Sieg auf 3. Giro-Etappe, Evenepoel baut Führung aus

Matthews kommt nach einer Achterbahnfahrt oben an

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Matthews kommt nach einer Achterbahnfahrt oben an"
Michael Matthews (Jayco – AlUla) hat die 3. Etappe des 106. Giro d’Italia gewonnen. | Foto: Cor Vos

08.05.2023  |  (rsn) – Favoritensieg auf der 3. Etappe des 106. Giro d'Italia. Nach 216 Kilometern zwischen Vasto und Melfi setzte sich der Mann durch, der für ansteigende Zielgeraden nur so gemacht zu sein scheint. Nachdem Michael Matthews sein Team Jacyo – AlUla das Rennen auf den entscheidenden letzten 40 Kilometern an den Anstiegen zu den beiden Bergwertungen des Tages schwer machen ließ, vollendete der Australier auf der fünf Prozent ansteigenden Zielgeraden und fuhr nach 2014 und 2015 seinen dritten Sieg bei der Italien-Rundfahrt ein.

Einen Teil der Sprinter, wie etwa Vortagessieger Jonathan Milan (Bahrain Victorious) oder Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) und Marius Mayrhofer (DSM), konnte Jayco loswerden, doch Matthews ärgste Konkurrenten schafften es in der etwa 60 Fahrer großen Spitzengruppe mit auf die Zielgerade, wo Mads Pedersen (Trek – Segafredo) und Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) schließlich Zweiter und Dritter wurden.

"Ehrlich gesagt bin ich sprachlos, nach dem, was alles mir in den letzten Wochen widerfahren ist. Nun wieder zurück zu sein mit einem Etappensieg beim Giro, das ist schon besonders“, freute sich der 32 Jahre alte Tagessieger im Ziel. “Das ganze Team hatte sich dem Sieg verschrieben. Ich habe dafür keine Worte, weil das Jahr bislang eine richtige Achterbahnfahrt war. Nun sitze ich hier nach der 3. Etappe und habe diese gewonnen. Mehr hätte ich mir nicht erträumen können.“

Jayco machte Pedersen schon vor dem Finale mürbe

Dass Pedersen zwischendurch am Berg abgehängt wurde, wirkte sich auch auf Matthews' Taktik im Finale aus. “Ich hatte gehofft, dass er müde ist. Deswegen habe ich den Sprint früh angezogen, bin an ihm vorbei und damit war der Job erledigt. Der Sieg war für die Jungs heute", freute sich Sieger, der damit auch in der Gesamtwertung bis auf Platz acht (+1:03) nach vorne rutschte.

Das Rosa Trikot trägt weiter Remco Evenepoel, der Matthews vor der Etappe ebenfalls als Topfavoriten bezeichnet hatte. Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) und Brandon McNulty (UAE Team Emirates) befinden sich hingegen nicht mehr in den Top 10. Der Italiener verlor bereits früh im ersten Anstieg den Kontakt zur Spitze, der US-Amerikaner nach Helferdiensten für Joao Almeida, der nach einem Defekt in der Abfahrt zurück an die Spitzengruppe geführt werden musste. Dadurch rangiert Alexandr Vlasov (Bora – hansgrohe) nun auf Rang sechs in der Gesamtwertung.

Evenepoel hatte sich nach den Anstiegen mit seinem Team dauerhaft vorne gezeigt. “Wir wollten die Abfahrt von vorne fahren, weil der Regen die Straßen nass und schwierig gemacht haben“, erklärte er. Die Situation nutzte der Weltmeister, um auch den Bonussprint neun Kilometer vor dem Ziel für sich zu entscheiden. “Ich habe gesehen, wie sich Roglic hinter mir positioniert hat. Es hat mir nicht viel Energie gekostet und wenn die Sekunden vor dir liegen, dann musst du sie mitnehmen“, sagte Evenepoel im Ziel.

Pinot schnappt sich das Bergtrikot

Im Finale kamen dann aber die Sprinter zum Zug. “Die Jungs, die ich am Ende vorne erwartet habe, waren alle da mit Michael, Mads und mir“, sagte Groves, der wie schon auf der 2. Etappe auf Rang drei kam. “Leider habe ich mich schlecht positioniert, den Speed zum Sieg hätte ich gehabt. Gratulation an Jayco, die haben das heute gut gemacht und für Tempo gesorgt. Ich hatte die Beine, aber Matthews hat das super gelöst."

Genau wie Thibaut Pinot (Groupama – FDJ), der die Gunst der Stunde nutzte und aus dem geschlossenen Feld heraus beide Bergwertungen des Tages abräumte und damit ins Blaue Trikot fuhr. Das Grüne Trikot trägt weiterhin Milan, Weiß wechselte innerhalb von UAE Emirates zu Almeida.

Die Deutschen spielten auf der 3. Etappe keine Rolle. Michel Hessmann (Jumbo – Visma) rollte als Tages-14. ins Ziel, Lennard Kämna (Bora – hansgrohe) war ebenfalls in der Spitzengruppe. Sein österreichischer Teamkollege Patrick Konrad wurde Elfter.

