Contador stürzt schwer, Voß erster Bergkönig

Back to his best - Cavendish gewinnt den Auftakt der Tour

Von Daniel Brickwedde

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Mark Cavendish (Dimension Data) hat den Auftakt der 103. Tour de France 2016 gewonnen. | Foto: Cor Vos

02.07.2016  |  (rsn) - Sprint Royal zum Auftakt der 103. Tour de France. Renndirektor Christian Prudhomme bricht gerne mit der Tradition und ließ die Frankreich-Rundfahrt zum dritten Mal in vier Jahren nicht mit einem Prolog, sondern mit einer Flachetappe beginnen.

Den Tagessieg und das Gelbe Trikot sicherte sich am Samstag nach 188 Kilometern vom Mont-Saint-Michel nach Utah Beach Sainte-Marie-du-Mont schließlich Mark Cavendish (Dimension Data) vor Marcel Kittel (Etixx-Quick-Step) und Weltmeister Peter Sagan (Tinkoff). Paul Voß (Bora-Argon 18) holte sich zum Auftakt das Bergtrikot – während Alberto Contador (Tinkoff) schwer stürzte.

In der Frage um den Auftaktsieg wurden eigentlich nur zwei Namen gehandelt: Marcel Kittel und Andre Greipel (Lotto Soudal). Der Grand Départ der Tour de France wurde zum Duell der beiden deutschen Ausnahmesprinter hochstilisiert. Mark Cavendish? Über dem Zenit, in Gedanken schon bei Olympia oder nicht mehr auf dem Level von Kittel und Greipel - so die vorherrschende Meinung.

Im Finale düpierte der mittlerweile 31-jährige Brite aber nicht nur die Konkurrenz, sondern auch all seine Kritiker. "Ich kann es nicht fassen. Egal, was war, die Tour de France ist die Tour de France. Eine Etappe zu gewinnen ist unglaublich. Das wird ein ganz besonderer Tag morgen im Gelben Trikot", strahlte Cavendish nach der Zielankunft. Als Bonus gab es das begehrte "Maillot Jaune". Ein Erfolg, der Cavendish in seinem vollgepackten Palmares noch fehlte.

Für Kittel blieb der Traum vom dritten Gelben Trikot seiner Laufbahn dagegen unerfüllt. "Natürlich ist es sehr schade. Es war sehr knapp, aber ich glaube, ich habe fair und ehrlich verloren", sagte der Erfurter.

Die Etappe war maßgeschneidert für die Sprinter: Lediglich zwei kleine Anstiege zu Beginn, ansonsten flach, und leicht abschüssig mit Rückenwind im Finale. Entsprechend entwickelte sich ein temporeicher Endspurt. Innerhalb des letzten Kilometers kam es zunächst zum Sturz von Michael Morkov (Katusha), der in das Absperrgitter knallte. Dabei landete auch Sam Bennett (Bora-Argon18) auf dem Apshalt. Der 25-jährige Ire verletzte sich schwer, hielt sich schmerzverzerrt die Schulter, als er von Teamkollegen begleitet ins Ziel rollte.

Davon unbeeindruckt eröffnete Sagan von der Spitze weg den Sprint, um auf den letzten Metern rechts und links noch von Cavendish und Kittel übersprintet zu werden – mit dem besseren Ende für den Maxman. Der insgesamt 27. Etappenerfolg bei der Tour de France für Cavendish. Für den Deutschen Meister André Greipel (Lotto Soudal) blieb nur Platz vier.

Großes Thema vor dem Startschuss war auch eine mögliche Windlotterie - ein Großteil der Etappe verlief entlang der Küste. Allerdings erst zur Rennmitte nach 80 Kilometern entwickelte sich stärkerer Seitenwind, der besonders die Teams mit Ambitionen auf die Gesamtwertung forderte. Jedoch nur kurz – nach wenigen Kilometern hatte sich die Situation wieder entspannt.

Einer der großen Favoriten musste dennoch einen herben Rückschlag hinnehmen. 88 Kilometer vor dem Ziel stürzte Alberto Contador ausgangs eines Kreisverkehrs. Der Spanier musste die Etappe im Anschluss mit zerrissenen Trikot und übel lädierter Schulter fortsetzen. "Es ist natürlich unglücklich. Brent Bookwalter stürzte direkt vor ihm und nahm Contador mit. Er sagt, es geht ihm gut, aber er ist jetzt beim Doktor und wir werden später mehr bekannt geben", so Contadors Sportlicher Leiter Steven de Jongh gegenüber Eurosport.

Zuvor stand die Etappe lange im Zeichen des deutschen Teams Bora-Argon 18. Gleich mit dem Start des Rennens setzten sich Paul Voß und sein Teamkollege Jan Barta gemeinsam mit Leigh Howard (IAM) aus dem Peloton ab. Ihr Vorsprung stieg schnell auf über vier Minuten, kurz darauf bekamen die Ausreißer noch Gesellschaft durch Alex Howes (Cannondale-Drapac) und Anthony Delaplace (Fortuneo-Vital  Concept), der aus der Region stammt.

Doch da war Voß bereits entwischt. Der gebürtige Rostocker setzte sich an der ersten Bergwertung Côte d’Avranches (4. Kategorie) nach 20 Kilometern ab, sammelte am Gipfel einen Bergpunkt und zog als Solist bis zur nächsten Bergwertung nach 39 Kilometern an der Côte des Falaises de Champeaux (4. Kategorie) durch.

Lohn der Mühen: Die Führung in der Bergwertung – als sechster deutscher Fahrer in der Geschichte der Tour. "Die 25 Kilometer alleine waren sehr hart. Zunächst dachte ich, es sei eine dumme Idee, aber dann habe ich doch durchgezogen, um sicher zu gehen, auch noch den zweiten Bergpreis zu holen. Das Ziel war das Trikot, ich bin deshalb sehr glücklich", erzählte Voß im Ziel.

Nach rund hundert Kilometern war der Arbeitstag für Voß allerdings beendet. Er ließ sich ins Feld zurückfallen. Am längsten an der Spitze hielten sich Howes und Delaplace, die das Feld erst fünf Kilometer vor dem Ziel wieder zurückholte, um dann mit den Sprint-Vorbereitungen zu beginnen.

Die Etappe in der Video-Zusammenfassung:-->

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