Kalifornien: Huffman lässt Conti-Team jubeln

Rückenwind ärgert Sprinter und bläst Rally Cycling zum Doppelsieg

Von Felix Mattis aus Santa Clarita

Foto zu dem Text "Rückenwind ärgert Sprinter und bläst Rally Cycling zum Doppelsieg"
Evan Huffman und Rob Britton feiern auf der 4. Etappe der Tour of California einen Doppelsieg für Rally Cycling. | Foto: Cor Vos

18.05.2017  |  (rsn) - Das Continental-Team Rally Cycling hat am vierten Tag der Amgen Tour of California für einen sensationellen Doppelsieg gesorgt. Zum ersten Mal in der Geschichte konnte ein Drittliga-Rennstall eine Etappe einer WorldTour-Rundfahrt gewinnen - und das mit einem Ausreißversuch auf einem augenscheinlich den Sprintern gehörenden Teilstück. Evan Huffman, Rob Britton und ihre drei Begleiter aber wehrten sich famos gegen das jagende Feld, so dass der 27-jährige Huffman in Santa Clarita schließlich jubelnd den Zielstrich überquerte. Peter Sagan (Bora-hansgrohe), John Degenkolb (Trek-Segafredo) und Marcel Kittel (Quick-Step Floors) blieben nur die Plätze sechs, sieben und acht.

"Es ist unglaublich. Letztes Jahr war das hier schon ein tolles Rennen für mich, und vielleicht eine Art Durchbrauch. Jetzt zurück zu kommen und das noch zu toppen, ist einfach sehr befriedigend", freute sich der US-Amerikaner, der 2016 die Bergwertung der Kalifornien-Rundfahrt gewann, auf der Siegerpressekonferenz. "Für unser Team ist das riesig. Wir haben uns stetig verbessert und sind dieses Jahr wirklich gut gefahren. Jetzt beim größten Rennen unseres Kalenders eine Etappe zu gewinnen, ist wirklich toll." Huffman hatte Ende April bereits die Tour of the Gila für sich entschieden.

Am Ende der 159,5 Kilometer langen 4. Etappe von Santa Barbara nach Santa Clarita fuhr er nun 500 Meter vor dem Ziel seinen vier Begleitern in der Ausreißergruppe davon und zog bis zur Linie durch, während Britton hinter ihm am Hinterrad von Sunweb-Profi Lennard Hofstede wartete, um schließlich noch vor dem Niederländer Zweiter zu werden.

"Ich hatte große Schmerzen und muss mir den Sprint nochmal anschauen. Ich bin viel, viel zu früh losgefahren", sagte Huffman und berichtete von Krämpfen in beiden Beinen 200 Meter vor dem Ziel. "Da dachte ich: 'Das wird nicht klappen!' Aber ich wusste, dass Rob noch hinten ist und den Anderen folgt, wenn sie zu mir aufschließen." Doch den Britton-Joker musste Rally Cycling gar nicht ziehen, denn Huffman kam trotz der Krämpfe als Erster an.

Im Feld hingegen bedauerte man die verpasste Chance auf einen weiteren Massensprint um den Sieg, bevor am Donnerstag und Freitag erst die Bergankunft auf dem Mt. Baldy und dann das Einzelzeitfahren am Big Bear Lake anstehen. "Schade, dass wir die Gruppe nicht bekommen haben. Ich habe mich gut gefühlt und am Ende hat nicht viel gefehlt. Aber es kamen ein paar Sachen zusammen, die uns nicht in die Karten gespielt haben", sagte etwa John Degenkolb (Trek-Segafredo)."

Mit entscheidend über den Ausgang der Etappe war der fast den ganzen Tag das Peloton begleitende Rückenwind, der am Nachmittag auf den letzten 30 Kilometern zum Ziel in Santa Clarita auf einem breiten Highway besonders stark blies. Das half den fünf Ausreißern, sich zu behaupten und mit anderthalb Minuten Vorsprung auf die letzten zehn Kilometer zu kommen. Doch Degenkolb lobte: "Der Rückenwind hat der Gruppe sicher geholfen, aber man muss auch sagen, dass sie extrem stark waren. Das hat man schon am Anfang gesehen."

Nachdem sich die Gruppe nämlich gelöst hatte, wurde im Peloton sehr schnell gefahren und das Hauptfeld zerriss am ersten Berg des Tages in seine Einzelteile. Trotzdem wurden die Spitzenreiter nicht mehr gestellt und erarbeiteten sich anschließend bis zu neun Minuten Vorsprung.

"Wir haben die ganze Zeit gut rotiert und sind hart gefahren. Wir wussten ja vom Rückenwind am Ende und dass wir da schon recht müde ankommen könnten, weil das Peloton ohnehin nur so und so viel schneller würde fahren können", erklärte Huffman. Der Plan ging auf und der erarbeitete Vorsprung reichte, obwohl dahinter Quick-Step Floors für Kittel und Katusha-Alpecin für Alexander Kristoff mit gesamter Mannschaftsstärke sowie Trek-Segafredo für Degenkolb mit einigen Helfern und auf den letzten zehn Kilometern auch noch Elia Vivianis Sky-Team jagten.