So lief die 3. Etappe des Giro d'Italia:

Alle 176 Fahrer, die am Samstag das Rennen in Angriff genommen hatte, waren auch am Start der 3. Etappe. In Vasto setzte sich vom ersten Kilometer weg das Corratec-Duo Alexander Konychev und Vejlko Stojnic ab und fuhr sich sieben Minuten Vorsprung heraus. Den ersten Zwischensprint des Tages machten die Teamkollegen unter sich aus, doch für mehr reichte es nicht.

Denn als 40 Kilometer vor dem Ziel am Fuße der ersten Bergwertung das Rennen richtig begann, war der maximal sieben Minuten große Vorsprung beinahe aufgebraucht. Mitte des Anstiegs war das Duo gestellt und das Peloton auf 50 Fahrer zusammengeschrumpft. Als erster über die Bergwertung der 3. Kategorie fuhr Pinot und kassierte dafür neun Punkte. Auch den zweiten Bergpreis (4. Kategorie) holte sich der Franzose und sicherte sich damit weitere drei Zähler, um seinen virtuellen Vorsprung in der Sonderwertung sogar auszubauen.

Zwischendurch hatte leichter Regen eingesetzt, der bis ins Ziel anhielt und die Abfahrt gefährlicher machte. Pedersen, der kurz vor dem Gipfel des zweiten Berges abgehängt worden war und in einer Gruppe mit McNulty eine Aufholjagd startete, ging ins Risiko und schaffte wieder den Anschluss.

Am Bonussprint neun Kilometer vor dem Ende spurtete Evenepoel zu drei Bonussekunden, dahinter sammelte Primoz Roglic (Jumbo – Visma) zwei weitere ein. Der Slowene mischte auch im Finale mit und wurde schließlich Siebter. Evenepoel dagegen hielt sich raus, nachdem ihn sein Team sicher hinter die Drei-Kilometer-Marke gebracht hatte, und fuhr als Fünfzehnter über die Ziellinie.

Trek – Segafredo hingegen hatte zuvor eine etwa 60-köpfige Spitzengruppe auf die leicht ansteigende Zielgerade geführt. 200 Meter vor dem Ende ging Matthews dann aus dem Windschatten von Pedersen, der zwar fast nochmal auf gleiche Höhe sprintete, aber nicht mehr am ehemaligen U23-Weltmeister vorbeikam.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

23.11.2023Buitrago will erstmals zur Tour und um das Weiße Trikot kämpfen

(rsn) – Nach zwei Giro-Etappensiegen in den beiden vergangenen Jahren hofft Santiago Buitrago (Bahrain Victorious) in der kommenden Saison auf sein Tour-de-France-Debüt. Dann möchte der Kolumbiane

31.07.2023Baudin nach Tramadol-Missbrauch vom Giro disqualifiziert

Neo-Profi Alex Baudin (AG2R - Citroen) ist nachträglich vom Giro d´Italia 2023 ausgeschlossen worden. Das teilte die UCI am Montag mit. Grund dafür ist der Fund des Schmerzmittels Tramadol in den B

04.06.2023ASO plant Corona-Protokoll für die 110. Tour de France

(rsn) – Nachdem beim diesjährigen Giro d’Italia zahlreiche Fahrer wegen Corona-Infektionen ausschieden, werden die Organisatoren der Tour de France laut der französischen Nachrichtenagentur AFP

01.06.2023“Fanboy“ Heßmann zitterte mit Roglic am Monte Lussari

(rsn) – Viel besser hätte das Grand-Tour-Debüt für Michel Heßmann (Jumbo – Visma) nicht laufen können. Während der Deutsche mit einigen Teamkollegen auf dem Monte Lussari wartete, sicherte s

31.05.2023Thomas enttäuscht, “dass ich es nicht vollenden konnte“

(rsn) – Um ganze 14 Sekunden musste sich Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) beim 106. Giro d´Italia Primoz Roglic (Jumbo – Visma) geschlagen geben. Der 33-jährige Slowene nahm dem Briten am vorle

31.05.2023Startet Giro-Sieger Roglic auch bei der Tour de Suisse?

(rsn) – Giro-Sieger Primoz Roglic wurde am Dienstag in Amsterdam von seinem Team Jumbo – Visma mit einer großen Feier geehrt. Die Veranstaltung nutzte der niederländische Fernsehsender NOS, um d

30.05.2023Pinot will nach dem Giro auch die Abschieds-Tour

(rsn) – Nach seiner erfolgreichen Abschiedsvorstellung beim Giro d’Italia, den er auf Rang fünf beendete, will Thibaut Pinot (Groupama – FDJ) nun auch ein letztes Mal bei der Tour de France sta

29.05.2023Kriegers Giro-Leiden wurden mit Rang fünf in Rom belohnt

(rsn) - Alexander Krieger (Alpecin - Deceuninck) beendete den mit vielen Tiefschlägen verbundene 106. Giro d`Italia mit einem sportlichen Ausrufezeichen. Der Stuttgarter belegte auf der Schlussetappe

