Slowene schockt zu seinem Saisonauftakt die Konkurrenz

81 Kilometer! Pogacar mit Monster-Solo zum Strade-Sieg

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "81 Kilometer! Pogacar mit Monster-Solo zum Strade-Sieg"
Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) bei seinem 81-Kilometer-Solo | Foto: Cor Vos

02.03.2024  |  2022 war es ein 49-Kilometer-Solo, zwei Jahre später setzte er noch mal einiges drauf: Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat die Strade Bianche (1.UWT) mit einem Angriff 81 Kilometer vor dem Ziel und einer darauffolgenden Machtdemonstration für sich entschieden. Während die namhafte Konkurrenz nicht wirklich den Eindruck machte, der Attacke des 25-Jährigen folgen zu wollen, waren es später Maxim Van Gils (Lotto Dstny) und Toms Skujins (Lidl - Trek), die sich aus einer großen Verfolgergruppe absetzten.

Im Schlussanstieg konnte der erfahrene Lette seinen jüngeren Rivalen aus Belgien auskontern und Platz 2 sichern. Obwohl Pogacar im Schlussanstieg nur noch austrudelte und auf den nassen Bodenplatten sein Rad nahezu um die Kurven trug, blieben ihm 2:44 Minuten Vorsprung auf Skujins. Für Vorjahressieger Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) blieb nach einer zu spät lancierten Attacke nur Rang 4 vor Matej Mohoric.

Bereits vor dem Start hatte der Slowene angekündigt, in Sektor 8, Monte Sante Marie, mit 11,5 Kilometern der zweitlängste des Tages, angreifen zu wollen. Er machte wahr, was viele vielleicht nur für einen Scherz oder eine Drohung gehalten hatten. Vielleicht wurde diese Zurschaustellung seiner Form auch ein wenig durch den überlegenen Auftritt von Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) bei O Gran Camino (2.1) angestachelt. Der Däne hatte dort ebenfalls mehr oder weniger mit der Konkurrenz gespielt.

Visma-Fraktion bleibt blass, Kämna bester Deutscher

“Das Rennen war von Beginn an sehr schnell und sehr selektiv, das hatte so keiner erwartet“, suchte Pogacar im Siegerinterview nach einer Erklärung für seinen Ritt. “Dann hatten wir zwischendurch sehr schlechte Bedingungen in dem Sektor. Und in der Gruppe, die da noch etwa 25 Fahrer stark war, hatte keiner mehr Ressourcen, weil Tim (Wellens, Teamkollege von Pogacar) einen superguten Job und das Rennen sehr hart machte. Es war sehr schlammig, die Sicht schlecht und dann bin ich einfach gegangen.“

So spielerisch, wie Pogacar die Situation schilderte, fuhr er das Rennen zu Ende. “Ich wusste, dass ich es bis ins Ziel durchziehen kann, wenn ich eine Lücke reißen kann“, so der Sieger, der damit wie auch in den vier Jahren zuvor jedes Mal sein Premierenrennen in der jeweiligen Saison für sich entscheiden konnte.

Während es eher die zweite Reihe war, die versuchte, hinter Pogacar das Rennen zu machen, war von der breiten Phalanx von Visma – Lease a Bike um die Kapitäne Attila Valter, Sepp Kuss und Christophe Laporte kaum etwas zu sehen. Zwischenzeitlich waren die Gelb-Schwarzen nicht mal mehr in der großen Verfolgergruppe vertreten, nur Laporte rettete sich am Ende mit Mühe in die Top 10. Auch Pidcock agierte lang sehr zurückhaltend, doch der Brite konnte immerhin noch Ergebniskorrektur betreiben.

Einen guten Job machte Lennard Kämna. Als einziger Deutscher und letzter Profi seines Teams Bora – hansgrohe hielt er lange Zeit den Kontakt zur Spitzengruppe. Am Ende fehlten aber die Körner und der 27-Jährige erreichte als 20. mit 8:40 Minuten Rückstand das Ziel.

