Ayuso bleibt bei Tirreno-Adriatico vorn

Bauhaus sorgt für ersten deutschen UCI-Sieg des Jahres

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Bauhaus sorgt für ersten deutschen UCI-Sieg des Jahres"
Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) feiert seinen ersten Saisonsieg. | Foto: Cor Vos

06.03.2024  |  (rsn) – Nikias Arndt riss bereits die Arme hoch, da war die Ziellinie noch gut 50 Meter entfernt. Der Sieg war gewiss – allerdings nicht für ihn, sondern seinen Teamkollegen. Phil Bauhaus hat auf der 3. Etappe von Tirreno-Adriatico (2.UWT) nicht nur für seinen ersten Saisonsieg gesorgt, sondern auch für den ersten deutschen Triumph des Jahres auf UCI-Niveau. Der Sprinter vom Team Bahrain Victorious hatte nach 225 Kilometern in Gualdo Tadino die Nase und auch fast ein komplettes Rennrad Vorsprung auf Jonathan Milan (Lidl - Trek) und noch deutlich mehr auf Kevin Vauquelin (Arkea – B&B Hotels), der Dritter wurde.

Die längste Etappe der Rundfahrt hatte es auf den letzten 20 Kilometern in sich, ein Sprintfinale war keine Selbstverständlichkeit. Auch die Mannschaften der GC-Fahrer waren lange vorne dabei, denn mit bis zu acht Prozent Steigung etwa anderthalb Kilometer vor Schluss wäre auch ein anderer Ausgang des Rennens denkbar gewesen.

Das glaubte lange auch Tagessieger Bauhaus. “Als ich mir das Profil angeschaut habe, war für mich klar, dass ich hier an mein Limit muss“, so der 29-Jährige, für den der neunte Erfolg auf WorldTour-Niveau nach 14 Monaten ohne Grund zum Jubeln – zuletzt gewann er eine Etappe der Tour Down Under - einer der größten seiner Karriere sein dürfte. “Ich habe gelitten, aber das Team hat den ganzen Tag an mich geglaubt und gesagt, dass ich es schaffen kann. Dann war ich auf dem letzten Kilometer in der perfekten Position und wusste, dass ich um den Sieg mitkämpfen kann, wenn die Beine passen.“

Und das war der Fall. Wobei sicher auch ein bisschen Glück dazugehörte, denn in der letzten Kurve bei noch etwa 200 zu fahrenden Metern nahm sich Top-Sprinter Jasper Philipsen (Alepcin – Deceuninck) selbst und alle hinter ihm Fahrenden aus dem Rennen um den Sieg, als er sich an einem Hinterrad aufhängte und stürzte.

Zuletzt war Gualdo Tadino 2021 Zielort einer Tirreno-Etappe, damals siegte in einem ähnlichen Finale Mathieu van der Poel vor Wout van Aert, was für die Schwere dieser Ankunft spricht. Neben Bauhaus schafften es auch Marius Mayrhofer (Tudor Pro Cycling) als Achter und Anfahrer Arndt als Zehnter in die Top 10. Dabei ist eigentlich Follonica, Ziel der gestrigen Etappe, ein gutes Pflaster für die Deutschen beim “Rennen zwischen den Meeren“. Dort siegte 2018 Marcel Kittel, zwei Jahre später Pascal Ackermann.

An der Gesamtwertung hat sich nichts geändert. Juan Ayuso (UAE Team Emirates) bleibt einen weiteren Tag im Blauen Trikot des Führenden, eine Sekunde dahinter liegt Filippo Ganna (Ineos Grenadiers). Weiterhin Dritter ist Milan, der durch Zeitbonifikationen nur noch sechs Sekunden Rückstand hat. Das Punktetrikot übernahm Milan, das des besten Bergfahrers Richard Carapaz (EF Education - EasyPost).

So lief die 3. Etappe von Tirreno-Adriatico:

Bei frischen und zwischenzeitlich auch regnerischen äußeren Umständen standen zwei Fahrer, die am Vortag noch ins Ziel kamen, nicht mehr am Start. Michael Gogl (Alpecin – Deceuninck) und Robert Gesink (Visma – Lease a Bike), der tags zuvor in einen Sturz verwickelt war, fehlten. Zwei andere Fahrer hingegen wagten sich früh in die Offensive. Erst sechs der 225 Kilometer waren gefahren, als Samuele Zoccarato (VF Group – Bardiani CSF – Faizane) und Jan Stöckli (Corratec – Vini Fantini), der bereits auf der 2. Etappe 150 Kilometer teils allein vor dem Feld fuhr, ausrissen.