"Wir hatten auf dem Highway zum Ziel die ganze Zeit 60 bis 65 drauf", erzählte Katusha-Alpecin-Helfer Nils Politt. "Wir wussten vorher, dass wir fast den ganzen Tag Rückenwind haben würden. Aber dass es so viel sein würde, hatten wir nicht auf der Rechnung."

So kam die fünfköpfige Spitzengruppe mit noch immer einer halben Minute Vorsprung auf die letzten zwei Kilometer und konnte es sich sogar leisten, auf dem Schlusskilometer noch kurz zu taktieren, bevor Huffman schließlich früh den Sprint eröffnete und sich durchsetzte. "Wir haben alle gut zusammengearbeitet und es hat sich fast wie ein Teamzeitfahren angefühlt", lobte der US-Amerikaner schließlich auch seine Begleiter. "Auf dem Papier sah es nach einem Sprinter-Tag aus, aber wir wollten das nicht." Und deshalb haben sie den Massensprint eben einfach verhindert.

Tagesergebnis:
1. Evan Huffman (Rally Cycling)
2. Rob Britton (Rally Cycling) s.t.
3. Lennard Hofstede (Sunweb) s.t.
4. Matthias Le Turnier (Cofidis) s.t.
5. Gavin Mannon (UnitedHealthcare) s.t.
6. Peter Sagan (Bora-hansgrohe) + 0:13 Minuten
7. John Degenkolb (Trek-Segafredo) + 0:13
8. Marcel Kittel (Quick-Step Floors) + 0:13
9. Alexander Kristoff (Katusha-Alpecin) + 0:13
10. Simone Consonni (UAE Team Emirates) + 0:13

Gesamtwertung:
1. Rafal Majka (Bora-hansgrohe)
2. Georger Bennett (LottoNL-Jumbo) + 0:02
3. Ian Boswell (Sky) + 0:14
4. Lachlan Morton (Dimension Data) + 0:16
5. Robert Gesink (LottoNL-Jumbo) + 0:45

Interview mit Nils Politt (Katusha-Alpecin):

Mehr Informationen zu diesem Thema

21.05.2017Degenkolb: "Das war nochmal ein krass hartes Rennen"

(rsn) - John Degenkolb (Trek-Segafredo) hat sich auf der Schlussetappe der Amgen Tour of California in der Favoritengruppe festgebissen. Trotzdem konnte der Oberurseler nach 15 Kilometern von Mountain

21.05.2017Nur auf dem Podium kann Bennett die Angriffe nicht abwehren

(rsn) - "Konzentration, Schmerzen, Freude - und dann wieder Schmerzen, weil Lachlan mir mit dem Champagner ins Auge gespritzt hat", lachte George Bennett (LottoNL-Jumbo), als er den letzten Tag der 12

21.05.2017Bennett gewinnt Kalifornien-Rundfahrt, Huffman die letzte Etappe

(rsn) - George Bennett (Lotto NL-Jumbo) hat die 12. Amgen Tour of California gewonnen. Der Neuseeländer verteidigte sein Gelbes Trikot auch auf der siebten und letzten Etappe von Mountain High nach P

20.05.2017Majkas Zeitfahrqualitäten reichen noch nicht aus

(rsn) – Dass  er ein begnadeter Kletterer ist, das hat Rafal Majka (Bora-hansgrohe) in der Vergangenheit zuhauf bewiesen. Was ihm zu einem kompletten Rundfahrer noch fehlt, sind Zeitfahrqualitäten

20.05.2017Politt: "Im Zeitfahren will ich immer in die Top Ten"

(rsn) - Nils Politt (Katusha-Alpecin) war als Zehnter des Einzelzeitfahrens der 12. Tour of California zweitbester der deutschen Starter. Die Höhenlage des Big Bear Lake, 2.000 Meter über dem Meer,

20.05.2017Schachmann: "Ich fahre rein nach Gefühl"

(rsn) - Maximilian Schachmann (Quick Step-Floors) hat das Podium beim Einzelzeitfahren der 12. Amgen Tour of California nur um fünf fünf Sekunden verpasst und einen starken sechsten Platz erreicht -

20.05.2017Gelb dank Zeitfahren: Bennett kann es selbst kaum glauben

(rsn) - Die beiden Hauptdarsteller selbst konnten es am allerwenigsten glauben. Als George Bennett (LottoNL-Jumbo) und Jonathan Dibben (Sky) als neuer Gesamtführender beziehungsweise Etappensieger na

20.05.2017Dibben gewinnt Zeitfahren, Majka muss Gelb abgeben

(rsn) - Am vorletzten Tag der 12. Amgen Tour of California musste Rafal Majka (Bora-hansgrohe) das Gelbe Trikot abgeben. Der Pole belegte im 24 Kilometer langen Zeitfahren am Big Bear Lake Time Trial

19.05.2017Fröhlinger: "Das Zeitlimit ist mein großes Ziel"