So lief Strade Bianche:

Keine fünf Kilometer waren gefahren, ehe sich die ersten Fahrer um Attacken bemühten. Ein größeres Loch schafften sieben Athleten um Felix Engelhardt (Jayco - AlUla) und Toms Skujins (Lidl - Trek), doch auch sie kamen nicht weit. Dann war eine Weile Ruhe, ehe 176 Kilometer vor dem Ziel eine weitere Gruppe ihr Glück versuchte.


Das Profil von Strade Bianche | Quelle: Veranstalter

Fünf Mann gingen, Lawson Craddock (Jayco - AluLa), Mark Donovan (Q36.5), Dion Smith (Intermarché - Wanty), Nils Brun (Tudor) und Anders Halland Johannessen (Uno-X Mobility), der im ersten Versuch schon mal dabei war, schafften es auch maximal zweieinhalb Minuten Vorsprung, wurden dann aber an der 100-Kilometer-Marke ebenfalls wieder gestellt.

Dann setzte Regen ein, der in der Folge ziemlich heftig wurde. Magnus Cort (Uno-X Mobility) und Quinn Simmons (Lidl - Trek) waren die nächsten Angreifer, wurden aber kurz darauf im Fünf-Sterne-Sektor San Martino in Grania wieder eingeholt. Dort drückte das UAE Team Emirates aufs Gas, sprengte das Feld und verkleinerte das Peloton auf rund 40 Fahrer.

Pogacar attackiert und fährt mit Leichtigkeit davon

In der Folge ging Simmons erneut und schaffte es bis Sektor 8, Monte Sante Marie. Dort dünnte UAE weiter aus, und nachdem Tim Wellens als letzter Helfer im Wind war, trat Pogacar 81 Kilometer vor dem Ziel an. Sepp Kuss (Visma – Lease a Bike) machte kurz Anstalten mitzugehen, ließ es aber doch bleiben. Stattdessen bildete sich hinter Pogacar eine andere Gruppe: Ben Healy (EF Education – EasyPost), van Gils sowie die beiden Pogacar-Kompagnons Wellens und Isaac del Toro.

Während die Sonne wieder herauskam, baute Pogacar seinen Vorsprung auf 45 Sekunden aus. Erster Verfolger: Van Gils. Weitere 40 Sekunden dahinter hatte sich eine Gruppe um alle weiteren Favoriten gebildet. Rund 15 Fahrer mit Attila Valter, Sepp Kuss, Christophe Laporte (alle Visma – Lease a Bike), Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers), Matej Mohoric (Bahrain Victorious) und auch Lennard Kämna als einzigem Bora-Profi.

68 Kilometer vor dem Ziel war Van Gils von der Gruppe, die nun von Ineos Grenadiers angeführt wurde, gestellt, Pogacar allerdings auf zwei Minuten enteilt. Der Vorsprung des Slowenen wuchs weiter an. Und weil hinten wenig passierte, bildete sich auf Initiative einer französischen Allianz um Benoit Cosnefroy (Decathlon – AG2R La Mondiale) und Romain Bardet (dsm-firmenich – PostNL) eine neue Gruppe, zu der aber bis auf die Visma-Fahrer und Pidcock fast alle wieder aufschlossen.

Van Gils und Skujins kämpfen um die Plätze

30 Kilometer später hatte sich die Konstellation hinten erneut verändert, Pidcock und Laporte waren wieder nach vorne gefahren. Aber der Rückstand auf den Führenden wuchs weiter auf dreieinhalb Minuten an, weil etwaige Versuche, das Tempo zu erhöhen, Stückwerk blieben. Bei der ersten Durchfahrt des Sektor Le Tolfe versuchte es erneut Van Gils, sich vor die Gruppe zu setzen. Schnell war er bei einer knappen halben Minute.

25 Kilometer vor dem Ziel hatte sich auch Skujins von seinen Begleitern absetzen können, fünf Kilometer später hatte er zu Van Gils aufgeschlossen. Die Gruppe dahinter hatte die Hoffnungen aufs Podium aufgegeben und nahm die Beine hoch. Pidcock versuchte es dann zwar noch einmal, doch startete er seine Attacke zu spät, um nach vorne aufschließen zu können.

Mit etwas mehr als drei Minuten Vorsprung ging Pogacar in den letzten 1100 Meter Schotter bei Le Tolfe, 13 Kilometer vor dem Ende. Bis zum Schlussanstieg änderte sich nichts mehr an der Konstellation. Und während Pogacar bereits in den Armen seiner Freundin Urska lag, übernahm sich van Gils im steilen Schlussanstieg. Skujins konterte die Attacke und fuhr Platz 2 nach Hause. Pidcock rettete Platz 4 vor Mohoric ins Ziel.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

12.04.2024Alaphilippe fuhr Klassiker mit gebrochenem Wadenbeinkopf

(rsn) – Julian Alaphilippe (Soudal – Quick-Step) hat nach einem Sturz bei Strade Bianche Anfang März die folgenden Rennen mit einem gebrochenen Wadenbeinkopf bestritten. Das sagte der Franzose im

04.03.2024Kämna 14. im Auftakt-Zeitfahren von Tirreno-Adriatico

(rsn) – Nach Rang zwei im Vorjahr, wo das Auftaktzeitfahren auf dem exakt gleichen Parcours durch Regen beeinflusst wurde, hat Lennard Kämna (Bora – hansgrohe) die 59. Auflage von Tirreno-Adriati

03.03.2024Wilksch “genießt“ Strade-Debüt: “Richtig geiles Rennen“

(rsn) – Hannes Wilksch (Tudor) eilt ein Ruf voraus. Dem 22-Jährigen wird nachgesagt, dass er einmal ein Mann für die ganz schweren Rennen werden könnte. Als wolle man dieser Erwartung entsprechen

02.03.2024Geschke hatte noch 9 Kilometer, als er Pogacar gewinnen sah

(rsn) – Schon fast 2.000 Rennkilometer hat Simon Geschke (Cofidis) in der noch jungen Saison in den Beinen. Die letzten 200 waren eine richtige Kraftanstrengung bei der 18. Austragung von Strade Bi

02.03.2024Niewiadoma unter Tränen: “Ich wünschte ich wäre 60ste“

(rsn) – Zum neunten Mal auf der Piazza del Campo in Siena angekommen, zum neunten Mal in den Top Ten gelandet – aber wieder nicht gewonnen: Katarzyna Niewiadoma (Canyon – SRAM) lag nach der zehn

02.03.2024Pidcock: “Als wären wir ein Gruppetto gewesen“

(rsn) – Den achten Gravelsektor der 18. Austragung von Strade Bianche (1.UWT) hatte Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) vor dem Start als seinen Startpunkt für seinen Angriff auf seinen zweiten Sieg

02.03.2024Weltmeisterin Kopecky holt zweiten Strade-Erfolg

(rsn) – Lotte Kopecky (SD Worx – Protime) hat nach der achten auch die zehnte Ausgabe von Strade Bianche Donne (1.WWT) gewonnen. Nach 137 Kilometern war sie auf dem Piazza del Campo in Siena drei

02.03.2024Alle Aufgebote für die 18. Strade Bianche

(rsn) – Obwohl am Samstag die erst 18. Ausgabe der Strade Bianche (1.UWT) ansteht, gehört das spektakuläre Eintagesrennen über die weißen Schotterpisten der Toskana bereits zu den Klassikern des

01.03.2024Pidcock: “Ich verspüre keinen zusätzlichen Druck“

(rsn) – Auch die 18. Ausgabe der Strade Bianche (1.UWT) wird wieder spektakuläre Bilder liefern, zumal das Rennen in diesem Jahr um gleich 30 Kilometer verlängert wurde. Wir haben vor dem Start in

01.03.2024Ein junger Klassiker für die ganz großen Namen

(rsn) – Auch wenn die seit 2007 veranstaltete Strade Bianche eine im Vergleich zu den traditionellen Eintagesrennen in Belgien, Frankreich oder Italien noch relativ junge Veranstaltung ist, so hat s

01.03.2024Pogacar aus dem Stand zum zweiten Strade-Triumph?