Dabei bot die Etappe – abgesehen von TV-Präsenz für die ProTeams – kaum Anreize dafür. Die Sprintwertung wurde erst nach welligen, gut 140 Kilometern erreicht. Stöckli schlug dort wie schon am Vortag zu. Nochmal beinahe 70 Kilometer waren bis zur einzigen Bergwertung des Tages zu fahren. Die erreichte das Duo, das maximal fast zwölf Minuten Vorsprung zugesprochen bekam, aber nicht mehr gemeinsam.

Kurz nach dem Sprint, wo den Ausreißern noch rund viereinhalb Minuten geblieben waren, ließ Zoccarato Stöckli stehen – dem Schweizer waren die Beine zugegangen. Lange hielt der Italiener seinen Vorsprung konstant, 50 Kilometer vor dem Ziel waren noch drei Minuten übrig. Dabei war das Tempo im Feld phasenweise so hoch, dass die Alpecin-Helfer unbeabsichtigt sogar Löcher ins Peloton rissen.

Das Profil der 3. Etappe. | Grafik: RCS Sport

Im Anstieg zur Bergwertung wurde Zoccarato vom Feld gestellt. EF Education – EasyPost übernahm die Führung und zog das Tempo deutlich an. Doch das Feld konnten sie im Anstieg kaum aussieben. Auf den letzten zehn Kilometern formierten sich Ineos Grenadiers und Bora – hansgrohe, aber auch Alpecin – Deceuninck.

Zwei Kilometer vor dem Ziel war von den GC-Fahrern aber nichts mehr zu sehen, die Sprinterteams übernahmen komplett das Kommando. Nach einer Spitzkehre 900 Meter vor dem Ziel war Israel – Premier Tech für Corbin Strong an der Spitze, bei 400 Metern brachte Nikias Arndt Bauhaus nach vorne.

Das war gerade noch rechtzeitig, denn kurz darauf kam in der letzten Kurve Philipsen in etwa zehnter Position zu Fall – alle dahinter waren nun chancenlos. Vauquelin ging als erster auf die Zielgerade, musste aber anschließend Bauhaus und Milan passieren lassen.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.03.2024Milan ist der Schnellste der schnellsten Tirreno-Etappe

(rsn) – Beim Sprinterfolg von Jonathan Milan (Lidl – Trek) hat sich Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) den Gesamtsieg bei der 59. Ausgabe von Tirreno-Adriatico (2.UWT) geholt. Auf den 154 K

10.03.2024Ayuso explodierte am Monte Petrano im Kampf um den Etappensieg

(rsn) – Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) ist der überragende Fahrer bei Tirreno-Adriatico (2.UWT). Nach seinen beiden Etappensiegen führt der Däne die Gesamtwertung mit 1:24 Minuten Vors

09.03.2024Nur Teamzeitfahren trübt starke Woche von Bora - hansgrohe

(rsn) – Auch am Tag vor dem Finale bei Paris-Nizza (2.UWT) wirkt das Teamzeitfahren vom Dienstag in Auxerre für Bora – hansgrohe noch nach. Denn dass sich die Männer in Dunkelgrün dort selbst a

09.03.2024Vingegaard auch am Monte Petrano eine Klasse für sich

(rsn) – Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) hat auch die Königsetappe bei Tirreno-Adriatico dominiert. Auf dem sechsten Teilstück über 180 Kilometer von Sassoferrato zum Monte Petrano griff

08.03.2024“Glück im Unglück“: Kämna kommt bei Sturz glimpflich davon

(rsn) – Jai Hindley auf Podiumskurs und Lennard Kämna noch ganz dicht dran an den Top 10 - auch wenn der am vergangenen Wochenende bei Strade Bianche gestürzte Dani Martinez dieser Tage nicht mehr

08.03.2024Tirreno: Ein Antritt reicht Vingegaard zu Sieg und Blau

(rsn) – Mit einer Machtdemonstration hat Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) die 5. Etappe von Tirreno-Adriatico (2.UWT) gewonnen. Der Däne griff auf dem Weg nach Valle Castellana 29 Kilomete

08.03.2024Kahnbeinbruch: Froome muss Tirreno-Adriatico aufgeben

(rsn) – Chris Froome wird nicht mehr zur 5. Etappe von Tirreno-Adriatico antreten können. Wie sein Team Israel - Premier Tech auf X mitteilte, hat sich der Brite bei einem Sturz auf der 2. Etappe

07.03.2024Milan bezwingt Philipsen und holt auch das Blaue Trikot

(rsn) – Jonathan Milan (Lidl – Trek) hat in Giulianova an der Adria-Küste die 4. Etappe des 59. Tirreno-Adriatico (2.UWT) gewonnen und sich damit auch die Gesamtführung der italienischen Fernfah

05.03.2024Philipsen nutzt Merliers frühen Sprintstart und jubelt in Follonica

(rsn) – Im Vorjahr war er an gleicher Stelle noch Zweiter hinter Fabio Jakobsen, doch nun bildete Follonica die Kulisse für den ersten Saisonsieg von Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck). Der

