48. Amstel Gold Race: Tscheche siegt als Solist

Kreuziger durchkreuzt Gilberts WM-Strategie

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Roman Kreuziger (Saxo-Tinkoff) | Foto: ROTH

14.04.2013  |  (rsn) - Roman Kreuziger hat in Valkenburg den Top-Favoriten ein Schnippchen geschlagen und als Solist das 48. Amstel Gold Race gewonnen. Der Tscheche vom Team Saxo-Tinkoff rettete am Ende des 251,8 Kilometer langen Ardennenklassikers 22 Sekunden Vorsprung auf die ersten Verfolger ins Ziel. Den Sprint um Rang zwei gewann Alejandro Valverde (Movistar) vor Simon Gerrans (Orica-GreenEdge).

Platz vier ging an den Polen Michal Kwiatkowski (Omega Pharma - Quick-Step). Weltmeister Philippe Gilbert (BMC), der mit einer Attacke am Cauberg kurz vor dem Ziel vergeblich versucht hatte, den enteilten Kreuziger noch zu stellen, beendete das Rennen auf Rang fünf. Fabian Wegmann (Garmin-Sharp) kam als bester Deutscher auf Rang zwölf, Simon Geschke (Argos-Shimano) wurde 18.

„Ich habe mich den ganzen Tag stark gefühlt“, sagte Kreuziger nach seinem Überraschungs-Coup. „Sie haben mir durchgesagt, dass ich zu Beginn des Anstiegs 15 Sekunden Vorsprung hatte. Und dann hat der Cauberg einfach nicht aufhören wollen. Ich habe nicht mehr nachgedacht, sondern einfach nach unten geschaut und in die Pedale getreten.“ Für den 26-Jährigen war es nicht nur der erste Saisonerfolg, sondern auch der erste Sieg bei einem großen Klassiker. Seine bis dato größten Erfolge konnte er mit den Gesamtsiegen bei der Tour de Suisse und der Tour de Romandie in der Schweiz erringen.

Kreuziger, der das Rennen als erster Tscheche überhaupt gewann, hatte knapp sieben Kilometer vor dem Ziel aus einer fünfköpfigen Spitzengruppe heraus attackiert und sich anschließend in der Abfahrt zum Fuß des Caubergs in Valkenburg den nötigen Vorsprung erarbeitet, um sich vor dem heranpreschenden Hauptfeld um die Top-Favoriten behaupten zu können. „Karsten Kroon war eine große Hilfe“, sagte Kreuziger über seinen niederländischen Teamkollegen. „Seine Ortskenntnis hat sicherlich den Unterschied gemacht.“

Als Gilbert am Ort seines WM-Sieges den Turbo zündete, war der Tscheche, der sich zuvor offenbar genug Kraftreserven aufgehoben hatte, bereits zu weit weg. Der Belgier konnte sich zwar ein Stück von der Konkurrenz absetzen, wurde aber auf der Zielanfahrt nach Valkenburg zunächst von  Valverde und Gerrans, auf den letzten 500 Metern dann noch von weiteren Fahrern eingeholt, so dass eine größere Gruppe um Platz zwei sprintete.

Der neben Gilbert als zweiter großer Top-Favorit gehandelte Peter Sagan (Cannondale) spielte im Kampf um das Podium ebenso wenig eine Rolle wie der Spanier Joaquim Rodriguez (Katusha), der im Verlauf des Rennens gestürzt war. Als bester Niederländer erreichte Pieter Weening (Orica-GreenEdge) hinter dem Kolumbianer Sergio Henao (Sky) und Björn Leukemans (Vacansoleil) aus Belgien auf Platz acht das Ziel. Weening hatte zuvor genau wie der Neuntplatzierte Giampaolo Caruso (Katusha), der Norweger Lars Petter Nordhaug (Blanco) und der Ukrainer Andriy Grivko (Astana) der letzten Ausreißergruppe des Rennens angehört, wurde aber am Cauberg von Gilbert und Co. zunächst ein- und dann überholt.

Bevor es auf der 19 Kilometer langen Schlussrunde rund um Valkenburg um den Sieg ging, hatte zunächst eine siebenköpfige Spitzengruppe um Johan Vansummeren (Garmin-Sharp), Mikel Astarloza (Euskaltel), Arthur Overberghe (Topsport Vlaanderen), Alexandr Pliushin (IAM), Tim de Troyer und Nicolas Vogondy (beide Accent Jobs) sowie Klaas Sys (Crelan-Euphony) das Rennen bestimmt. Die fünf Erstgenannten hatten sich bereits kurz nach dem Start gelöst, Vogondy und Sys kamen erst nach gut 60 Kilometern und langer Verfolgungsjagd hinzu.