(rsn) - Als ob die Höhe noch nicht Herausforderung genug wäre: Wenn Johannes Fröhlinger (Sunweb) am Freitag um 13:37 Uhr Ortszeit (22:37 Uhr MESZ) gut 2.000 Meter über dem Meer am Big Bear Lake in

19.05.2017Talansky beendet zweijährige Durststrecke von Cannondale

(rsn) - Zwei Jahre und sechs Tage ist es her, dass Davide Formolo in La Spezia die 4. Etappe des Giro d´Italia 2015 gewann. Zwei Jahre und sechs Tage ohne WorldTour-Erfolg des Cannondale-Teams. Doch

19.05.2017Video vom Finale der 5. Etappe der Tour of California

(rsn) - In einem packenden Bergaufsprint hat Andrew Talansky (Cannondale-Drapac) die 125,5 Kilometer lange 5. Etappe der Tour of California von Ontario auf den Mount Baldy (1964 m) vor Rafal Majka vom

19.05.2017Talansky gewinnt 5. Etappe vor Majka, der Gelb verteidigt

(rsn) - In einem packenden Bergaufsprint gewann Andrew Talansky (Cannondale-Drapac) die 125,5 Kilometer lange 4. Etappe der Amgen Tour of California von Ontario auf den Mount Baldy (1964 m) vor dem Po

Weitere Radsportnachrichten

02.05.2024Offiziell bestätigt: Red Bull wird zur Tour als Titelsponsor sichtbar

(rsn) – Das deutsche WorldTeam Bora – hansgrohe wird ab der kommenden Tour de France (29. Juni - 21. Juli) als Red Bull – Bora – hansgrohe unterwegs sein. Das gab Manager Ralph Denk am Donners

02.05.2024Vollering hängt an erster Bergankunft die Konkurrenz ab

(rsn) – An der ersten Bergankunft der 10. Vuelta Femenina hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) ihre Konkurrentinnen in Grund und Boden gefahren und mit ihrem ersten Saisonsieg auch das Rote Trik

02.05.2024Im dritten Anlauf klappt es für Bike Aid mit dem Gelben Trikot

(rsn) – Im dritten Anlauf hat es für Yoel Habteab (Bike Aid) mit dem Gelben Trikot bei der Tour du Bénin geklappt. Nachdem ihm die Jury an den ersten beiden Tagen das Führungstrikot jeweils nach

02.05.2024Buchmann zur Giro-Ausbootung: “Komische Begründung“

(rsn) - Bis Ende des Jahres steht Emanuel Buchmann noch bei Bora – hansgrohe unter Vertrag. Ob er verlängert wird, scheint zumindest in diesem Moment nicht sicher. Mit großer Verärgerung tritt de

02.05.2024Arkéa - B&B Hotels verlängert vorzeitig mit Costiou

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

02.05.2024Pogacar thront bei seiner Premiere über allen

(rsn) – Auf dem Papier scheint der 107. Giro d’Italia schon entschieden, noch bevor am Samstag in Venaria Reale nördlich von Turin der Startschuss fällt. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) ist de

02.05.2024Zu Ehren des Sponsors: Intermarché in speziellem Giro-Trikot

(rsn) – Im dritten Jahr in Folge wird Intermarché - Wanty nicht in seinem Standard-Outfit zum Giro d´Italia antreten. Bei der am 4. Mai beginnenden 107. Ausgabe der Italien-Rundfahrt will das belg

02.05.2024Krieger und Mayrhofer sollen Dainese zum Hattrick pilotieren

(rsn) – Das Team Tudor startet am Samstag in seine erste Grand Tour. Zum 107. Giro d’Italia (4. – 26. Mai) tritt der Schweizer Zweitdivisionär aber mit einem relativ erfahrenen Aufgebot an. Nu

02.05.2024“Underdogs“ Bauhaus und Kanter hoffen auf Giro-Etappensiege

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike), Tim Merlier (Soudal – Quick-Step), Fabian Jakobsen (dsm-firmenich – PostNL), Jonathan Milan (Lidl – Trek), Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck),

02.05.2024Giro d`Italia: Die letzten zehn Jahre im Ãœberblick

(rsn) - Der Giro d`Italia ist traditionell die erste dreiwöchige Landesrundfahrt im Rennkalender, bei der sich immer wieder auch die Deutschen als Etappenjäger hervortaten. Im Jahr 2022 konnte das

02.05.2024Bénin: Jury nimmt Bike Aid das Gelbe Trikot wieder weg

(rsn) – Erneuter Tiefschlag für das Team Bike Aid bei der Tour du Bénin (2.2). Nachdem Yoel Habteab zum Auftakt seinen Etappensieg aberkannt bekommen hatte, weil er und seine Gruppe den Motorräd

02.05.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke des Giro d´Italia 2024

(rsn) – Sechs Bergankünfte, zwei Einzelzeitfahren, toskanischer Schotter, der Mortirolo, der Stelvio und zum krönenden Abschluss zwei Mal der Monte Grappa – das ist der 107. Giro d´Italia (4. -

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine