh Federn lassen

(rsn) – Riesig waren die Abstände unter den besten Kletterern des Giro d´Italia auf der 1. Etappe rund um Turin nicht. Und doch dürfte das Thema ´Podium in Rom´ für vier Protagonisten nach den

04.05.2024Pogacar verpasst Rosa, setzt aber eine erste Duftmarke

(rsn) – Tadej Pogacar hat mit seinem UAE Team Emirates alles getan, um schon am ersten Tag des 107. Giro d´Italia das Maglia Rosa zu übernehmen. Die Männer in Weiß arbeiteten auf den 140 Kilomet

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)