05.03.2024Ganna: “Hoffe, dass die wichtigeren Siege später kommen“

(rsn) – 2024 ist noch nicht das Jahr des Filippo Ganna (Ineos – Grenadiers). Auch im zweiten Zeitfahren des Jahres setzte es für den Stundenweltrekordler eine Niederlage, wenn auch nur eine sehr

04.03.2024Kämna 14. im Auftakt-Zeitfahren von Tirreno-Adriatico

(rsn) – Nach Rang zwei im Vorjahr, wo das Auftaktzeitfahren auf dem exakt gleichen Parcours durch Regen beeinflusst wurde, hat Lennard Kämna (Bora – hansgrohe) die 59. Auflage von Tirreno-Adriati

04.03.2024Ayuso vermiest Ganna in Lido di Camaiore den Tirreno-Hattrick

(rsn) – Er war mindestens der Geheimfavorit, schließlich hatte Juan Ayuso (UAE Team Emirates) zwei seiner bisher drei WorldTour-Siege bisher im Zeitfahren geholt. Nun hat der Spanier seine Quote w

Weitere Radsportnachrichten

16.05.2024Eisel: “Wir hoffen, dass Max den richtigen Zug erwischt“

(rsn) – Auf der 12. Giro-Etappe über 193 Kilometer von Martinsicuro nach Fano wird es den Sprinterteams schwer fallen, das Feld zusammenzuhalten. Zwar müssen nur vier Bergwertungen der 4. Kategori

16.05.2024Jakobsen gibt den Giro nach Sturz von Francavilla auf

(rsn) – Fabio Jakobsen (dsm-firmenich – PostNL) hat am Donnerstagmorgen einen Schlussstrich unter den für ihn bislang miserabel verlaufenen Giro d´Italia gezogen. Der Niederländer wird nicht me

16.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 12. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

16.05.2024Girmay kehrt nach Giro-Aus ins Feld zurück

(rsn) – Weniger als zwei Wochen nach seinen Stürzen auf der 4. Etappe, die ihn zum frühen Ausstieg beim Giro d’Italia zwangen, wird Biniam Girmay wieder ins Feld zurückkehren. Wie Intermarché

16.05.2024Milan zieht beim Giro mit “Super-Mario“ gleich

(rsn) - Jonathan Milan ist sportlich auf den Spuren von Mario Cipollini, charakterlich könnte der Unterschied kaum größer sein. “Wiederholen ist wichtig“, sagte der Lidl-Trek-Sprinter nach sein

16.05.2024Die Etappe der vielen kleinen “Mauern“

(rsn / ProCycling) – Ganz gegen die Gewohnheit war beim vergangenen Tirreno–Adriatico keine Etappe mit den "Tappa dei muri" – vielen aneinandergereihten, kurzen Anstiegen – im Streckenplan ent

16.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

15.05.2024Jakobsens verkorkster Giro erreicht an der Adria neuen Tiefpunkt

(rsn) – Für Fabio Jakobsen (dsm-firmenich – PostNL) ist der Giro d´Italia 2024 bislang einer zum Vergessen. Der 27-jährige Sprinter hat bei seinem Debüt bei der Italien-Rundfahrt bislang keine

15.05.2024Umbrailpass zu Beginn, steile Rampe zum Schluss

(rsn / ProCycling) – Nachdem sich die Teilnehmer des Giro am Vortag etwas Ruhe gönnen konnten, geht es auf der 16. Etappe mit aller Härte weiter. Die Fahrer werden mit gnadenloser Berggewalt konf

15.05.2024Hellas: Ritzinger verpasst knapp Zeitfahrpodium und Bergtrikot

(rsn) - Beim zweitgeteilten Auftakt der Tour of Hellas (2.1) konnte das deutsche Team Bike Aid keine Spitzenplatzierung einfahren. Dafür freute sich die Konkurrenz aus Österreich, das Team Felt - F

15.05.2024Sarnowski lässt sich von “radikaler Fahrweise“ nicht beirren

(rsn) - Viel hat dem Team Embrace The World zum zweiten Etappensieg in Serie bei der Algerien-Rundfahrt (2.2) nicht gefehlt. Nachdem am Vortag Meo Amann als Ausreißer gejubelt hatte, fuhr sein Teamk

15.05.2024Dünkirchen: Ackermann zu ungeduldig

(rsn) – Pascal Ackermann hat sein erstes Top-5-Resultat nach seiner zweimonatigen Verletzungspause eingefahren. Der Sprinter in Diensten des Teams Israel – Premier Tech wurde auf der 2. Etappe der

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • 4 Jours de Dunkerque / Grand (2.Pro, FRA)
  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)