29.05.2023Entdeckungen und Überraschungen: Die Geschichten des Giro

(rsn) – Vor dem 106. Giro d’Italia schien die Ausgangsposition klar zu sein: Es würde ein Duell um den Gesamtsieg zwischen Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) und Primoz Roglic (Jumbo – Vis

29.05.2023Ackermanns Traum vom Sieg beim Giro-Finale endete in der Bande

(rsn) - Vor drei Jahren gewann Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) in Madrid die Schlussetappe der Vuelta a Espana. Das Kunststück wollte der Pfälzer auch beim 106. Giro d’Italia beim Finale in R

28.05.2023Thomas lotst Cavendish in Rom zum letzten Etappensieg

(rsn) – Sieben Sprints hatte der 106. Giro d’Italia und jedes Mal gab es einen anderen Sieger. Beim letzten Akt spurtete Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) in Rom nach 126 Kilometern mit großem Vo

28.05.2023Cavendish: “Meine Jungs und ... meine Freunde waren super“

(rsn) - Der Weg zur Siegerehrung in Rom wurde für Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) zum Gratulations-Parcours! Fast jeder Fahrer, dem er begegnete, beglückwünschte den Manx Man zum Gewinn der 21. E

Weitere Radsportnachrichten

13.05.2024Mit Rouvy Grand-Tour-Recon im Wohnzimmer?

(rsn) - Analoge und digitale Welten verschränken sich immer mehr, auch beim Radsport. Auf besondere Weise dreht Rouvy mittlerweile die Schraube weiter. Auf der 2017 von den Brüdern Petr und Jiri Sam

13.05.2024Bergankunft Nr. 3: Kurze Etappe, langer Schlussanstieg

(rsn / ProCycling) – Schon in der ersten Woche des 107. Giro d´Italia hat es Ausreißversuche gegeben, die von Erfolg gekrönt waren. Doch erst die 10. Etappe durch den südlichen Apennin weist ein

13.05.2024Erholter Démare kehrt in Dünkirchen ins Feld zurück

(rsn) – Nachdem er aufgrund von Erschöpfungserscheinungen seine Klassikerkampagne bereits nach Gent-Wevelgem am 27. März hatte beenden müssen, kehrt Arnaud Démare (Arkéa - B&B Hotels) in seiner

13.05.2024Thomas kritisiert Neapels Straßen: “War ein absolutes Gemetzel“

(rsn) – Ein astreiner Massensprint und breite Straßen auf den letzten Kilometern: Auf den ersten Blick war das Finale der 9. Etappe beim Giro d´Italia in Neapel nichts Besonderes. Doch im Peloton

13.05.2024Die letzten Hügel taten Milans Beinen weh

(rsn) – Im vergangenen Jahr musste sich Jonathan Milan in Neapel am Ende der damaligen 6. Giro-Etappe Mads Pedersen geschlagen geben. Damals stand der Italiener noch bei Bahrain Victorious unter Ver

13.05.2024Bringt der Flèche du Sud den erhofften “Bumms“?

(rsn) - Gleich fünf der neun deutschen Kontinental-Teams waren in der vergangenen Woche beim Fléche du Sud (2.2) dabei. In Luxemburg standen sie allerdings zumeist im Schatten ihrer für internatio

12.05.2024Trotz widriger Umstände rast Kooij beim Giro zum ersten Sieg

(rsn) - Die ersten beiden Massensprints des diesjährigen Giro d’Italia (2. UWT) liefen nicht nach dem Geschmack von Olav Kooij und seinem Team Visma – Lease a Bike. Doch die dritte Chance konnte

12.05.2024Krieger bei Sturz auf 9. Giro-Etappe schwer verletzt

(rsn) – Nach einem schweren Sturz im Finale der 9. Etappe musste Alexander Krieger mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Wie sein Team Tudor am Abend auf X mitteilte, sei der St

12.05.2024Auch ohne Sieg ist Buchmann ein Gewinner der Ungarn-Rundfahrt

(rsn) – Den Frust über seine Giro-Ausbootung hat Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) in viel Angriffslust umgewandelt. Nachdem er bereits am 1. Mai bei Eschborn-Frankfurt (1.UWT) mit einer offens

12.05.2024Kooj triumphiert im Sprint-Krimi von Neapel vor Milan

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat die 9. Etappe des 107. Giro d’Italia im Massensprint gewonnen. Nach 214 Kilometern mit Start in Avezzano und Ziel in Neapel jagte er auf den letzten

12.05.2024Flèche du Sud: Teutenberg-Team am Schlusstag auf 1-2-3

(rsn) – Der Flèche du Sud (2.2) ist für viele der deutschsprachigen Fahrer und Teams erfreulich zu Ende gegangen. Am Schlusstag feierte Tim Torn Teutenberg mit seinem Team Lidl – Trek Future Ra

12.05.2024Narvaez: “Manchmal klappt es und manchmal nicht“

(rsn) – Rund 30 Meter fehlten Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) im Finale der 9. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) – stattdessen ging der Sieg an Olav Kooij (Visma – Lease a Bike). Die letzte

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)