RSNplusNur Yates scheint am Berg ebenbürtig

Vine erobert Führung: “Liebe es, wenn ein Plan funktioniert“

Von Felix Mattis

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Jay Vine (UAE Team Emirates) hat auf der 3. Etappe die Gesamtführung der Tour Down Under übernommen. | Foto: Cor Vos

20.01.2023  |  (rsn) – Von der Zwift Academy an die Spitze der WorldTour: Diesen Weg hat Jay Vine (UAE Team Emirates) am Freitag abgeschlossen. Denn der Australier hat zwei Jahre und einen Monat, nachdem er das Talent-Sichtungsprogramm auf der Online-Trainingsplattform im Dezember 2020 als Sieger abgeschlossen hatte, die Gesamtführung der 23. Tour Down Under (2.WT) erobert – und das in beeindruckender Manier.

Wie schon auf der 2. Etappe der ersten WorldTour-Rundfahrt der Saison 2023, so war auch auf der 3. Etappe klar zu erkennen, dass einzig und allein Simon Yates (Jayco – AlUla) noch folgen konnte, als der 27-Jährige bergauf attackierte. Selbst für den späteren Etappensieger Pello Bilbao (Bahrain Victorious) war Vines Angriff zunächst zu hart.

UAE Team Emirates bereitete Neuzugang Vine in den steilsten Rampen des Corkscrew-Anstiegs die Attacke mustergültig vor. | Foto: Cor Vos

"Ich konnte nicht folgen, als Yates und der UAE-Fahrer beschleunigten", gab Bilbao im Sieger-Interview zu und sorgte dabei gleichzeitig für einen vielsagenden Augenblick: Denn zunächstt fiel dem Basken der Name des neuen Gesamtführenden der Tour Down Under nicht ein. Sicher kannte Bilbao den Australier, der im vergangenen September immerhin zwei Vuelta-Etappen gewonnen hatte. Der kurze Blackout machte aber auch deutlich, wie neu Vine in der Weltspitze noch ist.

___STEADY_PAYWALL___ Dem Australischen Zeitfahrmeister selbst hingegen hörte man das in Campbelltown nur noch stellenweise an – und auch seine Fahrweise erinnerte nicht an einen Neuling, sondern war sehr durchdacht und clever. Auf dem Weg zum Tagesziel in Campbelltown pokerte Vine nicht gegen Bilbao und Yates, sondern nahm seine Rolle sofort an: Er fuhr hier um die Gesamtführung und zog bis zur Zielgeraden voll von vorne durch, um so viel Zeit wie möglich auf die Verfolger herauszuholen. Im Sprint, das dürfte ihm klar gewesen sein, waren seine Chancen gegen Bilbao und Yates ohnehin äußerst gering.

Abgebrühter Vine: Alles auf Gesamtwertung

"Ich wusste keine Abstände, weil der Funk nicht wirklich über die Kuppe des Corkscrew-Anstiegs herüberkam. Also bin ich einfach Vollgas bis zum Ziel gefahren, denn ich habe schon recht oft gesehen, dass große Gruppen zurück zusammenliefen, wenn Etappen von dort oben hinunter nach Campbelltown führten. Also habe ich bis zum Ziel alles gegeben, um ein möglichst großes Polster zu holen", schilderte Vine seine Fahrweise und strahlte stolz: "Jetzt das Ockerfarbene Trikot zu haben, ist wirklich etwas Besonderes. Viele große australische Fahrer haben es schon getragen, einige aber auch nicht. Einer meiner Lieblingsfahrer, Richie Porte, gewann es zweimal. Es jetzt auch tragen zu dürfen, ist großartig."

Als der Australier schließlich in die Offensive ging, konnte nur der Brite Simon Yates (Jayco – AlUla) folgen. | Foto: Cor Vos

Dabei vergaß Vine auch nicht, sich bei seiner neuen Mannschaft zu bedanken. Denn der im Winter von Alpecin – Deceuninck zu UAE Team Emirates gewechselte Kletterspezialist bekam vor seinem Angriff in den steilsten Rampen des Corkscrew-Anstiegs beste Unterstützung.

UAE zog das Peloton schon in der Anfahrt zu eben jenem letzten Berg des Tages weit in die Länge. Dann drückte man bergauf so aufs Tempo, dass schon vor den steilsten Stellen Vortagessieger Rohan Dennis (Jumbo – Visma) und der Großteil des weiteren Feldes nicht mehr mithalten konnten. Schließlich gab Marc Hirschi Vollgas und lancierte Vine, der in den steilen Serpentinen 700 Meter vor der Kuppe dann selbst loslegte und sofort nach seinem Antritt nur noch Yates am Hinterrad hatte.

Mehr Gefahr durch Defekt oder Chaos als durch Gegner am Berg

"Es gibt da eine Redewendung in einer bekannten TV-Serie aus den 70ern: 'Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert'", lachte Vine anschließend im ersten Interview als Gesamtführender seiner Heimatrundfahrt. "Nein, im Ernst: Es war fantastisch heute. Das Team hat perfekte Arbeit gemacht und ich musste einfach nur am Berg dann losfahren."

Auch Rohan Dennis (Jumbo – Visma) konnte dem von UAE Emirates eingeschlagenen Tempo nicht folgen. Der Australier musste nach nur einem Tag sein Ockerfarbenes Führungstrikot an Vine weiterreichen. | Foto: Cor Vos

Nun hat der neue UAE-Kapitän vor den zwei letzten Etappen der Tour Down Under einen Vorsprung von 15 Sekunden auf Bilbao und 16 Sekunden auf Yates. Alle anderen Kontrahenten sind bereits 45 Sekunden oder mehr zurück und niemand kann sich wirklich vorstellen, wie einer von ihnen Vine auf der entscheidenden Etappe hinauf zum Mount Lofty in den Adelaide Hills am Sonntag so viel Zeit abnehmen sollte.

Vine selbst warnte allerdings: "Es kann immer alles passieren. Ein Defekt irgendwo auf den letzten fünf Kilometern und alles ist vorbei", sagte er. "Und die Lofty-Etappe ist auch noch sehr hart. Wenn sie gefahren wird wie ein Klassiker, mit vielen frühen Attacken, kann da noch viel passieren."

Am Samstag aber sollte zwischen Port Willunga und Willunga Town nicht viel passieren. Auch wenn es dort auf dem Schlusskilometer der 4. Etappe mit 3,2 Prozent leicht bergan geht, dürfte dieses Teilstück den Sprintern gehören.

Im Zielsprint des Ausreißertrios setzte sich Pello Bilbao (Bahrain Victorious) vor Simon Yates (Jayco – AlUla) durch. Vine (hinten) übernahm als Tagesdritter die Gesamtführung der Tour Down Under. | Foto: Cor Vos

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