Beim Zusammenschluss der sieben Ausreißer betrug der Vorsprung auf das Hauptfeld knapp elf Minuten, doch anschließend wurde das Tempo bei den Verfolgern vor allem durch Sagans Helfer und die niederländische Blanco-Mannschaft erhöht, so dass der Abstand zu schmelzen begann.

55 Kilometer vor dem Ziel zerlegten Astarloza, Vansummeren und Pliushin mit einer Tempoverschärfung die Spitzengruppe und setzten sich ab. Kurz darauf ließ Astarloza auch seine letzten beiden Begleiter stehen und war nun als Solist unterwegs. Der Baske wehrte sich lange gegen das jagende Feld, das die anderen Ausreißer nach und nach einholte.

Zwischenzeitlich wagte auch Weening noch einen Angriff und fuhr allein zu Vansummeren und Pliushin nach vorn. Dieses Trio blieb zwar hinter Astarloza, aber auch vor dem Peloton und bekam auf den folgenden Kilometern immer mehr Zuwachs.

Da das Hauptfeld die steilste Rampe des gesamten Rennens, den Keutenberg gut 30 Kilometer vor dem Ziel, mit relativ geringem Tempo hinauffuhr, fühlten sich zahlreiche Fahrer zur Attacke ermutigt. Dazu gehörte auch Damiano Cunego (Lampre-Merida), der mit seinem Angriff aber etwas zu lange wartete und den Kontakt zur Weening-Gruppe nicht herstellen konnte.

Astarloza fuhr 21 Kilometer vor dem Ziel mit rund zwei Minuten Vorsprung auf das von Marcus Burghardt und dem BMC-Team angeführte Hauptfeld den Cauberg hinauf und begab sich als Solist auf die Schlussrunde. Pliushin, Weening, Grivko, Nordhaug, Caruso, David Tanner (Blanco), Marco Marcato (Vacansoleil-DCM) und eben Kreuziger lagen bei der vorletzten Zielpassage 19 Kilometer vor dem Ziel als erste Verfolgergruppe nur eine knappe halbe Minute hinter Astarloza.

Am Geulhemmerberg 17 Kilometer vor dem Ziel schlossen die Verfolger schließlich  zu Astarloza auf. Das Hauptfeld mit den Top-Favoriten Sagan und Gilbert lag zu diesem Zeitpunkt nur noch 30 Sekunden zurück. Dort beteiligten sich nun viele unterschiedliche Mannschaften an der Nachführarbeit, um den Zusammenschluss noch vor dem großen Finale am Cauberg gewährleisten zu können. Doch das gelang nicht.

Am Bemelerberg attackierte neun Kilometer vor dem Ziel Grivko in der Spitzengruppe, doch als Nordhaug, Weening, Kreuziger und Caruso den Gegenangriff setzten, konnte der Ukrainer genau wie Astarloza, Tanner und Marcato nicht mehr folgen. Während letztere dann aber ins Feld zurückfielen, beschleunigte Grivko kurz vor der Kuppe noch einmal und kam wieder an die Spitze heran.

Zu fünft gingen Nordhaug, Weening, Kreuziger, Caruso und Grivko mit weniger als einer halben Minute Vorsprung auf die letzten 7.000 Meter, doch von Einigkeit konnte an der Spitze nun keine Rede mehr sein. Kreuziger setzte den nächsten Angriff und flog davon, während Giro-Sieger Ryder Hesjedal (Garmin-Sharp) aus dem Hauptfeld heraus allein die Verfolgung der nur noch fünf Ausreißer aufnahm.

Der Kanadier schloss die Lücke zu Nordhaug, Weening, Caruso und Grivko rund vier Kilometer vor dem Ziel, signalisierte den Zuschauern mit eindeutigen Gesten in Richtung TV-Kameras aber schon da, dass seine Verfolgungsjagd zu viele Körner gekostet hatte, um am Cauberg noch ernsthaft in den Kampf um den Sieg eingreifen zu können. Als die Gruppe in Valkenburg die Schlusssteigung erreichte, lag sie bereits fast eine halbe Minute hinter Kreuziger zurück und wurde blitzschnell vom Hauptfeld eingeholt.

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