(rsn) – So spät wie noch nie in seiner bisherigen Profikarriere startet Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) in die Saison. Bei der 18. Strade Bianche (1.UWT) wird der Slowene am Samstag sein sechstes

01.03.2024Die Aufgebote für die 10. Strade Bianche Donne

(rsn) – Wenn am Fortezza Medicea vor den Toren der Altstadt von Siena am Samstag um 9:30 Uhr der Startschuss zur 10. Auflage der Strade Bianche Donne fällt, machen sich 24 Teams mit je sechs Fahrer

Weitere Radsportnachrichten

16.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

16.05.2024Ohne Hindernisse durch die Po-Ebene

(rsn / ProCycling) – Vor etwa 15 Jahren gab es bei den großen Rundfahrten noch eine Handvoll Etappen, die kaum sehenswert waren – lange und langweilige Sprintetappen, die scheinbar kein Ende nahm

16.05.2024Algerien: Sarnowski hätte “das Ding auch holen können“

(rsn) - Tillman Sarnowski (Embrace The World) hat wie am Vortag, so auch auf der 5. Etappe der Algerien-Rundfahrt (2.2) den zweiten Rang herausgefahren. Im Sprint nach 129 Kilometern in Bouira musste

16.05.2024Van Bondt: “Unglaublich, was Julian gemacht hat“

(rsn) – Die 12. Giro-Etappe entwickelte sich zum erwarteten Tag der Ausreißer und speziell der des Julian Alaphilippe (Soudal – Quick Step). Nach einem Tagessieg bei der Vuelta a Espana sowie sec

16.05.2024Balsamo mit Gehirnerschütterung und Frakturen

(rsn) – Elisa Balsamo (Lidl – Trek) hat sich bei ihrem schweren Sturz auf der 1. Etappe der Vuelta a Burgos Feminas (2.WWT) Frakturen und eine Gehirnerschütterung zugezogen. Das gab ihr Team am A

16.05.2024Hellas: Ritzinger erst ganz hinten und dann mit Doppelschlag

(rsn) – Beim zweigeteilten Auftakt der Tour of Hellas (2.1) war Felix Ritzinger (Felt - Felbermayr) als Vierter des Einzelzeitfahrens und mit dem auf der zweiten Halbetappe hauchdünn verpassten Ber

16.05.2024Bennet bejubelt zweiten Sieg in Folge, Ackermann Fünfter

(rsn) – Mit seinem zweiten Sieg in Folge hat Sam Bennett (Decathlon – AG2R La Mondiale) seine Führung bei der 4 Tagen von Dünkirchen (2.Pro) ausgebaut. Der 33-jährige Ire entschied die 3. Etapp

16.05.2024Orlen-Bergankunft für Deutsches U23-Nationalteam zu schwer

(rsn) - Auf der schweren 2. Etappe des Orlen Nations GP /2.NC), die nach 110 Kilometern mit einer Bergankunft in Kohutka zu Ende ging, hatte die Deutsche U23-Nationalmannschaft nichts mit dem Ausgang

16.05.2024Highlight-Video der 12. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Giro-Debütant Julian Alaphilippe (Soudal – Quick-Step) hat auf der 12. Giro-Etappe triumphiert. Der 31-jährige Franzose holte sich nach 193 Kilometer von Martinsicuro nach Fano als Solis

16.05.2024Alaphilippe triumphiert nach langer Flucht als Solist in Fano

(rsn) – Einen grandiosen Comeback-Sieg feierte Julian Alaphilippe (Soudal – Quick-Step) auf der welligen 12. Etappe des Giro d’Italia zwischen Martinsicuro und Fano. Nach schwierigen Jahren mit

16.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 12. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

16.05.2024Henttala fängt in Burgos Schrempf kurz vor dem Ziel noch ab

(rsn) – Nur um wenige Meter hat Carina Schrempf (Fenix – Deceuninck) zum Auftakt der Vuelta a Burgos Feminas (2.WWT) ihren zweiten Profisieg verpasst. Die Österreichische Meisterin hatte gut zwei

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • 4 Jours de Dunkerque / Grand (2.Pro, FRA)
  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)