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17.06.2013 | (rsn) - Eigentlich war es ein romantisches Szenario: Bob Jungels vom Team RadioShack-Leopard hat in seiner Heimat die letzte Etappe der Luxemburg-Rundfahrt gewonnen und sich dabei nur knapp vor dem noch heraneilenden Paul Martens (Blanco) durchgesetzt. Der Deutsche wiederum durfte sich mit dem ersten Rundfahrt-Gesamtsieg seiner Karriere mehr als nur trösten. Eigentlich hätte so jeder glücklich sein können. Doch wie es mit der Romantik oft ist, so scheint sie auch in Luxemburg nicht ganz echt gewesen zu sein.
Jungels nämlich bekam bei seinem Angriff auf der vorletzten Runde verbotene Hilfe von seinem Teamkollegen Danilo Hondo. Der hatte zunächst das Tempo im Feld angezogen, um die Attacke seines Kapitäns vorzubereiten. Soweit war alles normal, doch als Hondo anschließend von der Spitze zurückfiel soll er Jungels mit der Hand beschleunigt haben, genau wie man es von Sechstagerennen kennt: Die Fahrer geben sich die Hand, und der vordere zieht den hinteren mit aller Kraft vorbei, so dass der eine starke Beschleunigung erfährt.
Diese Beschleunigung nutzte Jungels, um aus dem Feld nach vorne zu springen und anschließend dem Sieg entgegenzufahren - wenn die Schilderung denn richtig ist. Denn der Luxemburger selbst beteuerte nach dem Rennen: „Als er (Hondo) zurückfiel, bewegte er seine rechte Hand um mir zu zeigen, dass ich angreifen sollte - und das tat ich. Aber ich habe nicht seine Hand genommen“, wird der 20-Jährige in der Pressemeldung seines Teams zitiert.
Das luxemburgische News-Portal wort.lu, das das gesamte Rennen unter anderem im Live-Ticker begleitete, verzichtete zwar auf den Sechstage-Begriff Handablösung, schrieb aber dennoch zumindest von einem Anschieben durch Hondo. Andere Medien blieben der Handablösungs-Version treu, die auch Martens am Abend gegenüber Radsport News geschildert hatte und wegen der sich mehrere Teams nach dem Rennen bei der Rennleitung beschwert hatten.
Doch egal, ob es eine echte Handablösung oder nur ein normales Anschieben war: Eine beschleunigende Hilfe zur Attacke ist nicht erlaubt, und die Rennleitung belegte dieses Vergehen mit einer Geld- sowie einer Zeitstrafe von zehn Sekunden. Da Jungels zeitgleich mit Martens ins Ziel kam, wäre die wohl logische Konsequenz gewesen, dass der Deutsche auch den Etappensieg geerbt hätte.
Doch die Rennleitung wandte die Zeitstrafe nicht auf das Tages- sondern nur auf das Gesamtklassement an, in dem Jungels vom zweiten auf den fünften Rang zurückfiel, was ihn außerdem das Weiße Trikot des besten Jungprofis kostete. Den illegal ergatterten Etappensieg aber durfte er behalten. Das empfand nicht nur Martens als „merkwürdig“.